Im Interview

Charlotte Conrad aus Oftersheim ist mit Stipendium in Israel

Die 18-jährige Abiturientin Charlotte Conrad ist nicht nur Hebel-Preisträgerin, sondern verbringt aktuell ihre Zeit am Weizmann-Institut in Israel. Wie es dazu gekommen ist, berichtet sie im Interview.

Von 
Lukas Heylmann
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Charlotte Conrad arbeitet während ihres Aufenthalts in Israel in einem Labor – dabei erforscht sie Bakterien. © Conrad

Oftersheim. Direkt vom Abitur nach Israel – und das auch noch so flott, dass man nicht mal mehr Zeit hat, eine Auszeichnung, den Hebel-Preis, bei der Absolventenfeier entgegenzunehmen. Das ist zurzeit das Leben der 18-jährigen Charlotte Conrad aus Oftersheim, die den Juli dank eines Stipendiums am Weizmann-Institut verbringt. Im Interview spricht sie darüber, wie es dazu gekommen ist.

Wie fühlt man sich als frisch gebackene Hebel-Preisträgerin?

Charlotte Conrad: Ich fühle mich sehr geehrt, bin dankbar und freue mich sehr über die Auszeichnung! Ich freue mich auch, genau gleich viele Punkte erzielt zu haben wie einer meiner Freunde, weil ich das Konkurrenzdenken in der Schule allgemein nicht gerne mag.

Sie haben außerdem den Karl-Frisch-Preis erhalten – für Ihre Leistungen in Biologie. Woher kommt Ihr großes Interesse an Naturwissenschaften?

Conrad: Mein Interesse an Naturwissenschaften war eigentlich schon immer da, aber ich habe viele Chancen bekommen, um mein Wissen in diesen Bereichen zu vertiefen, die ich dankbar angenommen habe, wie zum Beispiel das Hector-Seminar oder auch zwei Akademien, bei denen ich an Kursen zu biologischen Themen teilnehmen durfte. Das hat mir definitiv geholfen, so viel tiefer in die Naturwissenschaften einzusteigen. Es ist ein bisschen wie positive Rückkopplung: Je mehr ich in diesem Bereich mache und lerne, desto mehr begeistert es mich, und je mehr Begeisterung da ist, desto mehr habe ich die Motivation, noch mehr zu machen!

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Wie viel Arbeit war es für Sie, abseits des Unterrichts, solche schulischen Leistungen zu erbringen?

Conrad: Natürlich gab es Zeiten, in denen ich sehr gestresst war und von einer Aktivität zur nächsten gegangen bin. Insgesamt bin ich aber der Meinung, dass das Leben allgemein nur eine Frage der Priorisierung ist. Ich denke, wenn man Dinge wirklich will, wird man dafür die Zeit finden. Meine Begeisterung für naturwissenschaftliche Themen war es, die mich immer wieder dazu angetrieben hat, an weiteren Programmen teilzunehmen, die diese Themenfelder bedienen.

Bleibt da Zeit für Hobbys?

Conrad: Ich habe viele Hobbys, spiele beispielsweise in drei Orchestern, mache Sport, male leidenschaftlich und treffe mich mit meinen Freunden aus allen möglichen Regionen in Deutschland, die ich während der Zeit an den Akademien gefunden habe. Dahingehend würde ich sagen: Ja, auf jeden Fall. Wenn man möchte, kann man vieles in seinem Tag unterbringen.

Sie sind gerade in Israel am Weizmann-Institut und belegen naturwissenschaftliche Kurse. Wie kam es dazu?

Conrad: Meine Mathematiklehrerin Birgit Schillinger war es, die in meinem Mathe-Leistungskurs auf das International Summer Science Institute (ISSI) aufmerksam gemacht hat. Ich habe die Webseite gelesen und mich sofort dafür begeistern können. Dann habe ich mich einfach beworben und wurde nach einem Bewerbungsgespräch angenommen. Und Anfang Juli ging es auch schon los.

Um was für Kurse handelt es sich da genau?

Conrad: In internationalen Gruppen von drei bis vier Personen sind wir in verschiedene Labore eingeteilt. Ich beispielsweise bin im Labor mit einer Deutschen und einer Mexikanerin. Insgesamt gibt es aber Teilnehmende aus 14 Ländern. In meinem Labor geht es kurz gesagt um gentechnisch veränderte Bakterien, die CO2 fixieren und daraus Biomasse aufbauen können. Sie werden also von Konsumenten zu Produzenten, was sehr spannend ist. Es ist sehr faszinierend, so an der Forschung Anteil haben zu können. Das Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel bewegt mich sowieso sehr stark, deshalb habe ich mich besonders darüber gefreut, in diesem Labor sein zu dürfen. Ansonsten gibt es viele Vorlesungen anderer Wissenschaftler vom Weizmann-Institut, die uns in ihre wissenschaftlichen Arbeiten einführen. Unter anderem durften wir eine Vorlesung von Nobelpreisträgerin Ada Yonath anhören, was mich persönlich sehr fasziniert hat.

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Wie gefällt Ihnen Israel bisher? Hatten Sie im Vorfeld Sicherheitsbedenken?

Conrad: Mir gefällt Israel bisher sehr gut! Neben der naturwissenschaftlichen Seite des ISSI gibt es auch viele soziale Aktivitäten und Ausflüge nach Israel. Das erste Wochenende beispielsweise haben wir in Jerusalem verbracht, am vergangenen Wochenende waren wir in Galiläa und in der kommenden Woche werden wir fünf Tage in der Wüste Negev verbringen. Darauf bin ich schon sehr gespannt, auch wenn die Hitze einem schon zu schaffen macht. Sicherheitsbedenken hatte ich im Vorfeld wenige, natürlich macht man sich über die politische Lage hier in Israel Gedanken, doch in dem Programm leben wir auf dem Campus des Weizmann-Instituts und wenn wir diesen verlassen, dann stets begleitet von Security. Besonders von den in letzter Zeit stattfindenden Protesten bekommt man aber schon etwas mit, da wir bei Ausflügen mit dem Bus manchmal schnell aufbrechen müssten, um zurück am Institut zu sein, bevor die Straßen gesperrt wären.

Was planen Sie für Ihre Zukunft?

Conrad: Ich möchte Biochemie in Göttingen studieren, um später in die Forschung zu gehen. Ein spezifisches Feld weiß ich noch nicht, Hauptsache Biochemie, denn das fasziniert mich am meisten.

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