Ketsch. Das Jahr 1974 kann durchaus als eines der denkwürdigsten in der nationalen und internationalen Sportgeschichte angesehen werden. Im Fußball errangen Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land nach legendären Spielen wie der „Wasserschlacht von Frankfurt“ den zweiten WM-Titel für die Bundesrepublik. Auch auf internationaler Ebene bleibt der als „Rumble in the Jungle“ bekannte Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman im afrikanischen Zaire (heute DR Kongo) unvergessen.
Doch während Millionen Menschen diese Großereignisse verfolgten, wurde auch in Ketsch – in diesem Fall regionale – Sportgeschichte geschrieben. Denn bereits seit 1967 kristallisierte sich in der Feldhandball-Abteilung der TSG eine äußerst talentierte Jugendmannschaft heraus, die ihre Gegner in den kommenden Jahren dominieren sollte und 1974 mit der Süddeutschen Meisterschaft in der A-Jugend ihren größten Erfolg feierte.
Die Ketscher Feldhandballer waren die erfolgreichste Jugendmannschaft in Baden
Bestehend aus zahlreichen guten Spielern der Jahrgänge 1956 und 1957 hatte der damalige Sportlehrer Franz Ochs eine Mannschaft zu formen, die von 1967 bis 1974 neunmal Kreis- und viermal Badischer Meister wurde und somit in diesem Zeitraum die erfolgreichste Jugendmannschaft im Badischen Handballverband war.
Da sich der Gipfel dieses Erfolgs nun zum 50. Mal jährt, fanden sich die erfolgreichen Handballer zu einer Jubiläumsveranstaltung auf dem Beachvolleyball-Areal der TSG zusammen, um die damalige Zeit mit Anekdoten nochmals aufleben zu lassen.
So wurden Erinnerungen an das Finale der Süddeutschen Feldhandballhandballmeisterschaft im württembergischen Metzingen gegen den damaligen Südbadenmeister VFL Pfullingen wach, das die Elf – beim Feldhandball treten im Gegensatz zur Hallenversion mehr Spieler an – dank einer aufopferungsvollen Leistung mit 13:10 für sich entscheiden konnte.
Ein großer Tag in der Handballgeschichte der TSG Ketsch
„Die verdienten Glückwünsche gehen an die Meistermannschaft, die für einen weiteren großen Tag in der Handballgeschichte der TSG Ketsch sorgte“, schrieb diese Zeitung 1974 zum Erfolg des Teams von Franz Ochs. Zusätzlich wurde Oliver Leiberich als bester Torwart des Turniers ausgezeichnet und erhielt die Trophäe vom Verbandspräsidenten persönlich.
Das Meisterteam, aus dessen Reihen viele Spieler auch im Seniorenbereich erfolgreich waren, stand für einige Attribute, die gemeinhin mit der Boomer-Generation in Verbindung gebracht wurden: Leistungs- und Siegeswillen sowie Kameradschaft und Hilfsbereitschaft. „Zum Beispiel mussten wir vor den Spielen den Rasenplatz abzeichnen oder die Tornetze auf- und wieder abhängen. Aber dies taten wir gerne und auch schnell, denn jeder freute sich auf das spätere Beisammensein“, erinnert sich Teammitglied Franz Lemberger.
Diese erfolgreiche Zeit ist jedoch nicht nur auf die genannten Attribute und das vorhandene Talent zurückzuführen, denn auch der versierte Trainer Franz Ochs sowie das umsichtige Vereinsmanagement um Hans Schreiner trugen einen entscheidenden Teil zu dieser Geschichte bei.
50 Jahre nach dem Meisterschaftsgewinn herrscht bei den Ketschern noch Kameradschaft
Dass der große Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft und das Motto „Elf Freunde müsst ihr sein“ auch 50 Jahre nach dem sensationellen Meisterschaftsgewinn noch besteht, zeigt die Jubiläumsveranstaltung, zu der fast alle Beteiligten an ihre alte Wirkungsstätte zurückgekehrt sind.
Schon zur damaligen Zeit spiegelte sich die außerordentliche Kameradschaft in einer fast 100-prozentigen Teilnahmequote bei Spielen und im Training. Auch für ihr späteres Berufsleben nahmen die Spieler einiges mit und ließen sich von dieser Mentalität prägen. Franz Lemberger erinnert sich an diese Zeit: „Feldhandball hat einfach einen Riesenspaß gemacht, Schnelligkeit gepaart mit Strategie brachte einige Tore. Und dies auf einem schönen Spielfeld – am liebsten auf dem Ketscher Rasenplatz – in der freien Natur.“
Und so stehen Lemberger und seine Mannschaftskameraden dank ihrer historischen Leistung bekannten Größen wie Beckenbauer oder Müller in nichts nach – wenn auch „nur“ auf regionaler Ebene. Doch in der Ketscher Sporthistorie haben die erfolgreichen Handballer ihren Platz sicher und dies wurde zum 50-jährigen Jubiläum gebührend gefeiert.
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