Neulußheim. Jeder weiß, laden die Landfrauen ein, dann wird das gut. Die Kommentare nach drei Stunden Entertainment vom Feinsten, für Mundartmächtige oder jene, die sich auf sprachlich-hörbares Neuland gewagt hatten: „So habe ich die Lieder meiner Jugend noch nie gehört“ oder „Echt klasse die Texte“, dabei trugen die Menschen Lächeln in den Gesichtern auf ihrem Weg nach Hause.
Erleben durften rund 150 Leute einen gelungenen Mundart-Mix mit einem amüsanten verbalen Intro, überraschenden Texten zu bekannten Liedern und der Landfrauen-Gastlichkeit, die beim Abend in der Aula der Lußhardtschule mit Autorin Edith Brünnler und der Ron Prinz Kombo erneut zur Hochform auflief. Edith Brünnler wurde ihrem Ruf als Autorin gerecht, tauchte locker plaudernd in die Welt dreier Freundinnen ein, die ein besonders tolles Geburtstagsgeschenk kreieren wollten.
Doch, gleich, was sie sich einfallen ließen, immer fanden sie Aspekte, die das Geschenk wieder zunichtemachten. Schier ausrasten könnte die Mundartistin wortgewandt darüber, dass jeder Geburtstag heutzutage zum Event werden muss: „Wie schäh war des frieher, als ma sich am Oafang gut verschdanne hat unn es jedes Mol am Schluss fum Feschd Krach gewwe hodd.“ Diese Eskalation provoziert Brünnler als Ich-Erzählerin aus der Sicht eines Geburtstagsgastes, der ein Zauberevent crasht, was selbstredend zum „gewohnten“ Streit führt. Steigerung möglich? Klar.
Die Ludwigshafenerin schlüpft in die Rolle des weiblichen Teils eines Ehepaars, das von seinen Freunden zur Goldhochzeit Karten für einen Theaterbesuch erhält. „Nur wegen mir konnte man was verstehen“, so die Wortspielerin selbstbewusst zum Pantomime-Theater, das per se ohne Worte auskommt. Ihr Einsatz, alles mit lautstarken Kommentaren zu versehen, sei richtig gewesen, weil die stummen Akteure Engländer gewesen wären und die „sowieso keiner verstanden hätte.“
„Trio mit Frau“ auf der Bühne in Neulußheim
Ordentlich Applaus begleitete die schwach über 70 Jahre alte Autorin von der Bühne an die Seite ihres Mannes, der „mich immer überall hinfährt und bei mir ist“, dankte sie ihm charmant, dass er ihr damit die Freiheit und Ruhe gibt, die sie vor Auftritten braucht. Der Weg war geebnet für das „Trio mit Frau“, wie sich die Ron Prinz Kombo mal gerne betitelt und damit gleich klarstellt, wer die Hosen anhat, wenn die vier auf die Bühne gehen.
Anne Geser, Hockenheimer Stimmgewalt und Entertainmenttalent, ist ein Hingucker im knallroten Petticoat-Kleidchen zwischen adrett angezogenen Herren. Seit 2018 auf privaten Feiern versteckt, tritt die Kombo einen steten Siegeszug bei Fans des kurpfälzischen Dialekts und sehr ordentlich handgemachter Musik durch die Region an.
Kopf und überwiegend Wortgeber ist federführend Ronald Mummert, vielen noch bekannt von der Beatshow. Versiert leitete er zu den einzelnen Titeln über, verriet angeteasert neugierig machend Bruchstückchen des zu erwartenden Inhalts, kitzelte schon damit die Lachmuskulatur der Zuhörenden. Addiert man zu Mummerts Gitarrensound und Stimme die Spiellust von Harry Winter am Bass und Alexander Irmler am Schlagwerk, mischt Anne Gesers Organ hinein, entsteht, was Laune macht und das im Dialekt.
Ron Prinz Kombo dichtet in Neulußheim bekannte Hits in kurpfälzischen Dialekt um
Welthits mutieren zu schmunzelnd machenden Liedchen, etwa wenn „In The Ghetto“ von Elvis Presley, leidenschaftlich ins Mikro gehaucht von Anne Geser zu „Isch de Gerd do?“ wird. Inhaltlich wird Schwerenöter Gerd gesucht, der nichts anbrennen ließ. Das avisierte Werbelied für einen Kosmetikanbieter hört sich irgendwie nach Harry Belafontes „Day-O“, besser bekannt als „Banana Boat Song“. Als Ode an das geruchshemmende Deo, das sogar einem Heiratswilligen „der riecht aber streng“ den Weg ebnen könnte, erhält das jamaikanische Volkslied eine ganz neue Intension. Es wurde viel gelacht.
Publikumsaffin gab es nach der Pause ein Fotoshooting mit Band für alle Handyfilmer und -knipser. Fein, das kommt an. Im Parforceritt nimmt die Kombo zum unvergessenen Satchmo-Louis-Armstrong-Hit „What a Wonderful World“, das zum Klangteppich für Anne Gesers innigen Wunsch nach einem „Mann mit viel Geld“ wird.
Knallhart und furztrocken humoristisch switcht der Inhalt im Hilfesong für Niederländer zum ernsthaften Thema Klimawandel. „Mer suche Campingplätz für Holland“, titelt das durch Rudi Carrell einst berühmt gewordene „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ bei der Ron Prinz Kombo. Scheinbar witzig und doch so ernst die Passagen: „Gletscher schmelzen zu Sand“ oder „In Spanien geht ein Pinguin an Land.“
Ernstes munter mit Inhalt, so verpackt, dass es ankommt und trotzdem Spaß macht – das ist die Kunst, die die Ron Prinz Kombo beherrscht. Und immer wieder Anne Geser, die auch beim leicht schlüpfrigen „A-B-C- es ist noch weit bis Doppel-D“ zur Melodie zu „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ (Caterina Valente) Klasse beweist und fast schon lasziv beim Badewannen-Song an die samstägliche Wurzelbürsten-Schrubbaktion „Unner de Boadwonn“ klanglich genau auf „Under the Boardwalk“ auch den letzten Zweifler überzeugt. Eine grandiose Mischung aus klasse Musik, einem Exkurs zu vielen liebgewordenen Evergreens in neuem Gewand, die als Laune-Garant für einen amüsanten Samstagabend genau richtig war, wie gesagt über die gerne gewährten Zugaben hinaus in die kühle Herbstnacht hinein.
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