Obst- und Gartenbauverein

90 Jahre Obst- und Gartenbauverein Oftersheim: Von der Rebe zur Laube

Vor der Jubiläumsfeier am Samstag blickt das langjährige Mitglied Hermann Dolezal auf die Historie des mittlerweile 90 Jahre alten Vereins zurück - mit einigen überraschenden Einblicken.

Von 
Lukas Heylmann
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In der Generalversammlung am 22. Februar 1964 gibt sich der Obst- und Gartenbauverein eine eigene Satzung. Im März desselben Jahres sind die Oftersheimer beim Amtsgericht in Schwetzingen ins Vereinsregister eingetragen worden. © Obst- und Gartenbauverein

Oftersheim. 90 Jahre sind ein stolzes Alter. Für einen Menschen ohnehin, aber auch für einen Verein, der ja schließlich von seinen Mitgliedern am Leben erhalten werden muss – was insbesondere in den vergangenen Jahren nicht zwingend einfacher geworden ist, wie man allerorts hört.

Unter diesen Umständen bietet das anstehende Jubiläum des Obst- und Gartenbauvereins, das dieser am Samstag im Rose-Saal feiert, umso mehr Grund zur Freude für die langjährigen und neueren Mitglieder. Im Gespräch mit dieser Zeitung blick Hermann Dolezal, selbst seit mehr als 40 Jahren im Verein tätig, auf die Historie zurück.

Obst- und Gartenbauverein Oftersheim: Gründung nach Gesetzeserlass

Hintergrund der Gründung war der Erlass eines Reichsgesetzes, das die Rodung und Ausrottung aller Hybriden-Reben vorsah. Für die Oftersheimer Landwirte und Gartenbesitzer war das ein Stoß vor den Kopf – denn die Oberlin-Reben, die von dem Gesetz betroffen waren, wuchsen auf dem heutigen Gelände des Obst- und Gartenbauvereins in rauen Mengen. Und so gründeten am 15. Januar 1933 40 Personen, die gegen die Vernichtung von mehreren Hektar Rebfläche protestieren wollten, den Obst-, Reb- und Gartenbauverein Oftersheim.

Feiern gehört beim Obst- und Gartenbauverein natürlich auch zum guten Ton – hier zu sehen in einem Bild vom Erntedankfest 1986. © Obst- und Gartenbauverein

Dieser kurze Exkurs in die ganz frühen Tage der Gruppe veranlasst Dolezal dazu, wie sich Gartenbauvereine über die Jahrzehnte gewandelt haben: „Das war damals als reiner Nebenerwerb gedacht. Es gab oben die Reben, unten standen Obstbäume und es wurden Gemüse oder Kartoffeln angebaut. Die ersten Lauben in den Parzellen gab es erst Anfang der 1970er Jahre“, blickt der leidenschaftliche Gärtner zurück.

So ist es im Grunde auch im Bundeskleingartengesetzt vermerkt, wie Dolezal hinzufügt. „Solche Kleingärten sind dafür gedacht, dass der kleine Mann die Möglichkeit hat, sich nebenher selbst zu ernähren.“ Deshalb sei die Pacht für Parzellen schließlich auch gedeckelt.

Trotz dieser – wie Dolezal betont – wichtigen Vorschriften und Regelungen, an die sich auch die meisten hielten, sei der Spaß in den vergangenen Jahrzehnten auch nicht zu kurz gekommen. Einerseits bei den vielen, regelmäßig gefeierten Festen, andererseits aber auch bei den Aktivitäten von „sechs bis sieben Rebellen“, wie Hermann Dolezal sie nennt – und sich auch dazuzählt.

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So hat die Truppe laut ihm einmal – in den Zeiten als die Formel 1 noch in Hockenheim zugange war und Michael Schumacher noch aktiv war – eine Straße für den Rennfahrer gesperrt. „Jeden einzelnen Radfahrer, der vorbeikam, haben wir dann drauf hingewiesen, dass hier eine Absperrung sei, weil Schumacher hier auf dem Weg nach Hockenheim durchmüsse“, erinnert sich Dolezal.

Obst- und Gartenbauverein Oftersheim: Kreativität gefragt

Doch auch mit mehr Bezug zum Gartenbau direkt gab es die eine oder andere kreative Idee, wie er berichtet. „Früher hat man hohe Gewächshäuser nicht genehmigt bekommen, sie durften maximal 45 Zentimeter hoch sein. Deswegen hat ein Kollege von mir seines einfach 1,80 tief in die Erde gebaut. Das hat er mit einer Autobatterie betrieben und dafür sogar eine Art Windrad entworfen.“ Man sieht: Auch Botanik lebt von der Kreativität.

Ein Baumschnittkurs im Februar 1990. Veranstaltungen dieser Art sind beim Verein gang und gäbe. © Obst- und Gartenbauverein

Die eingangs angesprochenen Nachwuchsprobleme hat der Obst- und Gartenbauverein indes nicht. „Auf unserer Warteliste stehen 65 Personen und mehr können wir auch nicht mehr drauflassen. Im Schnitt können wir zehn Parzellen im Jahr neu vergeben – da stehen ja dann danach immer noch mehr als 50 drauf.“ Nach Dolezals Meinung hat vor allem die Pandemie ihren Beitrag dazu geleistet, dass das Interesse der Menschen in dieser Hinsicht gestiegen ist. „Die Menschen haben wieder mehr Bezug zum eigenen Acker oder zur eigenen Frucht entwickelt“, findet er.

Zudem sei es mittlerweile gelungen, auch einige Vorstandsämter an jüngere Mitglieder zu vergeben. Ob das so weitergeht, wird die Zukunft zeigen, so der langjährige Gärtner. Wer weiß – vielleicht werden es ja noch mal 90 Jahre.

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