Kommunalpolitik

Amtszeit-Ende in Neulußheim: Bürgermeister Hoffmann übergibt an Weirether

Bürgermeister Gunther Hoffmann beendet nach 16 Jahren seine Amtszeit zufrieden und im Reinen, nachdem er seine Ziele erreicht hat und viele Projekte erfolgreich umgesetzt hat.

Von 
Andreas Wühler
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Neulußheims Bürgermeister Guther Hoffmann bei der Einweihung der neuen Kultur- und Sporthalle. © Andreas Gieser

Neulußheim. „Ich bin rundum zufrieden und mit mir im Reinen.“ Mit diesem kurzen Satz bringt Bürgermeister Gunther Hoffmann seine 16-jährige Amtszeit, die in diesem Monat endet, im Gespräch mit unserer Zeitung auf den Punkt. Was er sich bei seinem Amtsantritt vorgenommen hatte, hat er umgesetzt. Mit der Rolf-Heidemann-Halle kam das Sahnehäubchen obendrauf und ansonsten hält er es mit dem Bonmot vom rechtzeitigen Gehen. Nach insgesamt 38 Jahren „auf dem Rathaus“, wie man in der Kurpfalz sagt, hält Hoffmann den Zeitpunkt für einen Neuanfang für gekommen.

Begonnen hat die Laufbahn von Hoffmann 1986 im Rathaus Neulußheim mit der Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Doch mit dieser war für ihn das Lernen nicht beendet, 1994 schloss er ein Abendstudium – neben der täglichen Arbeit – an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Rhein-Neckar als Betriebswirt (VWA) ab und seit 2000 ist er Lehrbeauftragter an der Verwaltungsschule des Gemeinderates Baden-Württemberg.

Neulußheims Bürgermeister Hoffmann: Karriere und Meilensteine

Parallel folgten die Karriereschritte im Rathaus, er wurde Kassenverwalter, stellvertretender Leiter des Haupt- und Organisationsamts und letztlich Kämmerer der Gemeinde Neulußheim. 2005 folgte der Wechsel in die Große Kreisstadt Stutensee, bei der er als Kämmerer agierte. Doch Hoffmann ist nicht nur in Neulußheim geboren, er blieb stets in seiner Heimatgemeinde wohnen und als sich 2008 die Gelegenheit bot, als Bürgermeister in Neulußheim zu kandidieren, griff er zu und wurde prompt mit 58,6 Prozent zum Ortschef der Vier-Sterne-Gemeinde gewählt.

Herausforderungen und Erfolge in Neulußheim

Auf die Frage, ob es denn nicht zu Beginn seiner Amtszeit die größte Aufgabe gewesen sei, Ruhe in die politische Gemeinde zu bringen – am Ratstisch flogen oft die Fetzen – betont Hoffmann, dass die Frage zwar im Raum gestanden habe, aber gleichzeitig auch der Wille aller Akteure dazu. Schwieriger sei es gewesen, die Ruhe über die Zeit zu wahren, die inhaltliche, sachliche Diskussion in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen. Noch heute freut er sich über den fairen Wahlkampf mit Thomas Birkenmaier vor 16 Jahren, der ihm nie etwas nachgetragen habe, mit dem ihn heute ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis verbinde. Dieses Vertrauen habe am Ratstisch gleichermaßen von Beginn seiner Amtszeit an geherrscht und sei die Basis gewesen, zahlreiche Projekte umzusetzen.

Das Finale: Mit der Einweihung der Rolf-Heidemann-Halle, rechts der Mäzen Rolf Heidemann, war für Bürgermeister Gunther Hoffmann (l.) klar, dass dies der perfekte Abschluss seiner Bürgermeisterkarriere ist. © Cheesy

Und schon ist der Bürgermeister mittendrin in der Fülle der Aufgaben, hinter die in der Vergangenheit ein Häkchen gemacht werden konnte. Meist mit einem „Kinder, wie die Zeit vergeht“ im Hinterkopf. Als Hoffmann auf dem Rathaus anfing, war der Alte Bahnhof, der heutige Kulturtreff, noch in Betrieb, sorgte die Schranke am Ortsausgang in Richtung Reilingen regelmäßig für Staus. PC und Fax waren noch unbekannt und in der Gemeinde schickte man sich an, das 275. Ortsjubiläum zu feiern.

Bei seiner Rückkehr ins Rathaus als Ortschef war der „neue Bahnhof“ längst in Betrieb und zu einem Sanierungsfall geworden. 1987 war der Bahnhof dem „Spiegel“ noch eine Geschichte wert („Und für eine Haltestelle in Neulußheim hat der Kölner Architekt Gottfried Böhm die Gleise mit einer 108 Meter langen Fußgängerbrücke aus Glas und gefärbtem Beton überspannt, deren stählernes Tonnendach eine Reminiszenz an die Dächer alter Eisenbahnwaggons ist“). 2008 war das Glas durch Holz ersetzt, alle Scheiben waren zerschlagen.

Bahnhof Neulußheim: Ein prägendes Projekt

Für den Bürgermeister das erste Projekt seiner Amtszeit: „Wir schlossen einen Vertrag mit der Bahn“, erinnert er sich: Die Bahn übernimmt die Kosten der Sanierung, die Gemeinde die Wartung. „Wir haben dann Kameras installiert, der Vandalismus hatte nach einigen Anzeigen ein Ende“, spricht Hoffmann von einer pragmatischen Lösung, die zum Erfolg führte. Die Diskussion der letzten Jahre um den Aufzug bleibt dabei ein Thema für sich.

Bürgermeister Hoffmann bei der Einweihung des vierten Kreisels in der Gemeinde mit den Altlußheimer Kerweborscht, die dem „Kreiselbürgermeister“ ein Lied gewidmet haben. © Lenhardt

Nach dem ersten Projekt schlossen sich weitere nahtlos an: Sanierung der Hockenheimer, Waghäuseler, Friedrich- und der Carl-Benz-Straße, die Errichtung von insgesamt drei Verkehrskreiseln – „ich war der Kreiselbürgermeister“ – die Sanierung der Schulen, Hardthalle und des Rathauses, der Bau von Kindergärten und Spielplätzen, Umbau des Bahnhofvorplatzes und des Geländes am Alten Bahnhof und, und, und.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen angesichts der immer komplexer werdenden Welt wundert sich Hoffmann beim Auflisten, „was wir alle geschafft haben.“ Denn hinzu kommen noch alle die Aufgaben, die nicht offensichtlich sind: das Trinkwassernetz und die Kanalisation, die in Schuss sind – „wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, so Hoffmann, der dieses Arbeitsspektrum mit den Augen des Kämmerers sieht: „Unsere Finanzen sind gut.“

Baugebiet Am Bahnhof: Eine schwierige Aufgabe

Stichwort Bahnhof: Ein Thema, das den Bürgermeister immer begleitet hat und zugleich Begriff für seine schwierigste Aufgabe war: das Baugebiet Am Bahnhof. Ein „geerbtes“ Gebiet („Die Planungen waren 15 Jahren in der Schwebe und nicht mehr zu ändern“), das ihn jede Menge Nerven gekostet hat. Dies, weil sich die Umsetzung als mühsam und schwierig erwies, erinnert sich Hoffmann an ein Grundstück, das einer Erbengemeinschaft aus 38 Eigentümern gehörte: „Zum Teil hatte ich es mit sieben Rechtsanwälten gleichzeitig zu tun“, schüttelt er noch heute den Kopf über die damaligen Widrigkeiten. Verworren war auch die Frage, ob es in dem Gebiet einen Verbrauchermarkt geben soll – heute sind es zwei – „das war unvorstellbar“, räumt Hoffmann ein.

Neulußheim

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Vom schwierigsten Objekt ist es gedanklich kein weiter Weg hin zur größten Enttäuschung seiner Amtszeit: „Dass es mir nicht gelang, die Flüchtlingsunterkunft zusammen mit der Firma Heberger zu realisieren“, stellt Hoffmann unumwunden fest, in dessen Augen die Containeranlage zur Unterbringung von Flüchtlingen noch immer höchstens die zweitbeste Lösung ist.

Millionenspende für die Kultur- und Sporthalle

Doch die Enttäuschung wird bei Weitem übertroffen vom „Highlight“ seiner Amtszeit, der Millionenspende von Rolf Heidemann für die Errichtung der neuen Kultur- und Sporthalle. Ganz klar, die Spende war ein Glücksfall für die Gemeinde, doch noch mehr erfreut den Bürgermeister, „dass es uns gelungen ist, solang dichtzuhalten“, zollt er dem Gemeinderat großes Lob für dessen Verschwiegenheit. Kein Wort drang nach außen, „das Thema war topsecret“ und nur so sei es gelungen, den Mäzen mit der Namensgebung für der Halle zu überraschen.

Der Anfang: Chef Klaus Demal, Oberbürgermeister von Stutensee, gratuliert Gunther Hoffmann 2008 zu dessen Wahl zum Bürgermeister von Neulußheim. © Archiv

Nun endet für ihn eine Ära, die ein Teil der Geschichte Neulußheims ist, Jahre, in denen sich die Entwicklung enorm beschleunigte. Hoffmann erinnert an den Bau der „Pusteblume“, mit dem die Gemeinde in der Region Vorreiter beim Thema kommunale Kindergärten war. „Mit fünf Erzieherinnen fingen wir an“, fügte er hinzu, heute sind es weit über 70.

Bürokratie und Herausforderungen in der Gemeinde

Doch nicht nur die Anforderungen an die Gemeinde seien größer geworden, auch die Vorschriften und die Bürokratie wucherten. Als Beispiel führt der Bürgermeister das Thema Tempo 30 in der Waghäuseler Straße an. „Die Bürger wollen es, der Gemeinderat will es, doch es kommt nicht“, verzweifelt er schier an den Vorgaben. Nun muss ein neues Gutachten her, muss mit dem Ortsschild gespielt werden, nur um die Vorschriften zu erfüllen, statt einfach dem allgemeinen Wunsch zu entsprechen. „Diese Bürokratie macht uns noch fertig“, sieht Hoffmann darin nicht nur ein Problem für die Gemeinde, sondern für das ganze Land: „Wenn man sieht, was im Kleinen passiert, wundert man sich, dass im Großen überhaupt noch etwas läuft.“

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Und mittendrin stehe mittlerweile der Bürgermeister, der dem Bürger kaum vermitteln könne, dass ihm in solchen und anderen Fragen die Hände gebunden seien. Ein Moment, der vielleicht mit in die Entscheidung einfloss, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei, einen Schnitt zu machen. Konkret wurde dieser Gedanke für Hoffmann bei der Einweihung der Rolf-Heidemann-Halle. Eine besser Kommunikation im und mit dem Rat, der Ausbau und die Sanierung der Infrastruktur und geordnete Finanzen waren die Aufgaben, denen er sich vor 16 Jahren stellte. „Ich habe meine Versprechen und meine Aufgabe als Ihr Bürgermeister erfüllt“, hielt Hoffmann im vergangenen Jahr fest und erklärte, für das Amt nicht mehr zu kandidieren.

Neuer Bürgermeister für Neulußheim: Übergang zu Kevin Weirether

Dies kommt nun Kevin Weirether zu, seinem Nachfolger, mit dem er seit der Bürgermeisterwahl täglich in Kontakt ist, mit dem er sich schon mehrfach getroffen hat, um für einen nahtlosen Übergang im Amt zu sorgen. Wie er ihm auch weiterhin jederzeit zur Verfügung stehen wird, zumal kaum jemand im Rathaus über die jahrzehntelange Erfahrung verfügt, die ihn auszeichnet. Und jedes Gespräch mit Weirether werde er vertraulich behandeln, ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, doch öffentlich äußern werde er sich nicht mehr: „Ich werde mich raushalten“, macht er für sich einen klaren Schnitt.

Gemeinde verabschiedet sich

Mit einem Empfang in der Rolf-Heidemann-Halle verabschiedet sich die Gemeinde am Donnerstag, 27. Juni, 19 Uhr, von Bürgermeister Gunther Hoffmann, der 16 Jahre amtierte.

Neben Musik stehen Redebeiträge von Mandatsträgern und Weggefährten auf dem rund 90-minütigen Programm, bevor sich Hoffmann mit einer Ansprache verabschiedet.

Anschließend wird zu einem Umtrunk und kleinen Imbiss eingeladen, bei dem für die Bevölkerung die Gelegenheit besteht, persönlich „ihrem“ Bürgermeister Adieu zu sagen. Die Bevölkerung ist zu der Veranstaltung eingeladen. aw

Einen Ruhestand wird es für Hoffman nicht geben, schon am 1. Juli knüpft er an die Vergangenheit an: Er wird als Lehrbeauftragter an der Verwaltungsschule des Gemeinderates Baden-Württemberg in Karlsruhe eine Tätigkeit wieder aufleben lassen, die er während seiner Zeit als Bürgermeister auf Sparflamme weiterbetrieb, und wird seine Dozententätigkeit an der Hochschule in Kehl, an der er gleichfalls schon vor seiner Zeit als Rathauschef unterrichtete, ausbauen. Und aus verschiedenen Gemeinden wurden Anfragen an ihn herangetragen, ihre Haushaltssituation zu analysieren. Obendrein will er bei einem Start-up einsteigen, bei dem es darum geht, eine Software für Risikoanalyse und Prozessmanagement zugeschnitten auf Kommunen zu entwickeln.

Hoffmann spricht von einer Luxussituation – er habe mehr Angebote, als er annehmen könne, er werde auf keinen Fall von 100 auf null herunterfahren. Ganz klar, das Bewusstsein, rund um die Uhr in Bereitschaft sein zu müssen, falle weg, doch diesem steten Auf-der-Lauer- Sein werde er kaum nachtrauern. Kurzum: „Es passt für mich alles“, ist Gunther Hoffmann bereit für ein neues Kapitel in seinem Leben.

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