Oftersheim. Es geht um eine lebendige Ortsmitte – und darum, für die Bewohner und die Gäste eine gewisse Aufenthaltsqualität zu schaffen. Oftersheim steht vor vielen Aufgaben, eine der wichtigsten ist die Gemeindeentwicklung und Ortskernsanierung, die unter Ex-Bürgermeister Jens Geiß und der STEG (Stadtentwicklung GmbH) aus Stuttgart unter dem Etikett „Strategie Oftersheim 2035“ begonnen hat und nun unter seinem Nachfolger Pascal Seidel fortgeführt wird. „Das eine ist, dass die Bürger der Gemeinde motiviert sind, ihre Gebäude aufzuwerten“, sagt Seidel beim Termin am Dienstag mit dieser Zeitung, „das andere ist, dass wir als Kommune Möglichkeiten schaffen, uns im Bereich Wohnraum aufzustellen. Wir sind eine attraktive Wohnortgemeinde, in der sich alle Menschen wohlfühlen sollen. Ob jung oder alt, arm oder reich.“
Ein naheliegender Ansatz. „Ofdasche“ ist keine Schönheit, doch es ist viel besser, als man glaubt. Und so manches Juwel kann man erst entdecken, wenn es gelingt, hinter die Fassaden, Mauern und Eingangspforten zu blicken.
Oftersheims Bürgermeister Pascal Seidel: „Das sind Filetgrundstücke“
Die Rede ist primär vom sogenannten Sanierungsgebiet und Projekt „Ortsmitte II“, das sich über ein Areal von 9,46 Hektar erstreckt. Im Auftrag der Hardtgemeinde hat die STEG als Sanierungsträger das Gebiet und städtebauliche Missstände erfasst sowie ein Neuordnungs- und Maßnahmenkonzept vorgelegt. Insbesondere der Bereich zwischen Mannheimer Straße, Mozartstraße, Bismarckstraße und Dietzengässel soll als Gesamtquartier entwickelt werden. „Das sind Filetgrundstücke“, sagt Pascal Seidel, „man hat hier alle Einrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten um die Ecke. Ein Mehrgenerationenwohnen wäre sicherlich denkbar.“
Nach SZ-Informationen soll es Bau- und Projektträger geben, die Interesse an einer wünschenswerten Nachverdichtung und Wohnraumschaffung angemeldet haben. Es gab nichtöffentliche Gespräche. „Wir selbst als Gemeinde werden dort wohl eher nicht bauen“, so Seidel, obgleich das Grundstück des „Hexenhäuschens“ (Dietzengässel) der Kommune seit vielen Jahren gehört.
Das alte Feuerwehrhaus schräg gegenüber vom Rathaus hatte bis April 2022 das Zuhause für die Freiwillige Feuerwehr gebildet, ehe es vom 6,7 Millionen Euro teuren Rettungszentrum für Feuerwehr und DRK abgelöst worden war. Inzwischen ist es weitgehend ausgeräumt. Der Abriss des nicht weit entfernten Josefshauses der katholischen Kirchengemeinde St. Kilian ist beschlossene Sache. Das Thema wird in der Pfarrei seit über zehn Jahren diskutiert, das Gebäude von 1906 ist nach mehreren Umbauten überdimensioniert, nicht mehr sanierungsfähig und wäre energetisch ein Fass ohne Boden. Inzwischen hat sich der Stiftungsrat in Zusammenarbeit mit dem Erzbischöflichen Bauamt Heidelberg für eine Lösung entschieden, die das Pfarrhaus in das Nutzungskonzept einbindet. Hier soll eine multifunktionale kleinere Begegnungsstätte entstehen.
Festplatz in Oftersheim verschönern wäre nicht verkehrt
Die Gemeinde zählt und hofft darauf, dass sich private Eigentümer in der „Ortsmitte II“ dazu entschließen, ihre Gebäude sanieren zu lassen. Dafür sprechen attraktive Förderungsmaßnahmen. Von Bund und Land werden insgesamt 1,3 Millionen Euro im Zeitraum zwischen Januar 2022 und April 2030 ausgeschüttet, der Eigenanteil der Gemeinde beträgt 866 667 Euro und somit 40 Prozent am Gesamtvolumen in Höhe von 2 166 667 Euro. Förderfähig sind Wärmedämmungen, Erneuerungen des Außenputzes und des Daches, Austausch von alten Fenstern und Türen, Einbau einer neuen Heizungsanlage oder die Verbesserung der Sanitärbereiche, um exemplarisch einige Optionen zu nennen.
Eine Verschönerung des Festplatzes vor der Roland-Seidel-Halle (ehemals Kurpfalzhalle) wäre nicht verkehrt, ist freilich angesichts der hohen Veranstaltungsdichte (Kerwe, Gemeindefest, ADAC-Fahrradturniere, Wochenmarkt und dergleichen) in Gänze kaum umsetzbar. Ein Alternativstandort existiert nicht.
350 gemeindeeigene Wohnungen in Oftersheim
Dass die Gemeinde ihrerseits weitere Gebäude in der Ortsmitte aufkauft, ist angesichts des klar definierten kommunalen Haushalts unvorstellbar. „Momentan mieten wir eher an“, konstatiert Pascal Seidel, „Oftersheim hat bereits 350 gemeindeeigene Wohnungen vorzuweisen – übrigens genauso viele wie Schwetzingen.“
Dies ist ein Pfund, mit dem sich jonglieren lässt, gerade im Hinblick auf eine ausgewogene Sozialstruktur sowie bezahlbaren Wohnraum. „Die nächsten acht Jahre kann man einiges tun“, sagt Pascal Seidel. Impulse aus der Bürgerschaft sind erwünscht. Fit, ökologisch und zukunftsfähig geht nur gemeinsam. In der Ortsmitte erst recht.
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