In Memoriam

Zum 100. Geburtstag: Erinnerung an Ketscher Ehrenbürger Robert Fuchs

Das Wirken des Ketscher Ehrenbürgers und Heimatforschers Robert Fuchs bleibt unvergessen. Zum 100. Geburtstag blicken wir auf sein Schaffen rund um die Enderlegemeinde.

Von 
Sabine Janson
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Robert Fuchs ist bis heute unvergessen in der Enderlegemeinde. © Gemeinde

Ketsch. Am heutigen 14. Mai wäre er 100 Jahre alt geworden: Heimatforscher Robert Fuchs. Unermüdlich war er im Einsatz gewesen, um zu erzählen, aufzuklären und Hintergründe aufzudecken. In seinen Forschungen folgte er geschichtlichen Spuren, recherchierte ausgiebig und fasste dann seine Kenntnisse in verständliche Worte, um sie anderen mitzuteilen. Die historische Vergangenheit von Ketsch und Robert Fuchs waren miteinander verbunden.

Am 14. Mai 1924 in Ketsch geboren, wuchs er im Dritten Reich auf und erhielt mit 18 Jahren den Einrückungsbefehl. 1945 geriet er in Gefangenschaft, aus der er 1948 heimkehrte: Zurück in die Bahnhofstraße 16, wo zeitlebens sein Zuhause war. Von da an zog ihn das Schreiben, mit dem er schon während der Gefangenschaft begonnen hatte, immer beharrlicher in seinen Bann. Und auf der Suche nach Erkenntnissen zur Ortsgeschichte widmete er sich intensivem Quellenstudium.

Der Ketscher Ehrenbürger Robert Fuchs widmete sich auch leidenschaftlich der Kunst

Papier und Bleistift benutzte er allerdings nicht nur für die Literatur, sondern auch für die Kunst. Sein beruflicher Herzenswunsch, Grafiker zu werden, konnte aufgrund der schlechten Arbeitsverhältnisse nach dem Krieg nicht in Erfüllung gehen. Robert Fuchs wurde Schlosser und war in der Firma Rheinchemie 33 Jahre lang als Produktionsmeister tätig. Dennoch gelang es ihm in seiner Freizeit, seine beiden kreativen Hobbys miteinander zu verbinden.

Und dass er nach seiner Pensionierung die zuvor ausgeübte „Nebenbeschäftigung“ zum „Hauptberuf“ machte, war für ihn eine Selbstverständlichkeit und ein inneres Bedürfnis. Privates Glück feierte Robert Fuchs 1951, als er am 31. März heiratete und später Vater eines Sohnes und einer Tochter wurde. Sein Herz schlug für die Familie, für Ketsch, für das Zeichnen und das Schreiben. Es gab keine geschichtliche Frage über die Enderlegemeinde, die er nicht beantworten konnte.

Mit wachem Interesse verfolgte er Historie und Gegenwart gleichermaßen und er verstand es, Geschichten und Anekdoten aus vergangenen Zeiten lebendig zu erzählen. Auch als das Schicksal ihn nicht verschonte und er 1993 schwer erkrankte, gab Robert Fuchs nicht auf: Sein ungebrochener Wille und seine tief empfundene Liebe für das Schreiben und Forschen halfen ihm, mit konsequenter Disziplin Vergessenes zurück ins Gedächtnis zu holen.

Verdienstmedaille und Ehrenbrief: Engagement für die Gemeinde Ketsch gewürdigt

Sein verdienstvolles, engagiertes Wirken wurde öffentlich anerkannt, unter anderem mit der Verdienstmedaille und dem Ehrenbrief der Gemeinde. Als er im November 2002 zum Ketscher Ehrenbürger ernannt wurde, konnte der immerzu fröhliche und stets bescheiden gebliebene Heimatforscher auf knapp 10 000 Manuskriptblätter stolz sein, die er für seine literarischen Arbeiten verfasst hatte.

Eine hohe Auszeichnung wurde Robert Fuchs im Mai 2011 zuteil: Der Arbeitskreis Heimatpflege Regierungsbezirk Karlsruhe verlieh ihm die Ehrennadel für besonderes Engagement in der Heimatpflege auf regionaler Ebene. Auch die Kunstwerke von Robert Fuchs waren von Lokalkolorit geprägt. Dies zeigte sich einmal mehr bei der großen Ausstellung im Januar 2012 im Rathaus. Mit Gespür für das kleinste Detail tauchte Robert Fuchs tief in die Wurzeln seiner Heimat ein, archivierte sie mit sicherem Pinselstrich und gab ihr in Farben, Formen und Flächen eine künstlerische Gestalt.

Die viel beachtete und um mehrere Wochen verlängerte Ausstellung bot einen Querschnitt aus dem Fundus eines Malers und Zeichners, der sein passioniertes Hobby mehr als sieben Jahrzehnte lang mit offenherziger Freude ausgeübt hatte. Zahlreiche Veröffentlichungen – wie die umfangreiche „Ketscher Heimatchronik“ sowie Bücher über den „Enderle von Ketsch“ und Volksbräuche spiegelten die dauerhaften Blutsbande und Verbundenheit zur Enderlegemeinde wider.

Nicht nur aufmerksamer Chronist: Ehrenbürger war auch in vielen Vereinen aktiv

Vieles, was die Bürger heute über Ketsch und seine Vergangenheit wissen, verdanken sie Robert Fuchs. Als aufmerksamer Chronist war er eine unverzichtbare Informationsquelle für Vereine, mit denen der Heimatforscher freundschaftliche Kontakte pflegte. Unter anderem war er Mitglied bei den Naturfreunden, bei der TSG sowie im Heimat- und Kulturkreis. Das Schreiben war für Robert Fuchs ein ständiger Begleiter.

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Ab 1953 verfasste er zunächst Berichte für die „Schwetzinger Zeitung“ und im Jahr 1968 begannen seine „heimatkundlichen Beiträge“ in den „Ketscher Nachrichten“. Artikel für Artikel arbeitete er ortsgeschichtliche Themen auf, begleitete Jubiläen und Feste, erinnerte an besondere Ereignisse und beleuchtete die Historie von Ketscher Gebäuden, Straßen und Einrichtungen. Die jährlich erscheinende gebundene Ausgabe der Beiträge erfreute sich stets einer großen Nachfrage.

Robert Fuchs hatte immer neue Ideen: An Themen mangelte es ihm nie, lange im Voraus plante er akribisch jeden Text. Da er über ein hervorragendes, eigenes Archiv seiner Veröffentlichungen verfügte, verlor er nie den Überblick und wusste, wo er etwas nachschlagen konnte. Sein Schaffensdrang war ungebremst, auch im hohen Alter.

Robert Fuchs war an der 850-Jahr-Feier von Ketsch maßgeblich beteiligt

Mit spürbarem Vergnügen widmete er sich auch seiner neuen Rubrik „Geschichten eines Hobbymalers“ in den „Ketscher Nachrichten“. Es bereitete ihm Freude, seine Erinnerungen an besondere Erlebnisse ins Gedächtnis zu rufen und zu Papier zu bringen. Hilfsbereitschaft war für Robert Fuchs eine Herzensangelegenheit. Wenn er gebraucht wurde, war er zur Stelle: Unvergessen bleibt zum Beispiel sein Einsatz für die „Enderle-Spiele“ und für den historischen Festumzug bei der 850-Jahr-Feier. Dadurch, dass Robert Fuchs über gleich zwei außerordentliche Talente verfügte – das Schreiben und das Malen – konnte er bei verschiedensten Anlässen nicht nur eine gute Beratung, sondern auch eine praktische Unterstützung bieten.

Mit seiner Freundlichkeit, seinem liebenswerten Humor, mit seiner Geduld und Gründlichkeit und mit seinem funkensprühenden Charme vermochte er jedes Problem zu lösen. Für andere da zu sein und gebraucht zu werden, machte ihn glücklich: im Kreis der Familie ebenso wie in den Belangen der Gemeinde.

Robert Fuchs starb am 13. Februar 2014 im Alter von 89 Jahren. Doch auch wenn seit jenem Tag seine Stimme schweigt, ist sein fundiertes Wissen allgegenwärtig. In der Enderlegemeinde, wo er Sicherheit und Geborgenheit spürte und ein aufrichtiges Heimatgefühl empfand, lebt Robert Fuchs jedoch weiter: in jedem von ihm gemalten Bild und in jedem von ihm geschriebenen Wort. 

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