Ketsch. Der Jahresausflug des Umweltstammtischs führte 14 Mitglieder über das verlängerte Wochenende Anfang Oktober nach Andernach in die Vulkaneifel. Das Mittelgebirge mit seiner bewegten vulkanischen Geschichte ist geprägt von zahlreichen Maaren und zeigt auch heute noch vulkanische Aktivität, die sich in Gasaustritten und kleinen Beben bemerkbar macht.
Nach dem Bezug des Hotels am Rheinufer stand zunächst der Besuch des Geysir-Museums auf dem Programm. Nach einer herzlichen Begrüßung erhielten die Teilnehmer eine thematische Einführung in die vulkanische Entstehungsgeschichte der Region. Mit einem Fahrstuhl „ging es“ scheinbar 4.000 Meter in die Tiefe, wo die Entdeckungstour durch das Museum begann.
In realistischen Kulissen wurden vulkanische Aktivitäten anschaulich dargestellt, und mit Hebeln, Düsen und Pumpen konnten physikalische Prozesse auf eindrucksvolle Weise nachvollzogen werden. Besonders faszinierend war die anschauliche Darstellung der „Funktionsweise“ des Geysirs.
Ketscher Umweltstammtisch erlebt Ausbruch des weltweit größten Kaltwassergeysirs
Im Anschluss brachte ein kleines Schiff die Gruppe vom gegenüberliegenden Steg zum Naturschutzgebiet „Namedyer Werth“. Nach einem kurzen Spaziergang erreichte man den kupferroten Steinhaufen rund um den Geysir und konnte beobachten, wie das Wasser zunächst zu blubbern begann, um sich dann zu einer rund 60 Meter hohen Fontäne zu erheben – ein spektakuläres Schauspiel, das etwa 15 Minuten andauerte. Damit erlebten die Teilnehmer den Ausbruch des weltweit größten Kaltwassergeysirs.
Zurück in Andernach stärkte sich die Gruppe bei einem Italiener, bevor ein geführter Nachtwächterrundgang auf dem Programm stand. Auf unterhaltsame Weise erzählte der Nachtwächter zahlreiche Anekdoten und Geschichten über die Stadt.
Nach einem reichhaltigen Frühstück startete die Gruppe am Freitagmorgen in Richtung Kretz. Ziel war das Römerbergwerk Meurin, das größte römische Untertage-Abbaugebiet für Tuffstein nördlich der Alpen. Die mehrere Meter mächtige Tuffschicht entstand vor etwa 2.000 Jahren durch die gewaltige Explosion des Laacher-See-Vulkans.
Während der Führung tauchten die Teilnehmer in die faszinierende Arbeitswelt römischer Bergleute ein und erhielten Einblicke in antike Techniken, Werkzeuge und Arbeitsbedingungen. Auch das Alltagsleben dieser Zeit wurde lebendig vermittelt – etwa das Mahlen von Mehl mit einfachen Mahlsteinen oder die Arbeit eines Schmieds.
Ketscher erkunden historische Brauereien
Nach kurzer Fahrt erreichte man Mendig, wo der Besuch des Lavakellers und des Lavadomes anstand. Mit Helmen ausgerüstet stieg die Gruppe über eine schmale Treppe 32 Meter hinab in den historischen Lavakeller. Auf einer Fläche von etwa drei Quadratkilometern erstreckt sich unter der Stadt ein weit verzweigtes Netz von Kellern, in denen im späten Mittelalter unter schwierigen Bedingungen Basaltlava abgebaut wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts nutzten zahlreiche Brauereien die konstant kühle Temperatur von sechs bis neun Grad zur Bierlagerung.
Wieder im Tageslicht angekommen, unternahmen die Teilnehmer eine Wanderung durch das nahe gelegene Naturschutzgebiet „Thürer Wiesen“. Seit 1987 unter Schutz gestellt, hat sich das Gebiet zu einem Paradies für Watt- und Wasservögel, Wiesenvögel und Eulen entwickelt. Zur Pflege des Feuchtgebiets tragen Karpatische Wasserbüffel bei, die auch beobachtet werden konnten. Den Abend ließ man in der Vulkanbrauerei ausklingen, wo hauseigene Biere und deftige Speisen keine Wünsche offenließen.
Der Samstag führte in die Benediktinerabtei Maria Laach. Einige Mitglieder nahmen in der Pfeilerbasilika an der Tageshore der Mönche und einem anschließenden Orgelkonzert teil. Am Nachmittag stand eine Führung über das Klostergelände an. Der Rundgang führte vom Laacher Engel und der Johanneskapelle bis zur Michaelskapelle mit dem Mönchsfriedhof. Spannende historische Hintergründe, Einblicke in das Leben der Benediktinermönche und der Besuch der alten Jesuitenbibliothek zählten zu den Höhepunkten des Nachmittags.
Laacher See und „Mofetten“: Umweltstammtisch Ketsch erlebt Naturschauspiele
Ein Teil der Gruppe begab sich danach auf eine rund neun Kilometer lange Wanderung um den Laacher See, um die sogenannten „Mofetten“ zu entdecken – kleine CO₂-Austritte, die am Ostufer des Sees wie in einem Glas Mineralwasser aufsteigen und auf vulkanische Aktivität im Untergrund hinweisen. Andere Mitglieder nutzten die Zeit zum Einkaufen im Klosterladen oder für eine gemütliche Kaffeepause. Der Tag fand seinen Ausklang beim Abendessen im syrischen Restaurant „Damaskus“ in Andernach.
Auf dem Heimweg legte die Gruppe noch einen Stopp bei Mülheim-Kärlich ein, um den Traumpfad „Streuobstwiesenweg“ zu erwandern. Der Weg führte vorbei an zahlreichen Streuobstwiesen mit Pflaumen-, Kirsch-, Apfel-, Birnen- und Holunderbäumen sowie an Schlehen- und Sanddornbüschen.
Am Wegesrand wuchsen Pilze, die von Matthias Ihrig bestimmt wurden, und es konnten Walnüsse sowie Esskastanien gesammelt werden. Von einer kleinen Anhöhe aus bot sich schließlich ein herrlicher Blick über die Rheinebene. Kaum zurück am Parkplatz setzte Regen ein – ein gelungener Abschluss zur rechten Zeit.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-umweltstammtisch-ketsch-erlebt-natur-und-geschichte-in-der-vulkaneifel-_arid,2335999.html