Oftersheim. Während die vergangenen Sommersaisons vor allem von starken Hitzewellen und erstaunlichen Rekordzahlen auf den Thermometern sorgten, vermittelten die vergangenen Wochen das Gefühl, der Sommer setze in diesem Jahr gar nicht erst ein. Erst seit einigen Tagen machen deutlich hohere Temperaturen Schwimmbadbesuche und lange Grillabende möglich. Doch wie geht es den Waldflächen mit der diesjährigen Wetterlage?
Bereits beim Betreten des Oftersheimer Waldes fällt eines ganz besonders auf: Die trockenen, sandigen Bodenflächen aus dem vergangenen Jahr sind blühenden Grünflächen gewichen. „So sah das die letzten fünf Jahre nicht aus“, sagt Förster Robert Lang im Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung. Dieser erste Eindruck sei ganz klar positiv zu bewerten. „Die großen Niederschlagsmengen in den vergangenen Wochen waren definitiv kein Schaden für den Wald“, bestätigt Lang. „Nichtsdestotrotz sprechen wir nach wie vor von sehr labilen Beständen“, bedauert der Förster.
Bereits der dritte Nadeljahrgang im Oftersheimer Wald
Eine Phase mit stärkeren Niederschlägen sei zwar vorteilhaft für die Waldflächen, mache sie aber keinesfalls wieder gänzlich fit, denn die Schäden der vergangenen Sommer nehme einen Baum über mehrere Jahre mit. Im Gegensatz zu den Laubbäumen sei vor allem bei der Nadelstruktur der Kiefern eine deutliche Verbesserung zu erkennen: „Es gibt vier Nadeljahrgänge, von denen es in den vergangenen Jahren nur zwei geschafft haben. In diesem Sommer sind wir bereits beim dritten Nadeljahrgang“, freut sich der Förster.
Jedoch sei für die Kiefer nicht nur die Trockenheit problematisch, sondern auch die Hitze selbst, weshalb in Frage zu stellen sei, wie lange sie sich vor Ort noch heimisch fühle, erklärt Langs Kollege Philipp Edler, der künftig als Ansprechpartner für die Oftersheimer Waldflächen zuständig sein wird.
Um die Sicherheit von Menschen sowie den Weidetieren zu gewährleisten, seien im Winter viele kaputte Bäume abgeholzt worden. Aus diesem Grund sei die Entwaldung optisch noch stärker fortgeschritten als im vergangenen Jahr. Während dadurch bei den Waldbesuchern und auch den Zuständigen der Wunsch nach Neupflanzungen von Bäumen wächst, erklärt Lang, wieso die gewonnenen Kahlflächen schlichtweg noch nicht gänzlich neubepflanzt werden könnten: „Wir hatten wieder einen starken Maikäferflug mit einer intensiven Eierablage, weshalb im kommenden Jahr von einer Vielzahl an Engerlingen, die die Bäume dann angreifen, ausgegangen werden muss. Die Überlebenschancen für junge Bäume wären dann nur sehr gering.“
Fiesling Kermesbeere: Bekämpfung läuft in Oftersheim weiter auf Hochtouren
Die Kermesbeere, die als Neophyt ebenfalls schon seit vielen Jahren eine Herausforderung für den örtlichen Wald darstellt, werde sehr erfolgreich und nachhaltig bekämpft: „Die Flächen, bei denen wir schon seit längerer Zeit gegen die Kermesbeere ankämpfen, erholen sich sichtbar und gewinnen wieder die Vegetation der Oberrheingebiete zurück.“ An Stellen, an denen die Kermesbeere erst seit kürzerem gezielt eingedämmt wird, sei es zwar noch herausfordernd, aber auch dort versprechen sich die Experten auf Dauer vergleichbare Erfolge.
Trotz zahlreicher positiver Entwicklungen handle es sich beim Oftersheimer immer noch um eines der schwierigsten Waldgebiete im Oberrheingebiet. Der Klimawandel könnte langfristig für eine Eichenprägung sorgen oder sogar die Vegetation aus noch südlicheren Gebieten erfordern.
Der Regen hat zudem in weiten Teilen des Oberrheingebietes für eine Vielzahl an Stechmücken gesorgt, was durch die wenigen Feuchtgebiete in Oftersheim jedoch noch überschaubar sei und sich vor allem bei der Dämmerung äußere.
Müllentsorgung: Oftersheimer Waldbesucher werden in die Pflicht genommen
Die Hauptarbeit, mit der sich Edler und Lang aktuell beschäftigen, sei die Sicherheit der Waldbesucher zu gewährleisten sowie die Verjüngung des Waldes durch die Neophyten-Verdrängung voranzubringen. Von den Besuchern des Waldes erhoffen sich die Förster weiterhin ein so vorbildliches Verhalten wie bisher, denn die Müllentsorgung in der Natur ebenso wie das Rauchen oder Feuermachen im Wald seien ganz unabhängig der Wetterlage nicht nur problematisch, sondern sogar verboten.
Um die erzielten Erfolge weiter voranzubringen und den Wald vor dem Absterben zu schützen, gelte es außerdem, im Alltag auf eine möglichst nachhaltige Lebensweise zu achten, damit der Klimawandel verlangsamt werden kann.
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