Oftersheim. Auf ein paar Tage kommt es nach 70 Jahren auch nicht mehr an – so entspannt sehen das zumindest Ralf Kumpf und Mario Helfrich, ihres Zeichens Vorsitzender und Stellvertreter beim Motorsportclub Oftersheim (MSC). Denn: Am 14. Oktober 1953 hat sich der Verein gegründet und somit wird der 70. Geburtstag schon gut zwei Wochen vorbei sein, wenn am nächsten Sonntag, 29. Oktober, im Rose-Saal ebenjener gefeiert wird.
Bei einer so langen Historie fällt das aber kaum ins Gewicht. Auch die Verbundenheit der beiden Männer zum Verein ist in Zahlen amtlich: Kumpf ist seit 41 Jahren im Vorstand und seit 24 Jahren Vorsitzender, Helfrich ist seit 23 Jahren sozusagen die Nummer zwei. Somit sind sie also genau die Richtigen, um auf das Früher und auf das Jetzt des Vereins zu blicken, bevor die Feier ansteht.
Mit Stand Oktober hat der MSC noch 168 Mitglieder, was eigentlich eine recht stolze Zahl ist, auch im Vergleich mit anderen Vereinen. „Zu den Hochzeiten Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre waren es um die 240“, blickt Ralf Kumpf zurück. „Wir spüren die Schwierigkeiten im Vereinsleben natürlich auch.“ Auch deshalb merkt man den beiden die Dankbarkeit für ihre Unterstützer an, seien es freiwillige Helfer bei Slalomveranstaltungen oder auch die vielseitige Zusammenarbeit mit dem ADAC Nordbaden, die Kumpf und Helfrich ausdrücklich loben.
„Und Veranstaltungen wie der Autoslalom sind nur durch unsere Sponsoren möglich“, erläutert der Vorsitzende. „Das sind alles lokale Unternehmen und ich würde nie von ihnen verlangen, einen bestimmten Betrag zu geben, sondern nur das, was sie können – uns hilft das immens.“ Auch die gegenseitige Hilfe des MSC und der Vereine in der Umgebung wie dem MSC Eppelheim, dem ASC Wilhelmsfeld und dem AMC Reilingen ermögliche viel mehr Aktivität. „Natürlich sind das eigentlich Konkurrenten, aber wir sehen uns als Freunde. Uns geht es allen um die Sache“, führt Kumpf weiter aus. „Denn auch den anderen Vereinen mangelt es an Helfern, da muss man sich unterstützen“, fügt Helfrich hinzu.
Motorsport in Oftersheim im Wandel der Zeit
Man kann nicht umhin, zu bemerken: Die großen Tage des Motorsports sind wohl vorbei, auch in Oftersheim. 40 Jahre lang hat der Verein Lkw-Geschicklichkeitsturnier veranstaltet, das ist heute nicht mehr möglich. Doch was macht denn dann heute einen MSC noch aus? Antworten gibt es darauf mehrere.
„Wir möchten es Menschen ermöglichen, Motorsport in der Breite für den kleinen Geldbeutel machen zu können“, sind sich die beiden Vorstandsmitglieder einig. Aber es geht laut Ralf Kumpf um mehr als das: „Der MSC steht für Mobilität im Allgemeinen.“ Und das bringe auch eine Art Lehrauftrag mit sich, was sich an den Fahrradturnieren zeigt, die der Verein gemeinsam mit den beiden Oftersheimer Grundschulen organisiert – mit denen die Zusammenarbeit in dieser Hinsicht im Übrigen hervorragend sei.
Über die Situation während der Turniere lasse sich das allerdings nicht sagen, wie Helfrich und Kumpf durchaus besorgt verlautbaren lassen. „Viele Kinder sind unsicher in ihrer Fahrweise, die meisten haben ein zu großes oder zu kleines Rad. Wir wollen das alles verbessern und geben auch immer einen Elternbrief heraus. Aber vielen Dritt- und Viertklässlern mangelt es schlicht an der Konzentration dafür“, bedauert Ralf Kumpf. „Das wird fast schon von Jahr zu Jahr schlechter“, gibt Helfrich ebenfalls zu bedenken.
Dennoch: Als Teil ihrer Vereinsarbeit, die die beiden sehr zeitintensiv und leidenschaftlich erledigen, sehen sie diese Verkehrsbildung weiterhin. Aber wie bereits erwähnt: Die Mitgliederzahlen gehen zurück und werden es auch in den kommenden Jahren tun, wie das Alter der Oftersheimer Aktiven vermuten lässt. „Beim Motorsport brauchen wir anders als beim Fußball die Eltern als Unterstützung, zum Helfen, auch mal zum Schrauben. Mit dem Hinbringen und Abholen des Kindes ist es da nicht getan“, befindet Mario Helfrich. „Ich denke, vielen Eltern ist das zu viel.“ Auch sei die Begeisterung in der Gesellschaft nicht mehr mit beispielsweise der aktiven Formel-1-Zeit von Michael Schumacher zu vergleichen.
Und doch: Im Hier und Jetzt steht der Verein immerhin mit zwei aktiven Fahrern – Max Brand und Luca Kumpf – im Automobilslalom und einem vereinseigenen Fahrzeug dafür da. Auch das Kinderferienprogramm sowie andere Veranstaltungen bietet der MSC weiterhin an. Und so geht der Blick gar nicht so pessimistisch in die Ferne – und in die nahe Zukunft ohnehin nicht, denn schließlich steht eine Feier des Erreichten und Geleisteten an – im Übrigen sogar mit zwei der Gründungsmitglieder von 1953.
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