Oftersheim. Als die Hexen die feinsäuberliche Aufstellung aller Vereinsfunktionäre verließen und langsam auf die gegenüberstehenden Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zutrabten, weiteten sich die Kulleraugen der jungen Oftersheimer. Ein kurzer Augenblick der Furcht, der mit fließendem Übergang zur blanken Freude in den Gesichtern der Kinder wich - die Träger der Holzmasken blieben kurz vor den jüngsten Fasnachtern stehen und kramten Popcorn aus den Taschen des breiten, abgewrackten Rocks. Die Musik hallte über den Hof zwischen Rathaus und Friedrich-Ebert-Schule. Kurz danch tanzen die Kinder wild mit den Hexen des Carneval-Clubs Grün-Weiß (CC).
Wie es die Tradition gebührt, trafen sich die Bürger, Kinder und Vereinsmitglieder um 10.30 Uhr vor dem Oftersheimer Rathaus. Doch nicht alles blieb beim Alten - im Gegensatz zu den vergangenen Jahren begann der Aufmarsch erst zur gewohnten Schnapszahl, genau um 11.11 Uhr. Für die Oftersheimer ist das aber kein Problem, die Zeit wird mit Getränken aller Art, Wurst und Gesprächen überbrückt.
Für Jürgen Abel, den Präsidenten des Carneval-Clubs, ist der Tagesablauf schon vor Beginn der Veranstaltung sonnenklar: „Wir feiern jetzt hier mit den Oftersheimern, glühen schön vor und dann geht es ab nach Schwetzingen zum Umzug.“ Für den Verein sei die Interaktion mit den Bürgern der eigenen Gemeinde besonders wichtig, bestätigt auch die Hexenmeisterin Alexandra Eckard. „Wir sind heute zu allererst hier in unserer heimischen Gemeinde. Oftersheim geht einfach vor. Die eigenen stehen für uns an erster Stelle“, fügt sie hinzu.
Unterstützung aus Altlußheim
Nur einen Tag zuvor kümmerten sich die Vereinsfunktionäre noch um die jüngsten Oftersheimer - sie tanzten mit den Kindern im Kindergarten Fohlenweide. Da bietet es sich natürlich an, den Startschuss des nächsten Tages anderen zu überlassen. Es ist ein Vormittag der Tradition und so pflegen auch die Vereine der Region ihre traditionellen Freundschaften. Der erste offizielle Auftritt gehörte daher nicht den Oftersheimer Eigengewächsen, sondern den „Altlossema Rhoigeischda“ aus Altlußheim mit stimmungsvoller Guggenmusik. „Wir treffen uns immer dienstags mit den Oftersheimern. Es ist eine sehr lange tiefe Freundschaft“, sagt das Altlußheimer Vorstandsmitglied Marco Burkard.
Und dann kann es endlich losgehen - die „Rhoigeischda“ stimmen die jungen und älteren Fasnachtsfans mit Axel Fischers „Amsterdam“ ordentlich ein. Den kleinen Umzug über den Hof der Friedrich-Ebert-Schule führen die fast zwei Dutzend Altlußheimer an, dicht gefolgt von ähnlich vielen Oftersheimer Hexen. Die Repräsentanten des Vereins bildeten, unter besonderer Beachtung des Präsidenten Jürgen Abel, Hand in Hand mit der amtierenden Prinzessin Sarah III. das Schlusslicht.
Vor dem Basketballfeld kam die Kolone zum Stehen. Mit dabei, wenn auch schwer erkennbar, war auch Bürgermeister Pascal Seidel. Passend zu seinem bunten Anzug und einer Perücke mit farbigen Locken erklärt er: „Ich gehe heute als lustiger Bürgermeister. Jetzt wissen alle mal, wie ich aussehen könnte, hätte ich Haare.“ Er zeigt sich dankbar für den Carneval-Club, der eine echte Bereicherung für die Gemeinde sei. „Mein absolutes Highlight war, dass ich beim Hockenheimer Umzug auf dem Wagen mitfahren durfte“, sagte Seidel strahlend.
Prinzessin ist traurig, dass die Fasnachtszeit bald vorbei ist
Besonders im Blick der Mitglieder waren die zahlreich erschienen Kinder. Doch nicht nur sie durften sich über Tänze mit den Hexen freuen. Bei ausgelassener Stimmung feierten die Fasnachtsfreunde des vereins gemeinsam mit einer bunten Palette an Menschen aus der Gemeinde. „Wir haben Süßigkeiten bekommen und viel getanzt“, erklärte der aufgeregte, achtjährige Josef.
Prinzessin Sarah III. zeigte sich an diesem Vormittag für die Bevölkerung nahbar. Sie tanzte ausgelassen mit ihren Gefolgsleuten. Zwar sei sie sehr traurig, dass die Fasnachtszeit nun wieder endet, blicke aber auch mit einem lachenden Auge in die Zukunft. „Meine Familie ist gerade im Urlaub, ich bin wegen des Amtes nicht mit“, erzählte die Tollität. Nun freue sie sich, bald wieder mehr Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen.
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