Mobilität

Carsharing soll die Straßen in Neulußheim freier machen

Die Grünen machen sich für Nutzung des Carsharing-Angebots mit Elektroautos stark: Sie hoffen, dass sich viele Bürger so die oft nur herumstehenden Privatfahrzeuge sparen könnten.

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zg
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Die Grünen sind von den Vorteilen des geteilten Elektroautos überzeugt: Alexander W. Mansel (v. l.), Monika Schroth und Dr. Markus Hartmann haben an der Ladestation beim Rathaus schon mehrfach ein Carsharing-Mobil ausgeliehen. © Grüne

Neulußheim. Immer wieder sind Menschen in Neulußheim darüber verärgert, dass auf ihren Straßen so geparkt wird, dass auf dem Gehweg mit Rollatoren, Kinderwagen und Rollstuhl kein Durchkommen mehr ist. Kinder unter acht Jahren können den Gehweg mit dem Fahrrad nicht befahren, obwohl sie das laut gesetzlicher Vorgaben müssen. Parken Fahrzeuge beidseitig vollständig auf der Fahrbahn, ist häufig kein Durchkommen für andere Autos, geschweige denn für den Müllwagen und das Feuerwehrfahrzeug. Die Grünen sind überzeigt: „Es parken einfach zu viele Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen, da bleibt wenig Raum für die Schwächeren im Straßenverkehr.“ Sie empfehlen, nur bei Bedarf auf ein Auto zurückzugreifen.

Dem Grunde nach müssten in solchen Zuwiderhandlungen Bußgeldbescheide verteilt werden – eine Welle der Verärgerung wäre gewiss, das Problem jedoch nicht wirklich gelöst, ist die Fraktion in einer Pressemitteilung überzeugt. Solange Menschen keine Alternativen haben, seien sie aus verschiedenen Gründen auf ihren eigenen Pkw und somit auf Parkplätze angewiesen. Die Gemeinde Neulußheim unterstütze bereits einige Alternativen: Gelder für den ÖPNV, barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen, dynamische Fahrgastinfos und digital buchbare Fahrradboxen am Bahnhof.

Bisher zu großes Risiko

Doch damit Menschen in Neulußheim in Zukunft auf einen eigenen Pkw verzichten, brauche es mehr. Aus diesem Grund habe die Grüne Fraktion im Gemeinderat im Dezember 2019 einen Haushaltsantrag über Bezuschussung eines Carsharing-Pkw gestellt. Zu diesem Zeitpunkt hätte das erfolgversprechendste Angebot bedeutet, dass die Gemeinde das jährliche geschäftliche Risiko für einen Benzin-Pkw in Höhe von rund 10 000 Euro hätte tragen müssen. Das war damals keine befriedigende Option.

Ersatz für bis zu 20 Privat-Pkw

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Zentral positionierte Carsharing-Fahrzeuge machten Sinn, wenn man bedenkt, dass ein Pkw eher ein „Stehzeug“ als ein Fahrzeug ist. Er stehe bewiesenermaßen durchschnittlich 23 Stunden am Tag, auf einem Parkplatz, der circa 20 Quadratmeter benötigt. Ein Carsharing-Fahrzeug hingegen könne bis zu 20 private Pkw ersetzen.

Beim Nutzen eines Carsharing-Fahrzeugs entfallen die Kosten für Anschaffung, Besuche in der Werkstatt, Reinigung und Pflege und Räderwechsel. Zudem stünden immer aktuelle Fahrzeuge und ein freier Parkplatz bereit, zählen die Grüne als Vorteile auf.

Carsharing sei kein Konzept, das für jede Lebenssituation passt, räumt die Fraktion ein, das eine oder andere Zweitauto werde in Neulußheim jedoch dadurch verzichtbar.

Nach Antragstellung auf Bewirtschaftung des Haushaltsantrags habe die Verwaltung einen interessanten E-Mobilitäts-Anbieter aus dem Nordschwarzwald ausfindig gemacht. Das Konzept und die Preisgestaltung des Anbieters habe eine Ratsmehrheit gefunden. Die Gemeinde erwarb ausschließlich eine intelligente Ladesäule, mit der zwei E-Pkw parallel mit Strom aus regenerativen Energiequellen geladen werden können, und sorgte für deren Anschluss. Durch eine Förderung des Landes wurden die Kosten äußerst überschaubar gehalten. Nun sei die Gemeinde Neulußheim stolze Besitzerin einer weiteren Ladesäule. Der Carsharing-Betreiber stellte zwei E-Pkw zur Verfügung und übernehme Betrieb und Wartung. Dafür zahle die Gemeinde einen jährlichen Betrag von 500 Euro und trage darüber hinaus keinerlei Risiko.

Ausleihe einfach und komfortabel

Seit 3. August können sich Bürgerinnen und Bürger in Neulußheim unkompliziert beim Betreiber anmelden und das clevere und preisgünstige Angebot nutzen. Der Ladestandort der beiden Fahrzeuge ist zentral am Rathaus, gut sichtbar und zu erreichen.

Das Ausleihen der teilstationären Pkw erfolge per App oder PC und sei denkbar einfach und komfortabel, finden die Grünen. Die Fahrzeuge stehen geladen bereit. Mit einer App kann spontan vor Ort oder auch einige Zeit im Voraus ein Pkw gebucht werden. Beim Abholen wird mit der App das Fahrzeug entriegelt, das Ladekabel in den Kofferraum gepackt und los geht’s. Bei der Rückkehr am Standort wird das Fahrzeug wieder an die Ladestation angeschlossen und anschließend mit der App verriegelt.

Es stehen Pkw mit verschiedenen Reichweiten zur Verfügung. Darüber hinaus kann auch an einem der knapp 150 Standorte im Deer-Mobilitätsnetz die Fahrt begonnen und beendet werden. Einwegfahrten oder Fahrzeugwechsel an anderen Standorten seien problemlos möglich. Aus diesem Grund sowie durch eine durchgehende telefonische Erreichbarkeit und eine stete Bereitschaft des Anbieters für flexible Lösungen könnten auch Fahrten mit größerer Reichweite absolviert werden.

Großstädte bauen Netz aus

Seit Kurzem bauten mehrere Großstädte das Deer-Mobilitätsnetz aus. So gebe es momentan drei Stationen in Stuttgart, zwei in Karlsruhe und eine in Heidelberg – in Kürze folge noch eine Station in Mannheim. Das Mobilitätsnetz verfügt auch über eine Station am Flughafen Stuttgart. Mit dem „Deer Reiseshuttle“ könne die Fahrt vom oder zum Flughafen absolviert werden. Dort stehen vier Parkplätze zur Verfügung, über die man direkt ins Terminal gelangt. Für die Fahrt zum oder vom Flughafen fällt zwar eine Zusatzgebühr an, was jedoch in den allermeisten Fällen nicht nur preislich attraktiv ist. Überdies gebe es seit Mai am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden ein zweites „Deer-Reiseshuttle“ und auch Nachbargemeinden werden Standort.

Die Fraktion der Grünen habe das Angebot bereits mehrmals genutzt und es habe sehr gut funktioniert. Wenn eine Frage offengeblieben sei oder sich ein Problem ergeben hätte, wurde an der Hotlinenummer eine kompetente Person am anderen Ende der Leitung erreicht, die die Frage beantwortet oder das Problem aus der Ferne gelöst habe.

Mehr Informationen finden Interessierte unter www.neulussheim.de. Fragen können sowohl telefonisch unter 07051/1 30 01 20 sowie per E-Mail carsharing@deer-mobility.de an das Deer-Team gestellt werden. zg

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