Neulußheim. Der knallvolle Bahnhofsgarten war nicht nur Ort des grandiosen Olli-Roth-Musikspektakels (wir berichteten), sondern auch feierlich-ausgelassene Sternstunde für das „Backoffice“ hinter dem reichhaltigen Kulturleben der Vier-Sterne-Gemeinde: Bürgermeister Gunther Hoffmann nutzte den Massenandrang rund um die „gute Stube“ Neulußheims, um sich vor „seinen“ Kulturmanagern zu verbeugen.
Wo noch bis 1986 Züge fuhren, hat – unter dem damaligen Antreiben von Bürgermeister Gerhard Greiner und seiner Frau Rosa Grünstein – die Kultur ein Wohnzimmer gefunden. Und damit eine in der gesamten Region einzigartige Blüte der Musik, der Kunst und des Kabarett getrieben. Inzwischen haben sich die freiwilligen Helfer, ohne die Alexandra Özkalay bei allem persönlichen Einsatz, den die quirlige Kulturamtschefin an den Tag legt, auf ziemlich verlorenem Posten stünde, in einem Verein, dem „Kulturtreff Alter Bahnhof“, zusammengefunden.
Neulußheim wurde von Treiber zum strahlendem Kulturstern geformt
Dessen Vorsitzender ist der ehemalige Grundschulrektor Wolfgang Treiber, der sein Leben der Kunst sowie der Kultur verschrieben hat und der seit 30 Jahren im „Alten Bahnhof“ federführend, aber in aller Bescheidenheit nicht nur die Strippen vor allem für die Kunst zieht, sondern auch ungezählte Helferstunden in Organisation, Auf- und Abbau sowie Ausschank investiert hat, um „seine Heimatgemeinde“ zu dem strahlenden Kulturstern zu machen, die sie inzwischen ist. Immer begleitet wird er von seiner Frau Marianne, ohne die Treiber gar nicht zu denken ist: „Marianne war immer dabei“, sagt der sichtlich gerührte Treiber vor dem begeistert jubelnden Publikum.
Wie ein Monument stehen die ungezählten Kunstausstellungen, die der zum „Neulußheimer Kunstpapst“ gekührte Wolfgang Treiber organisiert und durchgeführt hat – visuelle Erinnerungen, die das Gesicht der „Vier-Sterne-Gemeinde“ geprägt haben.
„Eine Gemeinde lebt davon, dass Menschen sich ehrenamtlich engagieren“, so umreißt Bürgermeister Hoffmann seinen Dank für 30 Jahre Einsatz an Wolfgang Treiber, um diesen Dank gerade auch mit Blick auf die laufende Veranstaltung und die Hundertschaften an Zuhörern, die ihm lauschen, viel weiter auszuholen: „Ohne die Ehrenamtlichen wäre so etwas gar nicht möglich.“
Dass die Last, die Veranstaltungen eben auch mit sich bringen, auf den Schultern von Freiwilligen ruht, gibt nicht nur Anlass zum Dank, sondern ist auch Mahnung, dass es gerade an dieser „Frontline“ unbedingt Nachwuchs braucht. Kunst und Kultur ist nur dann ein Wohlgenuss für die Besucher, wenn hinter den Kulissen Menschen die Vorbereitungen treffen, die Organisation und auch die praktische Umsetzung übernehmen, damit der Künstler seine Bühne und das Publikum seinen Sitzplatz finden.
„Zehn Jahre mach ich noch, aber mit 93 ist dann Schluss“, feixt Wolfgang Treiber in seinen Dankworten – zum freudigem Lachen des Publikums, aber auch zum Appell, dass danach andere übernehmen müssen, wenn es mit der Kultur weitergehen soll.
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