Kulturtreff Alter Bahnhof

Künstlerin Anna Schaberick stellt ihre Werke in Neulußheim aus

Die Künstlerin Anna Schaberick stellt in der Viersterne-Gemeinde im Kulturtreff Alter Bahnhof ihre Gemälde und Skulpturen aus. Im Interview erzählt sie über ihr Schaffen.

Von 
Maria Herlo
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Anna Schaberick bei der Arbeit in ihrem Atelier. Wobei es durchaus handwerklich-rus-tikal zugeht. © Herlo

Neulußheim. Frei will sie sein, sich keinem Vorbild und keinem Kunststil verpflichtet fühlen. Das ist das große Anliegen der deutsch-italienischen Künstlerin Anna Schaberick, die ab Freitag, 15. Dezember, ihre Werke im Alten Bahnhof Neulußheim unter dem Motto „Zusammenspiel“ präsentiert.

Im Vorfeld traf unsere Zeitung sie in ihrem geräumigen Atelier in Leimen-Gauangelloch, in dem es, wie sie sagte, „nie eintönig werden darf“. Dank der großen Fenster, von wo aus der Blick über einen gepflegten Garten gleitet, ist es selbst an diesem trüben Vormittag hell. Hier lebt Anna Schaberick für die Kunst: An den Wänden sind großformatige abstrakte Landschaften gestapelt, manche fertig, andere im Entstehen, in Regalen und auf dem Fußboden stehen Bronze-, Stahl- und Steinskulpturen, an den Wänden hängen Kohlezeichnungen.

Malerei, Zeichnung und Skulptur durchdringen sich im Schaffen der Künstlerin, bedingen sich gegenseitig als Ausdruck von Vielseitigkeit. Es sind Unikate mit eigener künstlerischer Handschrift. Die Reflexionen der rostfarbenen Eisen-, die leicht und filigran anmutenden Stein- und Stahlskulpturen sowie die nicht weniger eindrucksvollen gemalten Acryl-Arbeiten auf Leinwand wirken in den Raum hinein und machen Schabericks große Leidenschaft für die Kunst spürbar.

Im Gespräch erzählt sie, was das Schöne am Malen ist, am Arbeiten mit Eisen, Stahl und Stein sowie an ihrem Beruf als Kunstvermittlerin.

Frau Schaberick, war Kunst schon immer Ihre Leidenschaft?

Anna Schaberick: Schon als Kind habe ich nur gezeichnet und gemalt. Zu den damaligen Zeiten wurde es ja nicht so gefördert wie heute. Meine Eltern ließen mir viele Freiheiten und boten mir die Möglichkeit, mich zu entfalten. Mit dreizehn hatte ich das Glück, einen Mailänder Professor kennenzulernen, ab diesem Zeitpunkt nahm ich bei ihm Unterricht. Er hat mir sehr viel von der Maltechnik und Malweise beigebracht. Das hat mich nachhaltig geprägt. Im Verlauf der Jahre habe ich mich ständig weitergebildet.

Darüber hinaus hatten Sie Gelegenheit, bei weiteren renommierten Künstler zu lernen.

Schaberick: Ja, bei Erich Sauer. Viele Jahre war ich in einer Künstlergruppe, die der Frankenthaler Bildhauer Erich Sauer leitete. Er fertigte insbesondere Skulpturen aus Bronze. Von ihm habe ich viel gelernt.

Wenn ich mich in Ihrem Atelier umschaue, bringt mich die Vielfalt der Kunstwerke zum Staunen. Was motiviert Sie?

Schaberick: Die Neugier, die Freude am Experimentieren, der Spaß an der Bewegung, an der Handarbeit, das aufwendige Biegen des Eisens, das Schleifen der Steinskulpturen.

Ich bin aufgeschlossen für Neues, neues Material, neue Techniken und Gestaltungsmöglichkeiten. Malerei in Acryl und Mischtechniken, Bildhauerei in Ton, Gips, Beton, Holz, Stahl und Bronze sind alles Bereiche, die mich mit innerer Freude erfüllen, wenn ich meine Ideen auf die Leinwand, aufs Papier oder in skulpturale Formen umsetzen kann.

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Was fasziniert Sie am künstlerischen Schaffen?

Schaberick: Wenn man sich in eine kreative Tätigkeit vertieft, vergisst man völlig das Drumherum. Man ist weit weg von allem, man verliert jedes Empfinden für Raum und Zeit. Ich vergleiche das immer mit dem Zustand spielender Kinder. Sie sind so sehr in ihr Spiel versunken, dass sie gar nicht mehr aufhören wollen. Mir geht es genauso und das beobachte ich auch bei meinen Kursteilnehmern. Nach vier oder fünf Tagen intensiver Beschäftigung mit kreativem Gestalten bekomme ich die Rückmeldung, wie sie ihre Alltagsprobleme weit hinter sich gelassen haben. Das ist ein Aspekt. Andererseits erlebe ich nicht selten, dass Leute, die eine Arbeit gekauft haben, sich bei mir noch einmal melden und betonen, wie begeistert sie sind. Da fühle ich mich bestätigt.

Haben Sie ein Vorbild?

Schaberick: Als ich mit der Abstraktion begann, schon, aber bald habe ich gemerkt, dass mich das ausbremst. Ich schaue mir natürlich gerne Ausstellungen an, aber so richtige Vorbilder hatte ich seit meiner Kindheit keine mehr. Ich lasse mich nicht gerne einengen, lege mich nicht auf ein einziges Material fest. Kreativität mit unterschiedlichen Materialien und Formen bedeutet für mich Freiheit. Es ist ein großer Unterschied, ob ich mit Stahl arbeite oder mit der Motorsäge. Jedes Material gibt mir eine andere Arbeitsweise vor. Ich mag die subtile Überlagerung in den abstrakten Bildern, setze gerne neben Acrylfarben, Sand, Marmormehl oder Wachs ein und bin manchmal selbst vom Ergebnis überrascht. Es macht mir Freude zu verfolgen, wie die ursprüngliche Intention Gestalt annimmt in den Skulpturen aus Holz, Bronze, Eisen oder Gips, oft mit unvorhersehbarer Wirkung.

Wo finden Sie Ihre Inspiration?

Schaberick: Alles ist in meinem Kopf. Da schwirrt so viel herum, dass ich es sortieren muss. Als ich so im Alter von zehn oder elf Jahren war, sagte ich meiner Mutter, bevor ich in mein Malzimmer ging: „Mama, ich habe eine Idee.“ Dann schlug sie die Hände zusammen und bat mich, still zu sein. Für sie war es zu anstrengend, die Fülle meiner Gedanken mitzuverfolgen. Bis heute hat sich da nicht viel geändert. Überdies kann ich mich glücklich schätzen, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte, der Kunstunterricht macht mir viel Freude.

Wie kam die Verbindung zu Neulußheim zustande?

Schaberick: Marianne Nagel-Treiber hat vor Jahren meine Ausstellung in Speyer besucht. Meine Arbeiten haben ihr sehr gut gefallen und sie fragte mich, ob ich sie nicht in Neulußheim zeigen möchte. Seither sind wir befreundet. Wolfgang Treiber und sie haben mich schon öfter nach Neulußheim eingeladen. Dafür bin ich dankbar.

Worauf dürfen sich Kunstinteressierte bei der Ausstellung im Alten Bahnhof freuen?

Schaberick: Ich stelle abstrakte Bilder aus – Landschaften, figürliche Kompositionen unter anderem – die in Dialog treten mit Skulpturen voller Dynamik und Schwung, sodass die Besucher emotional angesprochen werden. Eine Besonderheit stellen die neuen „Objektbilder“ dar, hier begegnen sich Malerei und Skulptur in einem. Kleinformatige Bilder, die zugunsten des Tierschutzes verkauft werden, runden das Angebot ab.

Freie Autorin

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