Neulußheim. Ein Jahr Auszeit von ihrem Manager-Posten bei der SAP hat sich die Wieslocher Künstlerin Bettina Zedlitz genommen, um sich voll und ganz den bildenden Künsten widmen zu können. Ihre Ausbildung hat das Mitglied der „wieArt Rhein-Neckar-Künstlergruppe“ an zahlreichen Kunstakademien erworben und sich auf den verschiedensten bildnerischen Gebieten weitergebildet, sodass ihr Repertoire neben Malerei auch Druckgrafik, Fotografie und Mixed Media, die Verarbeitung von Materialien unterschiedlichster Beschaffenheit, umfasst.
In der Malerei hat sie sich sukzessive vom Gegenständlichen zum Abstrakten weiterentwickelt, indem sie den Prozess der Reduktion gefolgt ist. So möchte Zedlitz heute keine realen Dinge mehr abbilden, sondern Gefühle und emotionale Reaktionen auf Gesehenes und Erlebtes zum Ausdruck bringen.
„Das ungegenständliche Malen ist ein Arbeiten mit Linien, Flächen und deren Farben, das Schaffen von Spannung oder Harmonie, mit einer ausgewogenen, dem Bild gerecht werdenden Balance der Kräfte, die nicht nach der Natur, sondern wie die Natur schaffen“, definierte und resümierte Kunstpapst Wolfgang Treiber die Herangehensweise Zedlitz in seiner Laudatio.
Natur als Quelle der Inspiration bei Künstlerin Bettina Zedlitz in Neulußheim
Die Gemälde entwickeln sich ähnlich der Evolution: Manche Bilder stellen sich als Irrweg heraus und nur der richtige Hauptstrang überlebt. Mit diesem Prozess möchte die Künstlerin die Dimension der Zeit sichtbar machen. Dabei gibt es kein „zu viel“ oder „zu wenig“, sondern es ist die emotionale Reaktion, die das Bild ausmacht, die dann gelingt, wenn das Medium die Authentizität der Künstlerin widerspiegelt. „Zedlitz möchte nicht bloß malen, was sie vor sich sieht, sondern was sie in sich sieht – ein Bild muss nicht erfunden, sondern empfunden werden“, so Treiber weiter.
Unter dem Titel der Exposition „NaturReich“ sind die Namen der Werke oftmals der Natur entnommen und decken die Jahreszeiten von Frühling bis Winter ab. Dabei geben die Arbeiten nicht nur das Sichtbare wieder, sondern machen sichtbar, was die Urheberin dabei empfindet, denn Kunst entsteht nicht nur im Atelier, sondern auch in der Betrachtung und den Gedanken, die sich der Rezipient hinsichtlich des Werkes macht. Zedlitz Intention besteht darin, sich auf die Natur einzulassen, mit allen Sinnen auf Tuchfühlung zu gehen, um dann die emotionalen Erfahrungen bildnerisch zu transferieren.
Künstlerin Bettina Zedlitz stellt in Neulußheim aus: Kreativität und Naturverbundenheit im künstlerischen Schaffen
Der intensive Bezug zur Natur findet seinen Ursprung zu einem nicht unwesentlichen Teil darin, dass die Künstlerin auf einem Grundstück mit Mühle – umgeben von einem riesigen Naturgarten mit Wasserläufen, Teich, altem Baumbestand und natürlicher Vegetation – lebe. Das ermöglicht ihr vor Ort das Eintauchen in den kreativen Fluss und ist für sie eine Arbeit mit viel Leichtigkeit, bei der sie verschiedenste Arten der Kunst miteinander kombiniert. Sie sagt über sich: „In Zeiten, in denen Maschinen die Arbeit des Menschen übernehmen, bleibt die Kreativität als einziges Merkmal des menschlichen Geistes.“
Erfahrungen, die die Walldorferin in der Natur gemacht hat, setzt sie mit Farbe und Pinsel auf der Leinwand um. Bei ihren Bildern liegen oft Schichten übereinander, verwoben in Strukturen, Schüttungen, Linien und Flächen. Ihre Domäne, Acrylarbeiten, offenbart kontraststarke Farbflächen – Inszenierungen aus strahlenden Bunt- und matten Naturtönen. Die aus zahlreichen Ebenen aufgebauten Gemälde entwickeln sich aus kompositorisch gekonnt platzierten, oft unscharf gegeneinander abgegrenzten Flächen.
Zu sehen in Neulußheim: Die Faszination der Mixed-Media-Techniken
Bei den Mixed-Media-Arbeiten etwa wird das spielerische Zusammenfügen von Materialien jeglicher Beschaffenheit mit Schichtungen aus den verschiedenen Kunstsparten kombiniert: Hier wird gemalt, gekritzelt, gedruckt, geklebt, überlagert und gegebenenfalls wieder freigestellt. Drucke werden auf Holz aufgezogen, mit Kreide und unterschiedlichen Materialien ergänzt und schließlich mit Epoxidharz überzogen, was dem Werk schlussendlich eine zusätzliche Tiefe und Frische verleiht. Jede Arbeit ist eigentlich eine Skizze, die erst durch die Fantasie des Betrachters vollendet wird. Zedlitz Gemälde fungieren so als Brücke, welche den Geist der Malerin mit dem des Betrachters verbindet.
Bettina Zedlitz arbeitet gegenwärtig an einer Serie von Bildern und Werken zum Thema Nachhaltigkeit, wozu sie eine Ausstellung konzipieren wird. Außerdem möchte sie durch den Ausbau ihres Ateliers zeitnah großformatiger tätig werden und ausprobieren, „wie ich mich dabei fühle“. Aktuell arbeitet sie auch an einem Konzept für einen Malkurs, der im April zum ersten Mal abgehalten wird.
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