Ketsch. Eigentlich ist das Ende der grundlegenden Sanierung sowie Umgestaltung der Neurottschule für Ende Dezember geplant. Denn dann laufen die Abrechnungsfristen aus, damit die Gemeinde die unbedingt notwendigen Förderungen von Bund und Land erhalten kann. Bei Kosten von insgesamt rund zwölf Millionen Euro – inklusive Neubau des Mensa- und Hortgebäudes, der umfangreichen Brandschutzmaßnahmen im Altbau, der Erweiterung um mehrere sogenannte Lernateliers und weiterer Maßnahmen für die Umstellung auf den Betrieb als Gemeinschaftsschule – könnte sich Ketsch keinen Verlust dieser Unterstützung erlauben.
Doch auch wenn alle Beteiligten beim Baustellenrundgang mit unserer Zeitung versichern, dass dieses Ziel eingehalten wird, drohen am Horizont wortwörtlich dunkle Wolken: Bei Regen dringt seit Jahren immer wieder Wasser über das große Flachdach aus den späten 60er-Jahren in die Neurottschule. „In der Vergangenheit ist schon oft versucht worden, das Problem zu lösen. So hat vor Jahren eine Spezialfirma aus der Schweiz eine Schutzfolie über dem gesamten Flachdach verlegt – doch auch diese zusätzliche Hülle scheint inzwischen nicht mehr zu helfen“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider, der selbst erst seit etwas über einem Jahr im Amt ist. „Wir haben aktuell mehrere Bereiche, in denen Wasser eindringt und die wir demnächst angehen werden. Die Mittel dafür sind bereits im laufenden Haushalt eingeplant.“
Doch beim Starkregen vergangene Woche tropfte es auf einmal auch in der Aula – dort, wo momentan im Zuge der Sanierung die Decken von ihren alten Holzverkleidungen befreit und durch moderne, schwerer entflammbare Elemente ersetzt werden. Beim Baustellenrundgang ist der Boden der Aula noch immer an vielen Stellen nass, Mülleimer sollen provisorisch das Gröbste auffangen. Die für die Sanierung zuständigen Architekten des Mannheimer Büros Studio SF beeilen sich zu betonen, dass diese Problematik in keinem direkten Zusammenhang mit den aktuellen Arbeiten stehe. „Die Sanierung des Daches gehört nicht zu unserem Projekt: Wir sind seit 2017 für den Brandschutz, die neuen Gemeinschaftsschulräume und diverse Umgestaltungen verantwortlich. Das Dach war hingegen nie Bestandteil der Sanierung. Was die neuen Undichtigkeiten in der Aula verursacht hat, wird erst noch genau ermittelt werden müssen“, sagt Inhaber Simon Fischer.
„Es reicht schon, wenn an einer Stelle im Dach ein winziges Loch ist“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider die Problematik. „Wasser sucht sich immer seinen Weg und findet Schwachstellen, die weit weg von der eigentlichen Undichtigkeit liegen können. Deshalb ist es so schwer, die Stelle zu finden, die ausgebessert werden muss. Und letztlich bleibt es immer Flickwerk, wenn man ein altes Dach auf diese Weise reparieren will.“
Grundsatzentscheidung verteidigt
Diese Probleme mit dem Bestand aus den späten 60er-Jahren wären mit einem neuen Schulhaus wohl vermeidbar gewesen – doch statt der jetzt voraussichtlich rund zwölf Millionen Euro wären dann geschätzte 25 Millionen Euro an Kosten entstanden, verteidigen die Verantwortlichen unisono die einige Jahre zurückliegende Grundsatzentscheidung. „Wir müssen trotzdem schauen, wie wir das Problem langfristig lösen, denn sonst regnet es uns in frisch sanierte Schulräume rein, das wäre natürlich unhaltbar“, sagt Bauamtsleiter Marc Schneider.
Neben den Arbeiten in der Aula sind die Handwerker derzeit im letzten Klassenzimmer-Trakt Richtung Gartenstraße beschäftigt. Außerdem sind die restlichen Bereiche des naturwissenschaftlichen Gebäudeteils an der Reihe, dessen Fachräume bereits vor einigen Jahren erneuert worden sind. „Wir kommen gut voran und werden die Frist bis zum Jahresende einhalten. Auch unsere Kosten werden wir nicht überschreiten, was in der aktuellen Lage wirklich nicht selbstverständlich ist“, versichert der verantwortliche Architekt und Bauleiter Yasin Ugur.
In einem allerletzten und separaten Schritt soll dann die Grünfläche zur Gartenstraße neugestaltet werden, die derzeit noch als Zufahrt zur Baustelle dient. Doch ob die bisherigen umfangreichen Pläne mit einer parkähnlichen Gestaltung und zahlreichen Möglichkeiten zum Aufenthalt und Unterricht im Freien tatsächlich einmal umgesetzt werden können, ist inzwischen unklar. „Die Planungen sehen eigentlich vor, diesen Bereich so ähnlich wie die bereits umgestalteten Flächen zwischen Schule und Mensa hochwertig neu anzulegen. Doch die angespannte Haushaltslage zwingt uns wohl dazu, alles noch einmal zu überdenken“, sagt Bauamtsleiter Marc Schneider nachdenklich – und wohl auch mit Blick auf die zu befürchtenden Kosten für die notwendige Sanierung des Flachdachs.
Immerhin eine Maßnahme konnte inzwischen aber umgesetzt werden, die lange geplant war und zusätzlichen Schaden von der Neurottschule und der Gemeinde abwenden könnte: Das gesamte Schulgelände ist inzwischen mit einem rund zwei Meter hohen Zaun abgegrenzt, dessen Tore abends vom Hausmeister abgeschlossen werden. Im Bereich der Baustelle steht teilweise noch ein provisorischer Bauzaun, doch auch dieser ist fest verbunden und soll einen unbefugten Zutritt verhindern.
„Wir hatten in letzter Zeit immer mehr Probleme mit Vandalismus: Vor allem Farbschmierereien, aber mitunter hat die Polizei auch Jugendliche vom Dach geholt, die dort ihr Unwesen getrieben haben. Zuletzt mussten wir mehrfach die Woche nachts vor Ort sein, weil wieder etwas passiert ist. Mittlerweile liegen die Schäden bei bis zu 40 000 Euro – da mussten wir schnell und endgültig handeln“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider. Doch auch wenn der neue Zaun einige akute Probleme lösen könnte: Die Neurottschule wird sein Amt auch nach Abschluss der laufenden Sanierung wohl noch lange beschäftigen.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-umbau-der-ketscher-neurottschule-auf-zielgeraden-aber-dach-undicht-_arid,1969866.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html