Oftersheim. Als der letzte Ton verklungen war, gab es in der vollbesetzten Kurpfalzhalle kein Halten mehr. Sie wurden gefeiert und bejubelt: die Chorgemeinschaft „Unisono“, das Schwetzinger Kammerorchester, das Schwetzinger Blechbläserensemble und die Solisten. Der Beifall wurde eine Spur frenetischer, als Rainer Ruhland, der für die Gesamtleitung verantwortlich zeichnete, nach vorne trat. Und es war klar: Hier traten Ensembles auf, denen es am Sonntagabend gelang, den Zuhörern eine breite Palette von Emotionen zu vermitteln.
Der Moderator Ralf Kraut sorgt für die Verbindung zum Oftersheimer Publikum
Anders als üblich, konzentrierte sich das Repertoire nicht ausschließlich auf bekannte Weihnachtslieder, sondern bot eine fesselnde Mischung aus traditionellen und modernen Songs, die perfekt in das festliche Ambiente passten. Für die Verbindung zum Publikum sorgte Moderator Ralf Kraut. Zu den einzelnen Vorträgen sagte er einführende Worte und verlieh ihnen auf diese Weise zusätzliche Bedeutung. Er versäumte es nicht, alle Mitwirkenden und das Publikum willkommen zu heißen, darunter auch Alexandra Seidel. „Wunderbar“, scherzte er, „dass Sie Ihren Gatten, Bürgermeister Pascal Seidel, mitgebracht haben.“
Überdies stellte er den Mann vor, ohne den es dieses Konzert nicht gäbe: Rainer Ruhland. „Sein Engagement ist großartig“, betonte Kraut, „Woche für Woche hat er für dieses Konzert geprobt und sich auch sonst um alles gekümmert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Die stimmungsvolle Auszeit aus dem hektischen Alltag war schon gleich zu Beginn spürbar, als das Blechbläserensemble unter der kompetenten Leitung von Ralf Krumm den wunderschönen Choral „Es kommt ein Schiff geladen“ von Michael Schütz zu Gehör brachte. Die beeindruckende Klangfülle des Ensembles, gepaart mit der Akustik der Kurpfalzhalle, schuf eine magische Atmosphäre, die das Publikum in den Bann zog.
Danach folgten drei bekannte Advents- und Weihnachtslieder – „Macht hoch die Tür“, arrangiert für Orchestersatz von Thomas Schlerka, der bekannte Chorsatz von Michael Praetorius „Es ist ein Ros entsprungen“, und „In dulci jubilo“ als doppelchöriger Bläser und Chorsatz, ebenfalls von Michael Praetorius – die allesamt zeigten, über welche Strahlkraft die Instrumentalensembles verfügen und wie differenziert der exzellent vorbereitete Chor agieren kann.
US-amerikanische Hymnen und polnische Weihnachtslieder in Oftersheim
Musikalisch ging es anschließend ins benachbarte Polen. Begleitet vom Schwetzinger Kammerorchester sang der Chor mit bewundernswerter Anpassungsfähigkeit vier polnische Weihnachtslieder – „Einsamkeit hüllet“, „Hirten zogen mit Gesang“, „Was mit diesem Kindlein“ und „Als die Welt verloren“ – Kolenden genannt. Ursprünglich wurden sie von einem aus bedürftigen Kindern bestehenden Chor gesungen, der in der Weihnachtszeit von Haus zu Haus zog und von den Gastgebern mit kleinen Geldbeträgen belohnt wurde, wie der Moderator erläuterte.
Von Joseph M. Martin, einem zeitgenössischen US-amerikanischen Komponisten, bekannt für seine Beiträge sakraler Chormusik, war die ausdrucksstarke Hymne „Prepare Ye the Way“ für Chor und Orchester zu hören. Nach diesem stimmungsvollen Einstieg in die amerikanische weihnachtliche Musik interpretierte das Schwetzinger Kammerorchester drei traditionelle englische Weihnachtslieder,. In „Christmas Concertante“ rückte der junge Solist Heorhi Koliada am Horn ins Zentrum. Was er aus seinem Instrument herausholte, ließ niemanden im Saal unberührt wie auch die Instrumentalisten, die jedem Lied eine einzigartige Note verliehen.
Höhepunkt des Abends war zweifelsfrei die grandiose Wiedergabe der Weihnachtskantate „Canticles in Candelight“ von Joseph M. Martin, die bekannte Weihnachtslieder, aber auch Kompositionen des Autors umfasst. Die Anwesenden erlebten unter Ruhlands Händen eine unglaublich farbige und stimmige Ensembleleistung: Alle Chorstellen waren durchhörbar, die spezielle Klangmischung des Kammerorchesters hielt einen hellwach, ebenso das Blechbläserensemble mit den donnernden Kaskaden des Schlagwerks und den herrlich strahlenden Tönen der Blechblasinstrumente. Ganz im Gesamtklang des Werkes integriert, waren die leuchtkräftige Stimme der Sopranistin Katharina Hollenbachl sowie die besinnlichen Texte, die Jutta und Dr. Simon Layer lasen. Nach jedem „Canticle“ stellten sie eine brennende Kerze auf. Dieses denkwürdige Adventskonzert wird noch lange in Erinnerung bleiben.
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