Evangelische Kirche

„Young Vocals“ in Neulußheim: Konzert voller Emotion und Harmonie

Das Eppelheimer Vokalensemble „Young Vocals“ unter Leitung von Valerie Schnitzer begeisterte mit einem bewegenden Konzert in der Evangelischen Kirche. Ihre Klangqualität und Interpretation beeindruckten das Publikum.

Von 
Matthias H. Werner
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Eine Art Heimspiel für Dr. Valerie Schnitzer: Die Leiterin des Eppelheimer Chores „Young Vocals“ dirigiert auch den Kirchenchor in Neulußheim. © Lenhardt

Neulußheim. Seine Premiere in der Viersterne-Gemeinde hat am Samstagabend das Vokalensemble „Young Vocals“ mit einem Wortspiel zum Programm eröffnet: Mit der Verschränkung von „anima mea“ und „amica mea“ war so etwas wie ein inhaltlicher Denkanstoß gegeben, wobei dahinstehen kann, ob mit „meine Freundin“ wohl die zwölf jungen Damen in der ersten Reihe des Chores, die Chorleiterin, die ihr Klangorgan mit einer fast zärtlichen Art zu führen verstand, oder die Musik als solche gemeint sein mögen – alles dürfte richtig sein und alles war jedenfalls inspiriert und geadelt von „meiner Seele“.

Rund eineinhalb Stunden tiefster Emotionen, beseelter Klangwunder und einer in Qualität und Interpretation bewundernswerten musikalischen Größe lieferten die 24 Künstlerinnen und Künstler in der Evangelischen Kirche bei ihrem gebannt lauschenden Publikum ab.

Eingerahmt vom ersten Choral aus Johann Sebastian Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ und dem Choral „Brich an, Du schönes Morgenlicht“, den der Meister der Barockmusik in zahlreichen Kontexten, als Hauptwerk aber in der Kantate „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ nutzte, gab es einen vielschichtigen Liederreigen von der Renaissance bis zur zeitgenössischen Gegenwart, der sich thematisch mit dem menschlichen Sein auseinandersetzt.

„Young Vocals“ in Neulußheim: Augenmerk auf Stimmbildung

Die promovierte Chorleiterin Valerie Schnitzer, die den Neulußheimern vor allem als Leiterin des hiesigen Kirchenchores bekannt sein dürfte, hat mit diesem Konzert ihren Eppelheimer Kammerchor in Bestform präsentiert. Das besondere Augenmerk der Musikpädagogin auf Stimmbildung und lupenreine konzertante Aufführungspraxis ist den „Young Vocals“ mit jedem Ton, jeder Harmonie anzuhören.

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Dass sie auf herausragende junge Stimmen zurückgreifen kann, von denen Eva Krieger im gospelartigen amerikanischen Traditional „Will the circle be unbroken“ solistisch hervortrat, um mit einem eindrücklichen, charakterstarken Organ zu glänzen, ist der Grundkonzeption des Ensembles geschuldet.

Die engagierte, sehr herzliche Chorleiterin führt seit mehr als 20 Jahren die besten Sängerinnen und Sänger des Eppelheimer Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in einer Kooperation mit dem Sängerbund Germania Eppelheim zusammen, um herausragende Musikerlebnisse zu ermöglichen – den Künstlern wie den Zuhörern gleichermaßen.

„Young Vocals“ in Neulußheim: Homogen und präzise

Profitiert haben davon nun nach vielbeachteten Auftritten beispielsweise beim Schwetzinger Orgelsommer oder dem Heidelberger Frühling die Neulußheimer. Dem Auditorium wurde vom ersten Ton an ein höchst homogener, extrem präziser Chor mit reicher Klangfarbe und ganz besonderen interpretatorischen Fähigkeiten nicht nur zum Musikerlebnis, sondern auch zur Herzensfreude.

Nikolay Kedrows „Otche Nash“, ein musikalisch sehr dichtes Werk der orthodoxen Kirchenmusik, sang der Chor in jedem der liegenden Töne bis ins emotionale Maximum aus, hochrein und absolut standfest. Dabei reagieren die Künstler auf die leisesten Winke Schnitzers aufmerksam und freudig und erreichen so ein perfektes, in allen Facetten begeisterndes Klangerlebnis.

Die herausragende dynamische Präzision als Gänsehautgarantie offerierten die „Young Vocals“ mit „Esta tierra“, einem musikalisch reichhaltigen Werk des spanischen Komponisten und Chorleiters Javier Busto Sagrado, bei dem der Chor sich sowohl in den von Esprit sprühenden Einschüben als auch in den sanft liegenden, mit Nuancen spielenden Hauptpassagen spürbar zuhause fühlte.

Minutenlang stehende Ovationen für die „Young Vocals“ aus Eppelheim

Wie es überhaupt die große Stärke des Kammerchors ist, sowohl im energischen Forte als auch in einem in Stille stufenlos auslaufenden Pianissimo verlässlich, tragfähig und begeisternd zu sein – immer in klanglicher Reinheit, Tiefe und Farbenfreude.

Minutenlange stehende Ovationen eines ausnahmslos begeisterten Publikums waren für dieses großartige Konzert nicht mehr als angemessen. Die Zugabe, eine Wiederholung des in der Programmmitte bereits gegebenen „The road home“ des amerikanischen Zeitgenossen Stephen Paulus, unterstrich noch einmal die harmonische Schönheit und inspirierende Botschaft einerseits, die musikalische Klasse, die in elfenhaften Akzenten von Mia Schobert und Lisa Maria Schnitzer einen wohligen Kitzel „obendrauf“ setzte.

Eigentlich hätte man sich jedes einzelne Werk noch einmal als Zugabe gewünscht – eine Hoffnung, die bis zum nächsten Auftritt der „Young Vocals“ wird warten müssen.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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