Oftersheim. 40 Jahre – kein klassisches Jubiläum, aber dennoch ein Grund zu feiern, erst recht, wenn sie eine derartige Erfolgsgeschichte abbilden: Der Heimat- und Kulturkreis Oftersheim (Huko) gilt längst als feste Größe im kulturellen Leben der Hardtgemeinde und nicht nur dort, wenn man beispielsweise an den Einzugsbereich des Museumstages am 1. Mai denkt.
Der Einladung der Vorstandschaft folgend, fanden sich daher zahlreiche Vereinsmitglieder und Ehrengäste zur Geburtstagsfeier in der Kurpfalzhalle ein. Vorsitzender Dieter Burkard hießt die Besucher willkommen. Sein besonderer Gruß galt neben Bürgermeister Pascal Seidel vor allem auch den Altbürgermeistern und Ehrenbürgern Siegwald Kehder und Helmut Baust, Ehrenbürger Roland Seidel und den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats, ebenso dem Ehrenvorsitzenden des Vereins, Professor Wolfgang Zipf, Ehrenmitglied Irmingard Leonhardt und auch der Vereinskartellvorsitzenden Silvia Höfs. Herzliche Grüße trotz krankheitsbedingter Absage ließ auch Dr. Mathilde Grünewald von den Reiß-Engelhorn-Museen Mannheim übermitteln, auf deren Initiative 2013 die Römerzeit-Abteilung des Gemeindemuseums zurückgeht.
Außergewöhnliches Renommee
Wie aber hat das damals alles begonnen, anno 1983? In launigen Worten erinnerte sich Dieter Burkard, selbst von Anfang an dabei, an jene Versammlung am 28. März 1983 im einstigen Bürgersaal des Rathauses, als sich auf Anregung des amtierenden Bürgermeisters Siegwald Kehder 57 heimatgeschichtlich interessierte Bürger zusammenfanden, um sich diesem Themenfeld eingehender zu widmen. Es war klar geworden, dass zur Koordination und Fortentwicklung der verschiedenen Arbeitskreise, die sich bereits im Vorfeld zu bestimmten Aufgabenbereichen gebildet hatten, die Gründung eines separaten Vereins im Grunde unerlässlich war. Der Rest ist Geschichte. . .
Der Vorsitzende dankte all jenen Personen, die sich seitdem in den Dienst des Vereins gestellt und, auf welche Weise auch immer, zu dessen Renommee und über 500 Mitgliedern beigetragen haben. „Wir werden von anderen Gemeinden beneidet“, betonte er, was auch der von Anfang an hervorragenden Zusammenarbeit mit der Gemeinde und deren Unterstützung geschuldet sei, nicht zuletzt durch Kulturamtsleiter Guido Hillengaß.
Burkards Dankesworte durfte wiederum der Bürgermeister zurückgeben: Auch die Gemeinde Oftersheim wisse das Engagement des Heimat- und Kulturkreises sehr zu schätzen, wenn es um Erforschung und Pflege örtlichen Brauchtums und Geschichte gehe und die damit einhergehende Bereicherung des örtlichen Veranstaltungskalenders, so Pascal Seidel. Vor allem das Gemeindemuseum sei ein Kleinod und Aushängeschild, was ausschließlich den rührigen Aktiven des Vereins zu verdanken sei.
Bedeutung von Werten in Oftersheim
Über die Bedeutung heimatlicher Werte in Erinnerung und Gegenwart sinnierte die Vorsitzende des Vereinskartells, Silvia Höfs. Oft denke man an vergangene Zeiten, die aber auch nicht immer nur angenehm gewesen seien. Damit viele Dinge von früher nicht einfach irgendwann dem Vergessen anheimfallen, brauche es solche Vereine, die sich Pflege und Vermittlung derartiger Themen widmen und an die nächsten Generationen weitergeben würden.
Die Geehrten
Goldene Ehrennadel für Gründungsmitglieder: Sieglinde Albrecht, Ingeborg Altrichter, Dieter Burkard, Doris Etzler, Walter Etzler-Pötsch, Charlotte Fix, Hildegard Geiß, Imelda Grein, Hanni Heger, Siegwald Kehder, Sieglinde Kehder, Irmingard Leonhardt, Joachim Leonhardt, Inge Rahn, Volker Rahn, Heinz-Dieter Schmidt, Hildegard Schmidtke, Dieter Schmitt, Hans-Peter Sturm, Gerhard Vobis und Professor Wolfgang Zipf.
Bürgerplakette in Gold: Helmut Spieß.
Bürgerplakette in Silber: Kristina Braun und Wolfgang Deinert.
Gruppenauszeichnung der Gemeinde: Arbeitskreise „Volkskunde und Brauchtum“ und „Museum“. hps
Der Gratulationscour schlossen sich weitere Grüße und persönliche Erinnerungen von Siegwald Kehder an, die auf dessen Wunsch von Dieter Burkard vorgetragen wurden. Das Bestreben, die örtliche Geschichte zu erforschen und heimatgeschichtliche Gegenstände zum Zwecke ihrer Erhaltung zu sammeln, hatte demnach ihren Ursprung bereits im Jahr 1956 und in den Vorbereitungen zum ersten Oftersheimer Heimatfest mit einem historischen Festzug, der viel Beachtung auch in den Umlandgemeinden finden sollte. Ein zweites Fest drei Jahre später, quasi als Generalprobe für die große 1200-Jahr-Feier 1966 hätte bei den Einwohnern eine ähnliche Bereitschaft geweckt, Utensilien aus früheren Zeiten nicht „fóddzuschmeiße“, sondern bei der Gemeinde abzugeben.
Bald stellte sich die Frage, auf welche Weise Dinge dauerhaft untergebracht beziehungsweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnten, und im Verlauf der Sanierung des Anwesens Mannheimer Straße 59 folgte die Lösung: 1977 wurde im früheren Pferdestall die „Ausstellung heimatgeschichtlicher Gegenstände“ eröffnet, dem sich ab 1986 in der benachbarten Hofanlage Nummer 61 als „Gemeinde- und Forstmuseum“ weitere Themenbereiche anschließen konnten. Auch Kehder würdigte die unschätzbaren Verdienste des Vereins, über den Museumsbetrieb hinaus.
Dann wurde es spannend: Wer war wohl der ominöse Überraschungsgast, den der Vorsitzende schon zum Auftakt des Abends angekündigt hatte? Der unübersehbare Flügel auf der Bühne gab eine gewisse Richtung vor und schon trat er aus der Kulisse: Arnim Töpel, seines Zeichens Mundartkünstler, Sänger und Autor. Es ist nicht leicht, den Akteur aus Walldorf, der auch im kirchlichen Kontext und in Grundschulen unterwegs ist, mit wenigen Worten zu charakterisieren, doch eines hatte sein „Ofdascher“ Publikum gleich bemerkt: Die Pflege des Kurpfälzer Dialekts ist ihm ein großes Anliegen, auch wenn er nach eigenem Bekunden gar kein echter „Kurpelzer“ sei, kamen doch seine Eltern vor 60 Jahren aus Berlin in die Astorstadt. Doch keine Spur davon bei seinen Gesangseinlagen, ob beim A-capella-Song „Mia sin vun doo“ oder am Klavier: Das hiesige Mundart-Vokabular beherrscht er durchaus, wohl wissend, dass schon in der Nachbargemeinde „annerschd g’schwetzt wädd“. Der Dialekt sei allgemein auf dem Rückzug, doch diesen Trend gelte es aufzuhalten.
Diesem unterhaltsamen Programmhöhepunkt folgte der obligatorische Ehrungsreigen. Ein Verein lebe vom Engagement seiner Mitglieder und werde durch sie geprägt. Während der Feier wurden entsprechend viele treue „Mitstreiter“ wie auch die Arbeitskreise „Volkskunde und Brauchtum“ um Leiterin Yvonne Wierer und die Männerrunde des Arbeitskreises „Museum“ für ihren teils bereits jahrzehntelangen Einsatz für Verein und Gemeinde von beiden Institutionen ausgezeichnet. Bürgermeister Seidel nahm diese im Auftrag von Gemeinderat und Verwaltung vor.
Appell für Engagement in der Gemeinde
Altbürgermeister Siegwald Kehder warb abschließend in eindringlichen Worten um weitere engagierte Mitglieder, um das Erreichte zu erhalten und weiterführen zu können. Da es immer weniger Zeitzeugen gebe, die beispielsweise noch von den Geschehnissen rund um den Zweiten Weltkrieg berichten könnten, sei dies eine wichtige Aufgabe und Verpflichtung für künftige Generationen.
In seinen Schlussworten verwies der Vorsitzende auf die ausgelegte Bilderbroschüre als buntes Kaleidoskop durch 40 Jahre Vereinsgeschichte, erstellt vom Arbeitskreis „Bild und Dokumentation“. Mit der Werbung um neue aktive Mitglieder wünschte er dem Huko eine weiterhin erfolgreiche Zeit, um schließlich zum gemütlichen Beisammensein bei einem kleinen Imbiss mit Getränken einzuladen, vom Heimat- und Kulturkreis bereitgestellt und vom Freundeskreis der Böhmerwaldjugend angeboten.
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