Kulturzentrum „Alter Bahnhof“

Reise zum „Echo in Farbe“: Kunstausstellung von Claudia Hansen in Neulußheim

Claudia Hansen präsentiert eine Kunstausstellung mit optimistischen Acrylbildern, die den Betrachter auf eine Fantasiereise mitnehmen. Ihre Werke bezaubern mit Leichtigkeit und surrealen Elementen, vor allem in den mittelformatigen Frauenköpfen.

Von 
Matthias H. Werner
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Die Künstlerin Claudia Hansen freut sich über das rege Interesse an ihrer Ausstellung und präsentiert im Beisein ihres Sohnes ihr Lieblingsbild „Tagtraum“. © Wolfgang Gans

Neulußheim. Die Ehre einer zweiten Ausstellung im Neulußheimer Kulturzentrum „Alter Bahnhof“ wird nur wenigen Künstlern zuteil – dass sie dann auch noch Anlass für ein jeweiliges Novum sind, ist bislang einzigartig: Die Ausstellungseröffnung ihrer 2019 durchgeführten Werkschau „Gedankenreisen“ wurde erstmals von Marianne Nagel-Treiber eingeführt, in diesem Jahr konnten die bildende Künstlerin Claudia Hansen zur Vernissage am Freitagabend nicht nur zahlreiche Gäste begrüßen, sondern auch das Rahmenprogramm bot erneut eine Premiere.

Da der weithin als „Neulußheimer Kunstpapst“ bekannte Wolfgang Treiber, der die Ausstellung organisiert hat, mit seiner Gattin kurzfristig auf Reisen gegangen war, trat sein Sohn Tassilo, der den langjährigen Kunstausstellungsbesuchern schon als Kind bekannt wurde, weil er mehrfach Vernissagen musikalisch begleitet hat und seit längerer Zeit beim „Drumrum“ unterstützt, vor die Kunstbeflissenen, um Begrüßung und Werkeinführung zu übernehmen. Musikalisch umrahmten die Ausstellungseröffnung Karl-Heinz Steidel am Klavier und Ellen Eichele am Saxophon, ebenfalls schon häufiger in diesem Zusammenhang gehört, diesmal mit einem Anklang an die „Beatles“ wie immer mit ganz herausragend begeisternder Musik.

Kunstausstellung von Claudia Hansen in Neulußheim: Leicht und optimistisch

Tassilo Treiber lud auf eine sehr charmante Weise die Gäste auf eine Phantasiereise ein, für die Hansens Bilder so etwas wie eine Landkarte bilden – dabei folgt der Trip ins Innere keiner roten Linie, keiner auferlegten Route, sondern offeriert mit leichten, immer sehr optimistisch gestalteten Acrylbildern eine Entdeckungstour der besonderen Art.

Für einen sehr stimmungsvollen musikalischen Rahmen der Ausstellung sorgten die Saxophonistin Ellen Eichele und Karl-Heinz Steidel am Klavier. © Wolfgang Gans

Die gelernte Kauffrau und Layouterin aus dem zwischen Odenwald und Kraichgau liegenden Wiesenbach, die seit rund 20 Jahren als freischaffende Künstlerin lebt und auch ein außergewöhnliches Kochbuch herausgegeben hat, stellt weder sich noch monumentale Geschichten ins Zentrum ihrer Werke. Sie lässt die Kunst aus dem Augenblick heraus entstehen, was zu einer ganz besonders leichtfüßigen Malweise und einer offenen Motivik führt.

Dabei lebt die Künstlerin, die schon zahlreiche Ausstellungen bestritten hat, sich im Genre des Fantastischen Realismus in einer ganz eigenständigen Art aus. Weit entfernt von den traumaverarbeitenden Motiven der Hauptprotagonisten dieses Sujets sind Hansens Bilder augenzwinkernde, gut bekömmliche und fast ausnahmslos heiter wirkende Verblüffungen, die in der Betrachtung erst entstehen. Diese intensive Betrachtung ist bei ihr nicht Passion, sondern Genuss, spannende Entdeckungsreise und ein Reigen vom Großen und Ganzen, das meist sehr harmonisch und fast ein wenig lapidar wirkt. Zum Detail, in dem sich die surreal angehauchten Elemente entdecken und dabei einen ganz eigenen Zauber auslösen.

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In der „Human collection“ vereinen sich Figuren, die Anklang an die asiatischen Kokeshi-Puppen nehmen, die ebenfalls zu Hansens Leidenschaften gehören, wie in einem Setzkasten zu einem frohen Farbenspiel, das eines der Stilmittel der Mittfünfzigerin ist, was sich auch in der Miniatur „Grünes Marokko“ förmlich zu entladen scheint.

Hauptwerk sind aber mittelformatige Frauenköpfe, die aus zwar schattierten, aber durch ihre Leere als perfekte Reflektionsflächen ausgestalteten Hintergründen mit kräftigen Farben hervorschauen – immer sehr schön, immer ganz einer realistischen Malweise verpflichtet. Immer aber auch mit einem surrealen, verblüffenden, augenzwinkernden „Schmankerl“ versehen: Bei „Sleepy Fox“ schmiegt sich ein Fuchs um die blumenbekränzte Schöne, bei „La Mer“ findet diese sich von Fischen umgeben mit Seestern und Gischt-Borte am Kleid unter Wasser wieder.

Claudia Hansens Bilder laden zum Betrachten, zum Dahinterschauen ein und offerieren jenseits handwerklicher Finessen einen Blick in sich selbst – ein „Echo in Farben“, das bei jedem Betrachter anders klingen wird.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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