Alter Bahnhof

Malerin Christina Wilken stellt in Neulußheim aus

Die Malerin präsentiert ihre Werke im Kulturtreff und äußert sich im Interview zu ihrer Kunst - sie will mit Strukturen Tiefe in ihre Bilder bringen.

Von 
Maria Herlo
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Die Malerin Christina Wilken stellt im Alten Bahnhof aus. Am Freitag, 24. Februar, findet die Vernissage statt. © Wilken

Neulußheim. „Summerfeeling“, „Rauhe Freiheit“, „Red Carpet“ und „Blütezeit“ sind Beispiele für die Betitelung der neuesten Bilder von Christina Wilken, die mit intensiven Farben, abstrakten Elementen und teilweise mit Strukturen gemalt sind. Als Kontrast dazu findet man auf ihrer Website aber auch einen „Abendbummel“, eine „Vollmondnacht“, einen „Weg, der an den Strand führt“, oder ein „Rapsfeld“ unter einem bewegten Himmel.

Christina Wilken malt Landschaften in leuchtenden Farben und mit gutem Gespür für ihre dekorative Wirkung. Dabei geht es ihr aber nicht um die Nachahmung der Natur, sondern um die eigene Sichtweise bei der Wiedergabe, um die Stimmung, in der sie sich beim Malen befindet und um abstrakte Elemente bei der Umsetzung.

Zur Person

Christina Wilken ist 1963 in Bremen geboren und aufgewachsen. Ihre künstlerische Tätigkeit begann schon sehr früh, für ihr Abitur wählte sie Kunst als Leistungsfach, um ihre Vorliebe für die Gestaltung ausleben zu können.

1989 zog sie nach Neckargemünd, 1994 dann nach Wiesenbach. In Wiesenbach nahm sie, nach der Erziehung ihrer beiden Kinder, die künstlerische Tätigkeit wieder auf und trat 2008 der dortigen aktiven Künstlergruppe Museum und Galerie „Alte Ziegelei“ bei.

Wilkens Anfänge lagen in der Aquarellmalerei, allmählich fand sie über gegenständliche Landschaftsmalerei mit Acrylfarben zur abstrakten Malweise. Es war ein Prozess, der begleitet wurde durch Ausprobieren, zunehmender Verwendung von Strukturpasten, Goldfolie, etc. Aber auch neue Arbeitsmittel, wie Spachtel, Fensterputzer und flüssige Aerocolorfarben kamen zum Einsatz.

Seit 2008 waren ihre Werke in zahlreichen Einzel- oder Gruppenausstellungen zu sehen, unter anderem in der Alten Ziegelei in Wiesenbach, in Neckargemünd und Heidelberg. her

Betritt man ihre virtuelle Galerie, trifft man auf abstrakte Gemälde von berauschender Farbpracht, aber auch auf wunderschön gemalte, großformatige Bilder von Hügellandschaften, Wäldern und Seen, vom Meer und vom Himmel, von Wolken, Regentropfen und Sonnenaufgängen, ja sogar von Vögeln, Blumen sowie Städten. Wilken setzt die Acrylfarben auf Leinwand in unverwechselbarer Handschrift ein, egal, ob gegenständlich oder abstrakt. Die drei Zyklen – „Abstrakte Malerei“, „Abstrakte Landschaften“ und „Landschaften Flora“ – legen den Entwicklungsprozess der aus dem Norden stammenden Künstlerin offen, wobei sich die Farben immer mehr zu Abstraktion, zu purer Atmosphäre verdichten.

Anlässlich ihrer Ausstellung im Alten Bahnhof sprachen wir mit ihr über ihre Arbeit, Farben und Materialien sowie über ihre Inspirationsquellen.

Frau Wilken, Sie stammen aus Norddeutschland. Wie kam es, dass Sie in die Rhein-Neckar-Region gezogen sind?

Christina Wilken: Durch einen Berufswechsel in der Familie sind wir 1989 zunächst in Neckargemünd gelandet, jetzt aber wohne ich in Wiesenbach.

Auf Ihrer Webseite kann man Ihre zahlreichen Werke von großer Diversität und handwerklichem Können bestaunen. Hatten Sie Gelegenheit, sie auch auszustellen?

Wilken: Ja, in Wiesenbach, in der „Alten Ziegelei“. Hier gibt es eine Künstlergruppe, bei der ich schon von Anfang an dabei bin. Es war für mich die erste Möglichkeit, an die Öffentlichkeit zu treten. In der „Alten Ziegelei“ hatte ich jetzt über die Jahre schon mehrere Einzelausstellungen, um meine Bilder zu zeigen. Zudem habe ich an Gruppenausstellungen in Neckargemünd, Lobbach und Heidelberg teilgenommen.

Wie kam die Verbindung zu Neulußheim zustande?

Wilken: Eine Freundin von mir hat schon mal in Neulußheim ausgestellt, sie selbst ist durch eine andere Teilnehmerin unserer Gruppe dazugekommen. Mit ihr habe ich im März 2023 eine gemeinsame Ausstellung in Wiesenbach, die wir auf unserer Homepage gegenseitig angekündigt haben. Das hat die Familie Treiber gelesen und mich darauf angesprochen.

Ihre Bilder führen uns die Entwicklung zu einer eigenen Bildsprache vor Augen. Wie kamen Sie zum Malen?

Wilken: Stückweise habe ich es in die Wiege gelegt bekommen. Meine Mutter hat mit Aquarellfarben gemalt und mein Vater ist gelernter Tischler, also handwerklich ebenfalls begabt. Zunächst habe auch ich angefangen, in Aquarell zu malen. Ich habe dann Kurse an der Volkshochschule belegt und später meine Liebe zur Acrylmalerei entdeckt. Man hat da ganz andere Möglichkeiten. Am Anfang malte ich, was ich mit der Kamera aufgenommen habe. Das hat mir dann nicht mehr so gefallen und ich habe mich immer mehr der abstrakten Malerei zugewandt. Zurzeit arbeite ich mit Strukturen, weil sie die Darstellung von Formen und Tiefe deutlicher machen und mehr Spannung auf dem Bild erzeugen. Dazu benutze ich hochwertige Acrylfarben, Gesso zusammen mit Marmormehl, Seidenpapier, Goldfolie oder Sand, ab und zu setze ich auch Kaffeepulver mit ein, das hat dann wieder eine ganz andere Wirkung.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Wilken: Inspirieren lasse ich mich zum großen Teil von der Natur, von der Flora und meiner Umwelt. Anregungen beziehe ich auch aus dem Internet oder aus Büchern. Am liebsten jedoch probiere ich Neues aus, experimentiere gerne mit Farben, Strukturen und Materialien. Jedes neue Bild ist anders als das vorherige. Das Malen ist ein kreativer Prozess, bei dem ich meine Ideen, meine Gedanken und Gefühle in Bilder umsetze, oft mit überraschendem Ergebnis.

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Viele Ihrer Arbeiten stellen das Meer dar, Seen, Wellen. Hat das mit Ihrer ehemaligen Heimat zu tun?

Wilken: Ich glaube schon, ich liebe Norddeutschland und die Ostsee, das widerspiegelt sich natürlich in vielen meiner Landschaftsbilder. In Momentaufnahmen lasse ich die Bewegung der Wellen, des Wassers auf den Betrachter wirken. Aber auch Reiseeindrücke aus Island oder Norwegen finden ihren Niederschlag.

Haben Sie Vorbilder?

Wilken: Natürlich gibt es Maler, die ich bewundere, Vincent Van Gogh zum Beispiel oder Picasso. Auch Miró gefällt mir sehr gut. Ich kopiere sie aber nicht, ich gehe da schon meinen eigenen Weg und überlege mir selbst, wie ich meine persönlichen Vorstellungen verwirklichen kann.

Sie verbringen viel Zeit mit dem Malen, oder?

Wilken: Das stimmt, die Malerei nimmt viel Platz in meinem Leben ein. Meine beiden Kinder sind schon erwachsen und beruflich bin ich nur in Teilzeit beschäftigt. So habe ich mehr Zeit, mich ganz dieser Leidenschaft zu widmen.

Welche Werke zeigen Sie in Neulußheim?

Wilken: Vor allem die neueren, abstrakten Bilder, wo die Farbigkeit im Vordergrund steht, Wolfgang Treiber hat da eine Auswahl getroffen. Mir liegt aber viel daran, einige meiner Lieblingsbilder wie jenes mit dem Titel „Birkenwald“ oder „Stadt am See“ auszustellen. Für die Besucher gibt es mit Sicherheit viel Spannendes zu entdecken.

Was planen Sie für die Zukunft?

Wilken: Die abstrakte Malerei liegt mir sehr und macht mir zudem viel Spaß. In diese Richtung möchte ich gerne weitermachen, die Techniken verfeinern, ins Mehrschichtige kommen.

Freie Autorin

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