Bürgermeisterwahl

Bürgermeister Jens Geiß auf Hausbesuch im Wahlkampf

Amtsinhaber Jens Geiß setzt auf das Hausbesuch-Prinzip und seinen vermeintlichen Vorteil als routinierter Repräsentant.

Von 
Joachim Klaehn
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Prinzip Hausbesuch: Bürgermeisterkandidat Jens Geiß wirbt im direkten Gespräch – hier mit Ute Burkart – für sich. © Jens Geiß

Oftersheim. Egal, mit wem man in diesen Tagen in der Hardtwaldgemeinde spricht, fast jeder hofft, dass bei der bevorstehenden Bürgermeisterwahl am Sonntag, 18. September, die Entscheidung fällt, wer die Geschicke als Rathauschef für die nächsten acht Jahre lenken darf. Der Tenor: Bitte keine Verlängerung und damit eine Neuwahl, die bei einer etwaigen „Pattsituation“ auf Sonntag, 2. Oktober, terminiert wurde. Bemerkenswert ist, dass Amtsinhaber Jens Geiß den Nackenschlag von Ende Juli weggesteckt hat. Seinerzeit positionierte sich bekanntermaßen der gesamte 22-köpfige Gemeinderat in einer öffentlichen Resolution gegen den amtierenden Bürgermeister (wir berichteten exklusiv). Nun folgte ein zweites Schreiben.

Mindestens ebenso auffällig ist, dass der studierte Betriebswirt bei diesem Thema und trotz aller lokaler Turbulenzen seine Nehmerqualitäten bewies. CDU-Mitglied Geiß: „Ich gehe jedenfalls offen damit um.“ Selbstverständlich hatte ihn der Frontalangriff des wichtigsten Vertretungsgremiums einer Kommune überrascht und zugleich geschockt.

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Der Wirkungstreffer ist im Mikrokosmos von Oftersheim spürbar: Einerseits ist mit dieser gemeinschaftlichen Aktion eine Art von Weckruf, andererseits eine deutlich wahrnehmbare Polarisierung erfolgt. Das Stimmungsbarometer zeigt seit diesem Zeitpunkt mal Richtung Unverständnis, mal Richtung Zustimmung. Und ein Nebenaspekt sei erwähnt: Es passiert ansonsten relativ selten, dass „Ofdasche“ in die (über)regionalen Schlagzeilen gerät. Außer Weitsprungstar und TSV-Ikone Malaika Mihamba, deren Mutter Petra Mihambo-Fichtner für die Grünen im Gemeinderat sitzt, vollbringt eine weitere Heldentat in der Sandgrube oder die HG Oftersheim/Schwetzingen entwickelt sich wie einst zu glorreichen früheren Zeiten zu einer wehrhaften Handballgemeinschaft und zum gefürchteten „gallischen Dorf“.

Oftersheimer Bürgermeister Geiß hat den "Modus vivendi" gefunden

Wie dem auch sei: Jens Geiß hat einen Modus vivendi für sich gefunden. Er möchte zum zweiten Mal Bürgermeister werden, dieses Ziel hat oberste Priorität und dem wird alles andere untergeordnet. „Als Bürgermeister bist du primär für alle 12 500 Bürger zuständig – und nicht für irgendwelche anderen Gruppen“, sagt Geiß. Es ist ein dezenter Seitenhieb mit dem „Florett“ – gegen den Mitbewerber und parteilosen Hauptkonkurrenten Pascal Seidel, der seit der Verkündung seiner Kandidatur Mitte Februar gezielt mannigfaltige, offene Gespräche und öffentliche Auftritte sucht. „Ich beobachte, dass mein Mitbewerber sehr aktiv ist. Das ist sein gutes Recht“, konstatiert Geiß lakonisch.

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Unstrittig pflegt Geiß eine andere Herangehensweise als „Rookiekandidat“ Seidel, was seinen zweiten Wahlkampf nach 2014 betrifft. Er zieht sein Ding durch – ein zutreffender Satz, den er selbst gar nicht mal so gerne hört. „Meine Planung war, von Anfang an auf Hausbesuche zu setzen. Diese Strategie habe ich schon 2014 als Kandidat gewählt und damit gute Erfahrungen gesammelt“, erklärt Jens Geiß auf Nachfrage dieser Zeitung. Damals hatte er beispielsweise im Vorfeld der Wahl drei Restaurantbesuche angeboten, die Resonanz fiel indes mit jeweils zehn bis 15 Interessierten mittelprächtig aus.

Oftersheims Bürgermeisterkandidat Geiß: „Da holst du die Leute im persönlichen Gespräch direkt ab“

Das Hausbesuch-Prinzip hält Geiß für vergleichsweise wesentlich unmittelbarer und effektiver. „Da holst du die Leute im persönlichen Gespräch direkt ab“, begründet Jens Geiß sein Vorgehen. Augenzwinkernd warnt er die Bürger schon mal vor – für die Phase übers Wochenende bis zum Wahlsonntag am 18. September: „Es kann also sein, dass der Bürgermeister vor der Tür steht.“

Als Amtsträger ist dies für ihn ohnehin fast tägliche Routine, wenn Stippvisiten bei Geburtstagen, Jubiläen oder Veranstaltungen in diversen Einrichtungen anstehen. Es gehört zum Aufgabenprofil eines Rathauschefs, er ist per se ein omnipräsenter Repräsentant in einer Kommune, der die Hände und Schultern der Bevölkerung kennt. Geiß macht das gerne und gut – dies räumen sogar seine größten Kritiker ein. Und darin liegt womöglich ein Wettbewerbsvorteil des Amtsträgers inklusive seines jobbedingten Umfeldes und seiner Unterstützer.

Für seine (Wahlkampf-)Wanderungen durch Oftersheim verwendet der Amtsinhaber eine App für das Smartphone. © Geiß

Wanderapp für die Fußmärsche – Geiß zählt Kilometer

Seit rund zwei Wochen ist Jens Geiß unterwegs. Er benutzt bei seinen Fußmärschen eine Wanderapp. „In den vergangenen beiden Wochen bin ich insgesamt elfmal im Gemeindegebiet unterwegs gewesen, habe 40 Kilometer zurückgelegt und bin etwa 1500 Haushalte angelaufen. Dabei sind weit über 500 persönliche Gespräche zustandegekommen“, erzählt er. Nicht nur hier ist der ehemalige Banker ein Mann der Zahlen. „Das gibt mir sehr viel, dieses direkte Feedback von den Bürgern zu bekommen“, sagt Geiß über seine Ausflüge zwischen Hardtwaldsiedlung und Ortskern sowie umgekehrt.

Was sind die Gesprächsinhalte? „Sie sind ganz unterschiedlich. Meist jedoch geht es um die Klassiker: die Parkplatzsituation vor den Häusern, der Nachbar, der seine Garage nicht nutzt, verstellte Ein- oder Ausfahrten, Schlaglöcher auf der Straße, lose Steine im Gehwegverbund und und und“, antwortet Geiß. Kleine Dinge eben, die Oftersheimer Bürger wie anderswo beschäftigen.

Von Prognosen halten Geiß und Seidel wenig. Beide wollen mit ihrer Vorstellung von relevanten Inhalten, ihrem persönlichen Stil sowie ihrer künftigen Amtsführung die Wählerschaft überzeugen. Unisono hoffen sie, dass dieses Mal mehr als 33,63 Prozent Wahlbeteiligung (2014) erreicht wird – unabhängig davon, für wen letztlich das Pendel ausschlägt.

„Es besteht Handlungsbedarf“

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