Gemeinderat

Baustellen vor und „über der Bahn“ – Anwohner in Oftersheim besorgt

Der zweite Abschnitt der Mannheimer Straße und die Lage in der Scheffelstraße sind herausfordernd – die Ausweichstrecke in der Beethovenstraße sorgt für Verdruss.

Von 
Joachim Klaehn
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Genehmigung bis Ende August: Die Lagerhalle in der Kurve der Ernst-Barlach-Straße. Die Fahrbahnverengung führt zu schwierigen Sichtverhältnissen. © Klaehn

Oftersheim. Verkehrsthemen entpuppen sich häufig als Aufreger. Das zeigte sich auch bei der letzten Gemeinderatssitzung in Oftersheim. Nachdem der Bauabschnitt eins in der Mannheimer Straße vorzeitig durch das Heidelberger Bauunternehmen Wolff & Müller beendet worden war – 15 Wochen vorher als ursprünglich geplant – geht es inzwischen mit dem Bauabschnitt zwei Richtung Schwetzingen/Markgrafenstraße weiter. Als Hauptunternehmen ist Peter Gross Infrastruktur aus St. Ingbert beauftragt worden, als Subunternehmen Silbernagel Verkehrstechnik aus Mannheim, zuständig für Absperrungen und Beschilderungen.

„Über der Bahn“, wie das Gebiet laut Bürgermeister Jens Geiß aus Perspektive der Oftersheimer Bevölkerung gewöhnlich heißt. Dort ist die Nervosität unter den Anwohnern größer geworden, zumal seit dem offiziellen Arbeitsbeginn des Bauunternehmens am 27. Juni nicht allzu viel geschehen ist und sich die Maßnahmen im Straßenbau und bei den Kanalsanierungsarbeiten über einen Zeitraum von insgesamt eineinhalb Jahren erstrecken sollen.

Kein gutes Miteinander

In der Scheffelstraße gibt es Kabelarbeiten. Hier sind derzeit die Firma Bulat sowie der Verteilnetzbetreiber in Baden-Württemberg, die Netze BW GmbH tätig. Diese wirbt mit dem Slogan „Wir kümmern uns drum“, Subtext „mit hundert Prozent Leidenschaft“. Bauamtsleiter Ernst Meißner über den unbefriedigenden Istzustand: „Ich habe dort mehrfach um Beschleunigung der Maßnahmen gebeten.“ Passiert sei bislang so gut wie nichts, „ein gutes Miteinander sieht anders aus.“

Die Scheffelstraße ist gesperrt, die Silcherstraße zu schmal und unübersichtlich, deshalb wird der Verkehr über die Robert-Koch-Straße geführt. Ortskundige legen ein anderes Verkehrs- und Fahrverhalten als Auswärtige an den Tag. Silke Seidemann (Freie Wähler) nannte als Beispiel die Silcherstraße mit einer Anwohnerbeschwerde. Dort sei „alles zugeparkt“, die Mischung aus Baufahrzeugen, Privatautos sowie einem „riesigen Boot“ sei bedenklich. Seidemann wünscht sich folgerichtig von der Gemeinde eine verbindliche Park- und Pkw-Anordnung. Rüdiger Laser (SPD) bekräftigte: „Es gibt in diesem Bereich viele Extreme. Es ist wirklich Chaos!“ Bis 15. August soll der Bauprozess der 20kV-Kabelumlegung abgeschlossen sein.

SPD-Genosse Jens Rüttinger erinnerte daran, dass von den Bewohnern an der Schnittstelle Heidelberger Straße/Silcherstraße schon länger ein Verkehrsspiegel zu besseren Sichtverhältnissen gefordert werde.

Zweites Beispiel ist die Ernst-Barlach-Straße. Dort sei es laut Rüttinger zu einer Fahrbahnverengung wegen einer Lagerfläche eines Gartenbauunternehmens gekommen. „Es ist eine temporäre Nutzung. Die Genehmigung läuft bis Ende August“, antwortete Diplom-Ingenieur Meißner auf Nachfrage. Patrick Schönenberg von den Grünen: „Für die Anwohner ist es ein Ärgernis. Dort steht ein Pavillon, der die Sicht nimmt.“ Zusätzliches Problem: Die Lagerung der Utensilien erfolgt direkt in der Kurve und behindert erheblich den Verkehr.

Ein weiteres Beispiel ist laut Patrick Alberti (Grüne) die Robert-Koch-Straße. „Auch auf dem Gehweg ist alles zugeparkt“, sagte Alberti. Er vermisse seitens der Kommune ein Parkraumkonzept, wie es vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg ausdrücklich vorgeschlagen werde.

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Zugespitzt hat sich derweil die Lage in der Beethovenstraße und in dem kleinen Teilstück der Schwetzinger Bunsenstraße, die als Parallelstraßen der Mannheimer Straße zur alleinigen Ausweichstrecke für Busse und Pkws auserkoren wurde. Dort hat sich seit Mitte Juli eine gleichnamige Bürgerinitiative gebildet, die Unterschriften sammelt und bereits mit Bürgermeister Jens Geiß und Schwetzingens Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel Gespräche geführt hat. Seit 20. Juni fahren vier Buslinien durch die beiden Straßen. Besonders in Rushhour-Zeiten ist das Verkehrsaufkommen groß und die Lärmbelästigung hoch. Arger und Verdruss sind bei den unmittelbar Betroffenen deutlich spürbar.

Für alle Beteiligten gleichen Lösungen zur Verkehrsbewältigung der Quadratur des Kreises. Anspruch und Realität klaffen oft auseinander. Hier sind vernünftige Argumente, Rücksichtnahme und viel Geduld gefragt. Dazu zählen im Übrigen auch Lebensgewohnheiten und Parkgepflogenheiten der Anwohner.

Premiere von Elisabeth Groß

Effizienter und schneller zu beseitigen sind die von Elisabeth Groß angesprochenen Punkte im Sinne der Senioren, Rollstuhlfahrer und auf einen Rollator angewiesenen Bürger. Groß ist beim TSV Oftersheim engagierte Abteilungsleiterin für Gesundheits- und Rehasport. „Ich wollte und musste das mal loswerden“, sagte sie nach ihrer Gemeinderats-Premiere als Besucherin. Sie benannte Schwierigkeiten der Senioren und behinderten Menschen. Siehe zwei Stufen beim Ortsmittefest vom Parkplatz auf den Schulhof der Friedrich-Ebert-Schule, siehe die Hallenproblematik sowie der Ausfall Wassergymnastik, siehe Hausmeister- und Transponderfragen. Jens Geiß stellte in Aussicht, dass die Verwaltung die Situation überprüfen wird: „Wir schauen uns das an. Aber keine Person mehr in der Halle zu haben, halte ich für schwierig“, so Jens Geiß.

Um 20.27 Uhr entließ der Bürgermeister Versammlung wie Besucher in die schöpferische Erholungspause: „Ich darf Ihnen allen einen schönen Sommer wünschen.“ Jens Geiß sagte dies empathisch – und ganz unaufgeregt. 

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