Sunday Movies

Wie in Ketsch ein Animationsfilm Kinder zum Zeichnen bringt

Clara Bärthlein hat während der Pandemie das Animieren entdeckt – jetzt zeigt sie ihren neuen Märchenfilm bei „Sunday Movies“ im Central Kino Ketsch. Im Interview erzählt sie, wie das Projekt entstanden ist.

Von 
Catharina Zelt
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Clara Bärthlein hat vor einigen Jahren die Liebe zum Animieren entdeckt. © Clara Bärthlein

Ketsch. Wie entsteht eigentlich ein Animationsfilm? Dieser Frage können Kinder und Erwachsene am Sonntag, 21. September, um 11 Uhr im Central Kino nachgehen. Dann zeigt Künstlerin Clara Bärthlein bei „Sunday Movies“ einen ihrer animierten Filme, beantwortet jede Menge Fragen und leitet sogar einen Workshop, bei dem Kinder selbst zeichnen können.

Im Interview erklären Bärthlein und Janine Marielle Ruch vom „Sunday Movies“-Team, wie das Projekt zustande kam, worum es in dem Film geht – und warum Märchen so gut zu Kindern passen.

Frau Bärthlein, Sie wohnen ein gutes Stück entfernt an der Schweizer Grenze. Wie haben Sie das „Sunday Movies“-Team kennengelernt?

Clara Bärthlein: Ich habe Sabine Weiß über einen Art-Chat kennengelernt. Mit mehreren Leuten haben wir vereinbart, immer sonntags zu einem bestimmten Thema eine Zeichnung zu teilen. Das haben wir zwei bis drei Jahre lang gemacht. Dann wollten wir uns auch mal persönlich treffen und haben uns in der ganzen Gruppe kennengelernt. Ich habe oft kleine Video-Animationen geteilt. Irgendwann hat mich Sabine Weiß gefragt, ob ich nicht Lust hätte, einen längeren Film für „Sunday Movies“ zu planen. So ist das Projekt zustande gekommen.

Wie sind Sie zum Animieren gekommen?

Bärthlein: Eigentlich bin ich Musikerin und unterrichte Klavier. Während der Corona-Pandemie habe ich mit dem Zeichnen angefangen. Das habe ich als Kind früher eigentlich nie gemacht. Es hat mir aber sofort großen Spaß gemacht. Zunächst habe ich begonnen, Comics zu zeichnen. Das sind ja bereits sequenzielle Geschichten. Durch die Verbindung mit der Musik, die wie ein Film in der Zeit läuft, war das Animieren nur noch einen kleinen Schritt entfernt. Dafür bedarf es allerdings einiges an Technikwissen, das ich mir aneignen musste. Mich begeistert die Kombination aus Musik, Bild, Geräuschen, Sprache und Geschichte.

Vom Zeichnen bis zum Vertonen - das machen Sie also alles selbst?

Bärthlein: Ja, genau. Die Animation, die Sprache, die Musik, die Geräusche, den Text und die Zeichnung.

Geben Sie uns einen Einblick in den Konzeptionsprozess: Wie entsteht so eine Animation?

Bärthlein: Der ganze Prozess dauert in etwa vier bis sechs Monate. Ich zeichne alles digital mit der Hand. Für den „Sunday Movies“-Film habe ich zuerst eine Rahmenhandlung entwickelt und innerhalb davon zwei Binnengeschichten – so gibt es drei Geschichten, die voneinander abgegrenzt sind, aber trotzdem durch ein verbindendes Element zusammengehören. Zuerst habe ich dann ein grobes Storyboard konzipiert. Für mich war dabei wichtig, dass die Geschichten alle ein wenig unterschiedlich sind. Dann folgen die Entwicklung der Charaktere, die Farbpalette und die ganze Stimmung. Eins ergibt das andere.

Wovon handelt der Film, der in Ketsch gezeigt wird?

Bärthlein: Sabine hatte das Thema Märchen vorgeschlagen, gerne auch aus verschiedenen Kulturen. Ich habe mich für drei Märchen aus Island, Arabien und China entschieden und mich daran orientiert. Mich fasziniert an Märchen, dass oft Charaktere, die als unbeholfen, klein oder unbedeutend dargestellt werden, durch Witz und Mut etwas erreichen, was man ihnen nicht zugetraut hätte. Genau darum geht es auch in meinem Film: Die Figuren zeigen plötzlich etwas Überraschendes und wachsen so in ihrer Selbstwirksamkeit. Es geht also darum, zu ermutigen. Schön finde ich auch, dass die Märchen allgemein menschliche Themen aufgreifen, die in allen Kulturen eine ähnliche Bedeutung haben – sie lassen sich auf jeden Menschen übertragen.

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Haben Sie einen Lieblingscharakter, den Sie entwickelt haben?

Bärthlein: Es gibt ein Kamel, das sogar spricht. Überhaupt sind alle Tiere, die vorkommen, in gewisser Weise vermenschlicht.

Warum passt das Thema Märchen so gut zu Sunday Movies?

Janine Marielle Ruch: Für uns ist es toll, dass Kinder erleben können, wie Filme entstehen. Wenn dann noch jemand dabei ist, der selbst Filme von Grund auf produziert, ist das besonders. Wir hoffen, dass viele Kinder vorbeikommen und jede Menge Fragen stellen. Das Thema Märchen passt so gut, weil die Botschaften darin universell sind und gut zu unserem Projekt passen. Vor allem wollten wir dieses Erlebnis für die Kinder schaffen. Man muss sich nicht anmelden und wie immer bei „Sunday Movies“, ist der Eintritt frei.

Was erwartet die Kinder sonst noch?

Ruch: Ich werde die Veranstaltung anmoderieren, dann wird der Film gezeigt und anschließend gibt es die Fragerunde.

Bärthlein: Außerdem veranstalten wir einen kleinen Workshop, bei dem die Kinder selbst Zeichnungen anfertigen. Sie können sich selbst malen oder auch Objekte zu Papier bringen. Aus diesen Zeichnungen soll wiederum ein kleines Animationsvideo entstehen, das beim nächsten Kinderprogramm vor dem eigentlichen Film gezeigt wird. So können die Kinder ihre eigenen Zeichnungen in einem Film erleben.

Ruch: Es soll wie ein kleines Fest werden – mit Snacks, Kino und einem tollen Programm.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Bärthlein: Ich freue mich sehr, dass der Film gezeigt wird, und bin schon gespannt auf die Reaktionen. Besonders ist für mich, dass ich danach mit dem Publikum ins Gespräch kommen kann. Der Workshop wird sicher ein Highlight. Etwas Ähnliches habe ich schon einmal in einer Schulklasse gemacht – die Begeisterung der Kinder war enorm. Was sie in kurzer Zeit schaffen und dass daraus dann ein richtiger Film wird, das finden alle ganz toll. Mir macht es dabei unheimlich Spaß, meine Leidenschaft teilen zu können.

„Sunday Movies“ mit Clara Bärthlein am Sonntag, 21. September, um 11 Uhr, im Central Kino. Eintritt frei.

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