Ketsch. In unserer kleinen Serie zum laufenden 70. Ketscher Backfischfest nimmt der dritte, der abschließende Teil die Fischerkönige der Jahre ab 2000 unter die Lupe.
Zur Jahrtausendwende war das Backfischfest längst der Anziehungspunkt im Veranstaltungskalender – nicht nur regional. Weit über 150 000 Besucher finden den Weg ins Bruchgelände und das Zelt füllt sich mühelos, wenn Partybands wie Radspitz sich ankündigen.
Man bezahlt nun seinen Backfisch, bei den die beiden großen Fischbäckereien Oswald links und Pit-Fisch rechts von der Backfischfestbühne anbieten, nicht mehr mit D-Mark sondern mit Euro.
2008 sichert sich der damals gerade mal 20-jährige Christian Kobiela die Königskette. Es ist sein zweites Königsangeln und sein Opa Herbert Hüpsel, die gute Seele des Angelsportvereins 1928, fiebert natürlich mit, als schließlich die Waage ermittelt, dass Kobiela vorne liegt. „Ich hatte damals meinen Angelplatz auf der langen Seite etwa mittig mit Blick auf das Fischerheim. Meine Familie hat mich großartig unterstützt und bis ich vom Königsangeln heimkam, war schon alles dekoriert und alle völlig aus dem Häuschen“, erinnert sich Kobiela, der in den späteren Jahren noch mal Fischerkönig wird, aber aufgrund der Pandemie ohne Fest auskommen muss und zudem einige Prinzentitel erlangt.
Rückblick auf das Ketscher Backfischfest: Von wegen „ewiger Prinz“
Ein weiterer „ewiger Prinz“ angelt sich 2011 an die Spitze, denn Christian Klefenz blickt auf viele Angelerfolge schon als Jugendlicher zurück, bevor ihm die Königskette erstmals verliehen wird. „Zehn Tage Fest waren angesagt und ich kann nur sagen: Um Fischerkönig zu werden, braucht man Glück und Geschick, um Fischerkönig zu sein, viel Unterstützung und ein gutes Netzwerk. Ich erinnere mich, dass ich leider keinen Geschmack am Binding Bier hatte und somit lieber mit Weinschorle zuprostete“, lacht Klefenz und gibt eine Angelanekdote preis: „Ich war ja in all den Jahren nicht nur in Ketsch Fischerkönig. Einmal hatten wir ein Nachangeln beim ASV und ich bildete mit Manuel Krieger ein Tandem. Plötzlich biss ein Karpfen und riss meine Angel mit ins Wasser. Ich sprang hinterher, denn es war meine absolute Lieblingsangel. Nass bis auf die Haut war ich und am nächsten Morgen wollte ich zum Königsangeln zu den Eisvögeln nach Hockenheim. Was soll ich sagen, mit meiner geretteten Angel wurde ich nach dieser turbulenten Angelnacht deren Fischerkönig.“
Die Königswürde in Ketsch erlangt Klefenz dann noch weitere dreimal in Folge ab den Jahren 2017. „Die Abholungen waren immer das Schönste. Man wusste ja nie, mit welchem Gefährt die Freunde einem überraschen würden. Vom Cabrio über einem Lanz Bulldog bis hin zu einer Rikscha war alles dabei. Ich sagte nur: Solange ich nicht mit einem Esel ins Zelt reiten muss, passt alles“, lacht der vierfache Fischerkönig und mehrfache Prinz.
Rückblick auf das Ketscher Backfischfest: Noch ein Vierfachtitel
Angekommen in den 2020er Jahren fiel das Backfischfest zwei Jahre in Folge aus. Die Corona-Pandemie vereitelte Geselligkeit und Feierspaß zunächst. 2022 kehrte das Backfischfest mit neuem Festwirt und der Rothaus Brauerei und mit bewährten und neuen Bands zurück, allerdings ganz ohne Backfisch im Zelt. Hans- Peter Hambsch regierte als Fischerkönig die Neuauflage 2022 und zum Abschluss gibt es noch ein Höhenfeuerwerk, während das Ballonwettfliegen im Sinne der Nachhaltigkeit eingestellt und auch der ASV-Biergarten nicht mehr aufgebaut wird.
Doch die Menschen freuen sich, endlich wieder gemeinsam feiern zu dürfen. 20 Prozent mehr Besucher als vor der Pandemie lautet die erfreuliche Bilanz.
2023 heißt der Fischerkönig nach einem Königsangeln mit 26 Teilnehmern dann Manuel Krieger. Manuel zieht mit diesem Titelgewinn mit seinem Anglerfreund Klefenz gleich. Nach den Jahren 2013, 2014 und 2016 macht er den Vierfachtitel des Fischerkönigs für sich perfekt. Der Backfisch kehrt portionsweise zurück, Radspitz eröffnet mit einem vollen Festzelt und einige regionale Bands bringen Abend für Abend Stimmung. Zwei große Fahrattraktionen und eine gut sortierte Festmeile begeistern die Besucher.
„Über die Jahrzehnte hat sich viel verändert, was auch so sein muss. Doch eines darf nicht vergessen werden: Die Angler sind es, die damals dieses Fest begonnen haben und wachsen ließen. Ich wünsche mir, dass bei allem, was in Zukunft kommt, auf die Traditionen aufgepasst wird. Vielleicht ist dies die größte Herausforderung für ein solches Fest in der aktuellen Zeit“, überlegt Manuel Krieger, der die Königskette mit Stolz trägt. Denn Fischerkönig zu sein, ist seit Jahrzehnten in Ketsch etwas Besonderes.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-vom-millennium-bis-heute-fischerkoenige-beim-ketscher-backfischfest-_arid,2114804.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html