Im Interview

Ausstellung in Neulußheim: Cornelia Komor und die Blickoasen

Die Ladenburger Künstlerin Cornelia Komor verrät im Interview vor der Ausstellung in Neulußheim, was sie inspiriert und bewegt und berichtet über die Entstehung ihrer Werke.

Von 
Maria Herlo
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"Regentag" von Cornelia Komor.

© Komor

Neulußheim. Der Kulturtreff Alter Bahnhof zeigt von Freitag, 1. November, bis Sonntag, 3. November, unter dem Titel „Entdeckungsreise“ Werke der Ladenburger Künstlerin Cornelia Komor (Bild). Kuratiert wird die Ausstellung vom Vorsitzenden des Kulturtreffs, Wolfgang Treiber, und seiner Frau, Marianne Nagel-Treiber. Die oft großformatigen abstrakten Bilder lassen den Betrachter in eine Welt aus Farben und Formen eintauchen und zeigen Cornelia Komor als eigenständige Künstlerpersönlichkeit mit einer unverwechselbaren Bildsprache. Im Vorfeld der Ausstellung sprachen wir mit ihr über ihren Werdegang, ihre Inspiration und die Bedeutung ihrer Werke.

Was sind Ihre Beweggründe, sich mit Kunst zu beschäftigen?

Cornelia Komor: Kreativität liegt bei uns in der Familie. Mein Großvater mütterlicherseits war Architekt, mein anderer Großvater hatte eine Werbeagentur. Das Malen und Zeichnen begleitet mich also schon mein ganzes Leben. Was ich an der Kunst besonders liebe, ist die Freiheit, die sie mir gibt. Ich habe keine Vorgaben von außen, sondern nur meine eigenen Grenzen, die ich immer wieder erweitern kann. Malen ist für mich ein Prozess des ständigen Wachsens und Entdeckens neuer Wege.

Ihre Bilder sind ästhetisch sehr ansprechend und emotional. Wie erreichen Sie mit Farben diese Ausdrucksstärke?

Komor: Meine Bilder entstehen oft über Jahre hinweg. Ich arbeite Schicht für Schicht und lasse die Farben und Formen wachsen und reifen, so wie ich selbst in der Auseinandersetzung mit dem Bild. Ich bin erst zufrieden, wenn Harmonie, Tiefe und Ausgewogenheit erreicht sind. Jede Schicht verstärkt die vorherige, sodass die Werke eine Ausdruckskraft und Tiefe gewinnen, die den Betrachter auf einer emotionalen Ebene berührt.

Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen?

Komor: Die Natur ist meine größte Inspirationsquelle, ebenso wie das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Beides bietet eine Fülle und Beständigkeit, die mich immer wieder aufs Neue inspiriert und herausfordert. Meine Bilder sind wie das Leben: Sie entwickeln sich ständig. Ein Werk baut auf dem Erlebten auf und lässt oft tiefere Einblicke zu, die dem Betrachter Raum für eigene Assoziationen geben.

Was sind zentrale Aspekte Ihrer Werke? Welche Themen beschäftigen Sie?

Komor: Wir leben in einer Zeit des Wandels, die den Menschen kaum zur Ruhe kommen lässt. Die ständige Informationsflut führt dazu, dass sich die meisten Menschen von sich selbst entfremden. Mit meinen Bildern möchte ich dem Betrachter Blickoasen anbieten, in denen er zur Ruhe kommen und sich selbst näherkommen kann. Die Arbeiten lassen Raum für Empfindungen, für Gefühle und für den Zugang zur eigenen Seele. Je nach Tagesform kann der Betrachter hier immer wieder Neues entdecken und den Werken unterschiedliche Bedeutungen geben.

Welche Techniken und Materialien verwenden Sie?

Komor: Ich arbeite hauptsächlich in Acryl-Mischtechnik, oft auf Leinwand. Die Schichttechnik ermöglicht es mir, die vorherigen Farbschichten durchscheinen zu lassen und eine räumliche Tiefe zu erzeugen, die dem Bild eine gewisse Dreidimensionalität verleiht. Neben dem Pinsel verwende ich auch Spachtel und andere Werkzeuge, um interessante Texturen und Effekte zu erzielen.

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Was hat Ihren Stil am meisten geprägt?

Komor: Meine Neugier und mein Bedürfnis nach Freiheit haben meinen Stil beeinflusst. Obwohl ich gelernt habe, realistisch zu malen, empfinde ich die Grenzen des Realismus als zu eng. Die Abstraktion gibt mir die Freiheit, mit Formen und Farben eine lebendige und offene Bildsprache zu entwickeln. Das lässt auch dem Betrachter Raum, in die Bilder einzutauchen und eigene Assoziationen zu schaffen, anstatt sich an gegenständliche Vorgaben halten zu müssen.

Inwiefern finden politische oder soziale Aspekte Niederschlag in Ihren Werken?

Komor: Diese Themen fließen meist unbewusst in meine Arbeiten ein, manchmal durch die Wahl bestimmter Farben oder Texturen. Es gibt aber auch Bilder, in denen sich die reale Welt deutlich widerspiegelt. Ein Beispiel ist meine Arbeit „Moria“, die durch ein Foto inspiriert wurde und sich mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigt. Andere Arbeiten beschäftigen sich mit Themen wie globaler Erwärmung oder Krieg, wie zum Beispiel „TränenReich“. Es sind nicht immer bewusste Entscheidungen, sondern oft Gedanken und Emotionen, die sich im Prozess entwickeln und sich in der endgültigen Bildsprache wiederfinden.

Worauf können sich die Besucher der Ausstellung freuen?

Komor: Passend zum Titel „Entdeckungsreise“ erwartet die Besucher eine abwechslungsreiche, farbenfrohe und lebendige Ausstellung. Der Betrachter wird in eine Welt voller Farbe, Fülle und Vielfalt entführt. Denn das Leben ist alles, nur nicht schwarz-weiß.

Freie Autorin

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