Neulußheim. In Zeiten knapper Gemeindekassen ist es bei Haushaltsplanungen für den Gemeinderat nie leicht, Prioritäten zu setzen. Wenn es aber um die Sicherheit und den Schutz der Bürgerinnen und Bürger geht, stehen Verwaltung und Gemeinderat hinter ihrer Freiwilligen Feuerwehr.
Im November 2022, bei den Haushaltsberatungen für die Jahre 2023 bis 2027, gab Feuerwehrkommandant Sascha Langlotz in der öffentlichen Gemeinderatssitzung einen detaillierten Überblick über notwendige Investitionen und Entwicklungen, die in den nächsten Jahren notwendig werden.
Aktueller Bedarf der Feuerwehr Neulußheim mit einigen Punkten
Die mit allen Zahlen ausgearbeitete Liste, mit aktuellem und zukünftigem Bedarf, hatte es in sich: persönliche Schutzausrüstung und Wartung, Funkmeldeempfänger, Ausbau des Rollcontainer-Konzeptes, Baumaßnahmen „Haus der Feuerwehr“ und nicht zuletzt Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen für die kommenden Jahre.
Ganz oben auf der Liste stand die Beschaffung oder Ersatzbeschaffung eines neuen Fahrzeugs. Um der Gemeinde entgegenzukommen und nach finanziell machbaren Alternativen zu suchen, war die Feuerwehr auch selber aktiv. Intensiv wurde nach der Beschaffung eines zivilen Gebrauchtfahrzeuges mit anschließendem Umbau zu einem BOS-Fahrzeug (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) gesucht.
Über einen online Fahrzeugmarkt wurde die Feuerwehr auf einen Mercedes Benz Atego 1323, Baujahr 03/2018 mit einem sechs Meter-Koffer und einer Ladebordwand für 1500 Kilogramm aufmerksam, der bereits über ein für die Feuerwehr geeignetes Ladesicherungssystem verfügte, so Feuerwehrkommandant Sascha Langlotz in seiner Ansprache bei der Vorstellung des neuen Fahrzeuges. Das nun verkaufte Einsatzfahrzeug habe in den vielen Jahren seinen guten Dienst getan, man erinnere sich noch an den Einsatz bei der Flutkatastrophe 2002 in Dresden.
Die Umlackierung in Verkehrsrot (RAL 3020), der dritte Sitz, der Anbau einer Anhängerkupplung, die Montage der Sonnenblende, Montage zweier Staukästen und die Demontage des Spoilers wurden vom Verkäufer angeboten. Ergänzende Arbeiten wie Einbau Funk, Ladegeräte, Sondersignalanlage mit Blaulicht von einer Fachfirma. Vor wenigen Tagen fand eine Ladesicherheitsschulung statt, so Langlotz.
Bei so viel Eigeninitiative und Ersparnissen, ein niegelnagel neues Fahrzeug mit 24 Monaten Lieferzeit hätte mindestens 250 000 Euro gekostet, freute er sich, dass der Gemeinderat, einen Betrag von 100 000 Euro für den notwendigen Ankauf des Gerätewagen Transport (GWT) bereitstellte. Der GWT ist ein reines Versorgungs-, Transport- und Logistik-Fahrzeug. Im Normalfall ist es nicht das erst abrückende Fahrzeug. Das wird nach wie vor das Hilfeleistungs-Lösch-Fahrzeug (HLF 20) der Wehr sein.
Nach allen Umbaumaßnahmen war es nun nach einigen Verzögerungen soweit und das Fahrzeug konnte offiziell mit einer kleinen Feier übergeben werden. Sichtlich stolz deshalb auch Bürgermeister Gunther Hoffmann, der in seiner Ansprache lobte, dass es manchmal unkonventionelle Wege braucht, um ans Ziel zu kommen. Er dankte allen Feuerwehrleuten für ihre Einsatzbereitschaft und wünschte mit dem neuen Fahrzeug eine allzeit gute Fahrt.
Der Neulußheimer Kommandant erläutert die Einsatzmöglichkeiten des Gefährts
Kommandant Sascha Langlotz ebenfalls sichtlich zufrieden, dass der Wunsch der Feuerwehr so schnell Realität geworden ist, erklärte vor dem Fahrzeug den gekommenen Gemeinderäten und Gästen die Einsatzmöglichkeiten und Erleichterungen der Arbeit der Feuerwehrmänner und Frauen.
In der Vergangenheit habe man den Planenanhänger mit Gitterrollwägen benutzt. Die waren kleiner und entsprachen keinen Feuerwehrichtlinien. „Sie waren praktisch, günstig und eine zeitgemäße Lösung. Heute nicht mehr. Kurz gesagt: Rollcontainer sind bei der Feuerwehr das Rückgrat im Bereich Logistik und Nachschub“, so Langlotz.
Die Feuerwehr habe nun die Möglichkeit, standardisierte Feuerwehr-Rollcontainer (RC) in der Größe einer Euro Palette (120 Mal 80 Zentimeter) zu transportieren. Die RC ermöglichen es, flexibel und schnell Equipment an die Einsatzstelle zu bringen. Bereits vorhandene Rollcontainer sollen in Zukunft weiter ergänzt werden.
Weiterer Vorteil des GWT: Mit der Ladebordwand können RC, Paletten und andere Dinge bis 1500 Kilogramm verladen werden. Von all dem sichtlich beeindruckt, gingen Gemeinderat, Gäste und Feuerwehrleute zum gemütlichen Teil des Abends über.
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