Alter Bahnhof

Justus Krux entfacht juristisches Feuerwerk bei Kabarett in Neulußheim

Der Jurist und Kabarettist Justus Krux unterhält das Publikum mit seinem Programm "Jura light", in dem er humorvoll auf die Komik des Rechtswesens eingeht und dabei scharfsinnige Wortspiele und Fallbeispiele präsentiert.

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Matthias H. Werner
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Im bürgerlichen Leben als Dr. Frederik Neyheusel Partner und Geschäftsführer einer Anwaltsgesellschaft in Neu-Ulm und Stuttgart tätig: Kabarettist Justus Krux zeigt im Alten Bahnhof, wie viel humoristisches Potenzial die Sprache der Gesetze birgt. © Dorothea Lenhardt

Neulußheim. Wenn die Bahn mal wieder ausfällt, muss das Auto her. Dabei muss der versierte Kenner des Straßenverkehrsrechts sich flugs überlegen, wie er beim Rasen am günstigsten wegkommt: Nötigen durch dichtes Auffahren bringt schnell ein paar hundert Euro Bußgeld, Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot ein. Billiger sind rechts überholen oder die Fahrt auf dem Standstreifen. Oder „Blaulicht aufs Dach: kostet nur 20 Euro“ – humorvolle Tipps dieser Art und Güte aus dem Werkzeugkasten des Juristen hatte am Freitagabend der Jurist und Kabarettist Justus Krux im Alten Bahnhof Neulußheim dabei.

„Anwälte sind nicht dafür bekannt, besonders witzig zu sein“, bekennt Krux – und doch versucht der smarte Fünfziger, der im bürgerlichen Leben als Dr. Frederik Neyheusel Partner und Geschäftsführer einer Anwaltsgesellschaft in Neu-Ulm und Stuttgart der Jurisprudenz ganz ernsthaft dient, mit seinem Programm „Jura light“ eben jener auf augenzwinkernde Weise ans Leder zu gehen. Dabei deckt er in Erzählungen, kleinen Fallbeispielen und dem ein oder anderen zitierten Paragrafen auf, wie irrwitzig komisch das eigentlich so trocken daherkommende Rechtswesen ist.

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Den Grundsatz Rudolf von Jherings straft er dabei mit jedem seiner gedrechselten, nur im scheinbaren Plauderton höchst pointierten Sätze Lügen: „Der Gesetzgeber soll denken wie ein Philosoph, aber reden wie ein Bauer“, hatte der Rechtswissenschaftler, der im 19. Jahrhundert vor allem das Privatrecht beeinflusste, einst postuliert.

Justus Krux feiert bei Kabarett in Neulußheim Fest der Sprache

Ganz im Gegenteil feiert Justus Krux ein Fest der Sprache, das scharfsinnig und unterhaltsam zugleich ist. Und er macht dabei verblüffende Winkelzüge, die ein ums andere Mal erst für Erstaunen, dann für ausgelassenes Lachen sorgen: „Der Inhalt eines Einkaufswagens ist notwehrfähig“, rät er Hamsterkäufern zur Verteidigung ihrer Klorollenstapel, sinniert im Zusammenhang mit der Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Hamm, dass Prostituierten ein Dienstzeugnis zusteht (LAG Hamm 17 Sa 46/19), ob dann „befriedigend die neue Eins“ sei. Krux rätselt, ob im Knast eigentlich auch Fluchtpläne hängen müssen und gibt lebenspraktische Tipps, wie man das Mietniveau niedrig halten kann: „Samstags einfach mal aus dem Fenster schießen.“

Zwischen Räsonieren über die deutsche Sprache, „in der das Gegenteil von Umfahren umfahren ist“, etwas Kalauern über den aktuellen Genderwahn („Wie erkläre ich einem Polizeibeamten gendergerecht, dass ich ein herrenloses Damenfahrrad gefunden habe?“) und vielen entlang der Rechtslage hergeleiteten.

Kabarett "Jura light" von Justus Krux liefert zwei Stunden Unterhaltung

Lebensweisheiten („Wenn du ‘ne Leiche im Kofferraum transportierst, solltest du das Warndreieck vorn im Wagen haben“) sind es vor allem die blitzgescheiten, hintersinnigen, um die Ecke gedachten Witzigkeiten, die letztlich alle in der „Neuen Juristischen Wochenschrift“, dem Zentralorgan für den studierten Juristen, lesen können, deren humorvollen Gehalt aber nur wenige entdecken.

Zu denen gehört Justus Krux fraglos. Und mag sein Programm auch noch einige Längen haben und in Eloquenz und Gagdichte auch nicht an die grandiosen Juristen-Programme Werner Koczwaras heranreichen: Mit seinem rund zweistündigen „Jura light“ hat Krux eine pfiffige, unterhaltsame und sinnstiftende Verständnis-Initiative für den Anwalt und Juristen auf die Bühne gebracht, der eben nicht nur „Außergewöhnliche Belastung“ im Sinne des Paragrafen 33 Einkommensteuergesetz und unromantisch ist („Willst Du Steuerklasse fünf?“), sondern der auch etwas vom Leben versteht. Wer mal wieder auf der Flucht ist, wird sich künftig in eine Hüpfburg verschanzen – denn: „Polizeibeamte dürfen während der Arbeitszeit ihre Schuhe nicht ausziehen“.

Am ersten Abend in Neulußheim ausverkauft – das ist schon mal was. Und in einer Frage wird Krux umdenken müssen: „Als Anwalt ist man es nicht gewöhnt, dass man mit Applaus begrüßt wird – besonders vor der Arbeit“. Den gab es. Zu Recht. Davor, dabei und danach.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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