Rettungszentrum

Beim Rettungszentrum sorgt kleines Funkbauteil für Verzögerung

Von 
Benjamin Jungbluth
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Oftersheim. Es sollte schon mehrfach losgehen, doch so richtig in Betrieb ist das neue Rettungszentrum in der Eichendorffstraße immer noch nicht. Während der Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes bereits umgezogen ist, muss die Freiwillige Feuerwehr weiterhin aus dem bisherigen und ziemlich veralteten Gerätehaus in der Mozartstraße zu ihren Einsätzen ausrücken. Doch noch im Laufe dieser Woche könnte das langwierige Projekt immerhin einen entscheidenden Schritt vorankommen.

Auf Nachfrage unserer Zeitung will Bürgermeister Jens Geiß zwar weiterhin keinen fixen Fertigstellungstermin nennen – zu groß seien die bisher gemachten schlechten Erfahrungen mit den Versprechungen einzelner Fachfirmen. „Aber eigentlich sind alle entscheidenden Punkte inzwischen gelöst – nur der Funk der Feuerwehr hakt noch. Dabei dreht sich alles um ein recht kleines Bauteil: Den sogenannte GPS-Repeater in der Fahrzeughalle, mit dem Informationen von der Leitstelle direkt in die Fahrzeuge übermittelt werden sollen“, erklärt Geiß die technischen Hintergründe.

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Das kleine Gerät arbeite dabei ähnlich wie ein Verstärker im heimischen Wlan: Digitale Daten über den Einsatzort und zusätzliche Infos zur Alarmierung werden direkt an die Technik in den Feuerwehrwagen weitergeleitet, damit die Einsatzkräfte schnell und gut informiert losfahren können. „Dann ist auch das Navi direkt richtig eingestellt und es kommt zu keinen Verzögerungen, was im Ernstfall logischerweise sehr wichtig ist“, erläutert Bürgermeister Jens Geiß. „Nur hat die etablierte Fachfirma, die für den Einbau zuständig ist und die uns von der Feuerwehr empfohlen wurde, das Problem bislang leider nicht lösen können. Das Bauteil ist im Oktober vergangenen Jahres geordert worden – damals hieß es, es sei in wenigen Wochen da.“

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Immerhin habe der Geschäftsführer der Firma jetzt noch einmal zugesichert, dass mittlerweile alle Hebel in Bewegung gesetzt worden seien. „Wenn alles klappt, soll der Einbau tatsächlich noch diese Woche beginnen“, berichtet Geiß von der Rückmeldung der Firma. „Wir können also hoffen, dass diese leidige Geschichte bald ein Ende hat.“

Gleichzeitig betont der Bürgermeister, dass das Rettungszentrum bereits in großen Teilen genutzt werde: So sei bekanntlich das DRK schon eingezogen, da es keine vergleichbare Funktechnik benötige. Und auch die Feuerwehr nutze die neuen Räumlichkeiten bereits ausgiebig: für Besprechungen und Übungen, aber auch für die umgezogene Werkstatt und andere Bereiche. „Letztlich sind im alten Gerätehaus nur noch die Fahrzeuge und die Einsatzkleidung gelagert, weil das Ausrücken vom neuen Standort aus noch nicht möglich ist“, betont Geiß.

Eine dabei nur untergeordnete Rolle spielen nach Aussage des Bürgermeisters weitere bauliche Mängel am neuen Gebäude, die ebenfalls bald behoben werden sollen. So gebe es Probleme mit der Notöffnung für die Rolltore der Fahrzeughalle, die bei einem Stromausfall benötigt würde. „Da sind uns von der hierfür zuständigen Fachfirma zu kurze Stangen geliefert worden, mit denen die Tore in einem solchen Ausnahmefall manuell hochgedreht werden können. Aber da finden wir im Zweifel für den Übergang eine pragmatische Lösung, wenn das am Ende das letzte entscheidende Hindernis darstellen sollte“, verspricht Jens Geiß.

Doch all diese Beteuerungen des Bürgermeisters scheinen die Kritiker nicht zu überzeugen. Inzwischen macht sich im Ort offen Unmut über die Situation breit: Im Internet und den sozialen Netzwerken wird die Gemeindeverwaltung mitunter scharf angegangen. In einer Oftersheim-Gruppe auf Facebook beschweren sich zahlreiche Nutzer über die Verzögerungen und die aus ihrer Sicht mangelnde Kommunikation des Rathauses. Auch Gemeinderat Patrick Schönenberg, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, übt auf Facebook deutliche Kritik an der Verwaltung und moniert, dass die Gemeinderäte oft erst aus der Zeitung Hintergründe erführen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung ärgert er sich über Grundsätzliches: „Ich würde mir einen verlässlichen und realistischen Umzugstermin vom Bürgermeister wünschen, der auch eingehalten wird. Dieses ewige Hin und Her – und dann wieder Kommunikationsstille – ist für ein solches Projekt unwürdig. Viele Themen werden den Gemeinderatsmitgliedern schlichtweg nicht mitgeteilt oder es wird auf Nachfrage nur unzulänglich informiert“, sagt Patrick Schönenberg.

Nutzungsregeln nicht abgestimmt

So seien die Probleme mit der Notöffnung der Tore von der Verwaltung bislang nicht öffentlich kommuniziert worden. Auch seien die Nutzungsregeln zwischen Feuerwehr, Rotem Kreuz und Gemeinde seit Monaten nicht final abgestimmt worden. „Der Gemeinderat hat diese noch nie gesehen“, moniert Grünen-Fraktionsvorsitzender Patrick Schönenberg. „Ich würde mir sehr wünschen, dass bis Ende April ein Einzugstermin über die Bühne gegangen ist und die Feuerwehr und das DRK nach langer Planung, Bauzeit und Mängelbeseitigung endlich ihr neues Domizil vollumfänglich nutzen können.“

Dann könne man auch über das von Teilen der Ehrenamtlichen kontrovers diskutierte Thema der Benennung des Neubaus sprechen, weil viele den Begriff „Rettungszentrum“ ablehnen würden. Hohe Kosten für zusätzliche Schriftzüge am Gebäude sollten allerdings keinesfalls ausgegeben werden, betont Schönenberg.

Bürgermeister Jens Geiß verweist hingegen darauf, dass die Gemeinde bei den für die Verzögerungen entscheidenden Problemen schlicht auf Fachfirmen und deren Zusagen angewiesen sei. „Ich kann bei solchen technischen Spezialfällen doch nicht einfach den Bauhof oder jemanden aus der Verwaltung hinschicken, der das regeln soll. Die Funktechnik, mit der heute gearbeitet wird, ist hochkomplex – nicht zuletzt, weil in Baden-Württemberg weiterhin sowohl analog als auch digital gefunkt wird, nachdem das Land eigentlich schon 2010 komplett auf Digitalfunk umstellen wollte“, so Geiß.

Schade sei aus seiner Sicht, dass bei aller berechtigten Kritik oft vergessen werde, welche Verbesserung das moderne und 6,7 Millionen Euro teure Gebäude den Rettungskräften beider Blaulichtorganisationen biete. „Bislang mussten sich die Feuerwehrkameraden in der alten Halle direkt neben den laufenden Dieselmotoren der Fahrzeuge umziehen. Am neuen Standort gibt es nicht nur eine räumliche Trennung, sondern sind die Auspuffe auch an eine Absauganlage angeschlossen, deren Schlauch bis zum Tor mitfährt. Solche Details sind doch eine enorme Verbesserung für die Ehrenamtlichen, die jeden Tag bereit sind, die Bevölkerung zu schützen und viel Freizeit dafür opfern“, so Geiß.

Entsprechend werde es zu ihren Ehren auch einen Blaulichtumzug geben, sobald die letzten entscheidenden Probleme beim neuen Rettungszentrum behoben seien – mit dem sicherlich positiven Nebeneffekt, dass dann vermutlich kaum noch Corona-Auflagen die Feier einschränken würden. „Und der Gemeinderat wird auch noch einmal darüber beraten, wie das Rettungszentrum am Ende offiziell genannt wird. Schließlich sollen alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sein“, sagt Bürgermeister Jens Geiß.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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