Neulußheim. Den Klimawandel als Herausforderung sehen, Umweltproblemen mit menschlicher Kreativität begegnen, Argumente statt Verbote vorbringen – das waren Themen der Informationsveranstaltung unter dem Motto „Klimawandel und Städtebau: Was der französische Sonnenkönig mit einem Schottergarten zu tun hat“ von Bürgermeisterkandidatin Ingeborg Bamberg. Die Gemeinderätin der Wählervereinigung „Wir für Neulußheim“ (WfN) freute sich zum Wahlkampfauftakt am Donnerstagabend über viele Besucher im Alten Bahnhof. Sie wolle ihre Heimatgemeinde ein bisschen besser machen und erklärte anhand von Bildern, wie sie die Themen Klimawandel und Städtebau als Neulußheimer Bürgermeisterin angehen würde.
Unsere heute Einstellung zum Garten sei wesentlich von der französischen Gartenkultur geprägt, begann die Naturliebhaberin ihren historischen Exkurs über Ludwig XIV., der als allumfassender absolutistischer Herrscher seine Macht über die Natur auch in formalen Gärten ausdrücken wollte. Versailles, Loire-Schloss Villandry, Schlossgarten Schwetzingen, Schloss Linderhof in Bayern – die Bilder zeigten hohe Gartenkunst und den stets ordnenden Eingriff des Menschen. Wer heute den Anspruch habe, dass in seinem Garten alles ordentlich aussehen soll, gerate schnell in Stress: „Kontrollfreak Ludwig XIV. hat sich in dieser Hinsicht tief in unser Unterbewusstsein eingegraben.“
Kandidatin bei Bürgermeisterwahl zieht eigenen Garten als Beispiel heran
Heute sorge die Angst vor „Wildwuchs“ für Polypropylen-Folien und Polyester-Pflanzvliese auf wertvollen Böden – auch in Neulußheim. Bamberg plädierte dafür, sorgsam mit den Böden umzugehen. Zum Wachsen ziehen Pflanzen CO2 aus der Luft, im Boden sind sie gute Wasserspeicher und bilden mit ihren Wurzeln fruchtbaren Humus. „Ein lebendiger Boden ist ein wichtiger Verbündeter gegen den Klimawandel“, betonte Bamberg und reiste mit ihren Zuhörern nach England.
Üppige Blumenrabatte ohne Symmetrie und kaum in Form, prächtige Staudengärten, in denen weniger Schönes in den Hintergrund tritt, weil immer wieder etwas Neues blüht – das gibt es auf der Insel. Die Kandidatin für die Bürgermeisterwahl am 14. April hatte auch Beispiele aus ihrem eigenen Garten mitgebracht. Bunte Krokusse auf vermoostem Rasen, Gänseblümchen auf der Wiese, dichte Bepflanzung im pflegeleichten Vorgarten.
Ingeborg Bamberg gibt Tipps zum Gartenbau
Bambergs Tipp für privates und städtisches Grün: Mit Veitshöchheimer Staudenmischungen ließen sich attraktive Pflanzbilder mit geringem Aufwand an Planung und Pflege realisieren. Die Bepflanzung im Schickard-Park, auf ihre Anregung von Bürgern angelegt, sei dagegen ziemlich kaputt. Vonseiten der Gemeinde gebe es „kein Interesse, das Bürgerengagement zu bewahren“.
Blühpflanzen als Lebensgrundlage für Insekten und Vögel sollen Neulußheim schöner machen. Die Umgestaltung von Baumscheiben und bisher 20 000 verteilte Blumenzwiebeln seien Beispiele für das Engagement von Ehrenamtlichen.
Bamberg beklagt in Neulußheim mangelndes Interesse
In vielen Gemeinden werde gegen den Klimawandel gearbeitet. Aber an Neulußheim sei das bisher weitgehend vorbeigegangen, monierte die Gemeinderätin: „Die Ideen sind da.“ Bamberg zeigte Bilder von Hitzeinseln und aufgeheizten Fassaden.
Es gehe auch anders: Begrünte Gebäude in Italien und in den Niederlanden, durchdachte Dachterrassen in Großstädten, grüne Hausfassaden an historischen Altbauten in Straßburg und Mannheim sowie am Rathausanbau in Schwetzingen. Regenwasser, das nicht an die Kanalisation verloren geht. Parkplätze mit größtmöglicher Wasserversickerung. Das funktioniere mit einfachen Mitteln. Es gebe schon viele große und kleine Maßnahmen. Und eigentlich sei Neulußheim bei diesem Thema auch gut aufgestellt, zog Bamberg ein Fazit: „Es wird aber nicht angewandt. Von offizieller Seite ist kein Interesse vorhanden.“
Bei gemeindeeigenen Projekten sähen nur die Visualisierungen schön aus. Wichtig sei aber der Kampf um jeden Baum. Fehlplanungen führten zu Hitzeinseln und immer weniger Verschattung. Maschendrahtzäune mit schwarzen Folien dürften nicht sein. Die Betonwüste vor der Hardt-Halle sei „dumm“.
Bürger in Neulußheim zu Ideen anregen
Bevor man aber über Schotterflächen diskutiere, die vor 20 Jahren angelegt wurden, sollte man das geltende Baurecht bei Neubauten einfordern und nicht beim Altbestand mit dem Holzhammer kommen, meinte Bamberg: mehr Informationen für Bürger, damit sie die Herausforderungen aktiv mitgestalten wollten.
Die Bürgermeisterkandidatin möchte „behutsam vorgehen“, keine „Gartendiktatur“ schaffen, eher durch Hilfeleistung und Beratung unterstützen. „Wenn wir Ideen haben, kommen wir auch in Neulußheim voran“, will sie nicht alles den Fachplanern überlassen. Für neue Bäume und Blühstreifen seien keine Experten nötig. Dank intelligenter Planung könnten auch hier Grünflächen geschaffen werden, die nicht nur pflegeleicht sind, sondern die Gemeinde lebenswerter machten.
Ingeborg Bamberg: "Als Bürgermeisterin werde ich anders vorgehen"
In der Diskussion ging es um Ideen und Vorstellungen. Wer gute Lösungen möchte, müsse für Planungsleistungen auch gut bezahlen und auf Qualität achten. Oft liege es an den Mehrheiten im Gemeinderat, dass die schlechtesten Lösungen genommen werden. Da im Rathaus wenig technisches Know-how vorhanden sei, brauche es dringend „eine halbe Stelle mit Fachwissen“.
Klimaschutz sei der Gemeinde nicht viel wert, befürchtete Bamberg, die mit der CDU gegen die Stelle eines Klimaschutzmanagers gestimmt hatte. „Als Bürgermeisterin werde ich anders vorgehen.“ Für ihr Herzensanliegen einer intakten Natur wolle sie sich „täglich dafür einsetzen, dass wir vorankommen“, versprach sie den Zuhörern im Alten Bahnhof: „Es gibt genügend kreative Möglichkeiten. Wir können alles vor Ort lösen, wir müssen nur wollen.“
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