Marktstände

Wittners müssen sich vom Backfischfest Ketsch verabschieden

Langjähriges Händler-Ehepaar wird beim Backfischfest nicht mehr berücksichtigt

Von 
Volker Widdrat
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Rosi Wittner an ihrem Stand auf dem Backfischfest 2019. © Jungbluth

Ketsch/Oftersheim. Seit knapp 30 Jahren kommt Rosi Wittner mit ihrem Verkaufsstand für Mode auf das Backfischfest. Jetzt möchte sich die Oftersheimerin von ihren langjährigen Kunden verabschieden, obwohl sie dieses Mal gar nicht im Bruch vertreten war. Platzwart Jens Fritscher habe ihr keinen Standplatz beim Backfischfest geben wollen, beschwert sie sich: „Auf diesem Wege wollen wir uns von unserer langjährigen Stammkundschaft, den Freunden des Backfischfestes und den anderen Schaustellern verabschieden.“

Die Händlerin war schon vor Corona nicht mit der neu gestalteten Marktmeile zufrieden gewesen (wir berichteten). Ihren Stand mit Bekleidung habe sie nicht mehr mitten auf dem Festplatz bekommen, das habe zu starken Umsatzverlusten geführt. Die Corona-Pandemie habe die Verkaufsergebnisse dann auf null gefahren, weil selbst kleinere Märkte nach und nach storniert worden waren. Sie könnten nicht verstehen, dass sie nicht mehr gut genug für das Backfischfest sein sollen, meint Siegfried Wittner, der sich in einem Brief an Geschäftsführer Claus Heim gewandt hatte. Die Wittners fühlten sich vom neuen Platzmeister Jens Fritscher schikaniert: „Bei Unwetter, Sturm, Regen und größter Hitze nahmen wir immer zuverlässig teil. Jens Fritscher hat erst unseren jahrelangen Standplatz anderweitig vergeben. Wir mussten ihn abbauen und eintauschen gegen einen Standplatz direkt in der Sonne.“

Stammplatz entzogen

Sie hätten Fritscher ihre Sorgen mitgeteilt, dass etwa durch die starke Sonneneinstrahlung die Ware ausbleichen könnte. Trotzdem habe man schon 2018 den Stammplatz entzogen bekommen. Unsere Zeitung hatte damals über diese Probleme berichtet. Die Wittners hatten dann noch einen Standplatz außerhalb des Festplatzes zugewiesen bekommen, ohne die Möglichkeit, bei dieser Lage auch entsprechenden Umsatz machen zu können. „Wir haben es probiert, leider waren wie erwartet die Umsätze sehr gering, weil kein Kunde außerhalb des Festplatzes nach uns suchte. Dann kam Corona“, schreibt Wittner weiter.

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Mehrfach habe man versucht, Geschäftsführer Heim zu erreichen. Einen Rückruf habe es auch nicht gegeben. „Ein Platzwart hat die Aufgabe, unterstützend zu helfen und im Sinne der Geschäftsführung zu handeln. Mit Herrn Jens Fritscher schließe ich keine Verträge ab“, stellt der Markthändler aus Oftersheim klar. Der Platzwart habe Mitte Juli nur geantwortet: „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir Ihnen dieses Jahr keinen Standplatz anbieten können. Wir sind restlos belegt. Zudem bitte ich darum, von weiteren Mailanfragen abzusehen, diese werden von uns nicht mehr beantwortet.“

Jens Fritscher hat auch unserer Zeitung nicht geantwortet. Dafür hat Geschäftsführer Claus Heim eine Stellungnahme abgegeben: „Die Wittners haben sich relativ spät beworben. Wir hatten viele Anfragen nach zwei Jahren Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie. Die Marktmeile habe wir aufgegeben. Irgendwann ist der Platz voll“, antwortete Heim.

„Keine Schikane“

Den Vorwurf der „Schikane“ oder des bösen Willens, dass die Wittners keinen Standplatz bekommen haben, wies er zurück. Er könne den Unmut der Wittners verstehen, aber: „Ein Stammplatz kann keinem garantiert werden. Das ist auch in den Verträgen so festgeschrieben. Manche Stände passten dieses Jahr auch nicht ins Konzept.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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