Oftersheim. Das eigentlich (im besten Sinne) eher beschauliche Oftersheim hat einen für die Hardtwaldgemeinde verhältnismäßig bewegten Wahlkampf hinter sich, aus dem Pascal Seidel als klarer Sieger hervorging. Jens Geiß, den bisherigen Amtsinhaber, ließ er dabei weit abgeschlagen hinter sich. Unsere Zeitung fragte in der Bevölkerung nach, wie sie den Wahlkampf im Nachhinein sieht und was nun die Hoffnungen und Wünsche sind.
„Es wird sich nicht viel ändern“, meint Karin, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte. Aber der „ganz besondere Wahlkampf“ sei ihr schon aufgefallen, ergänzt die Seniorin, die gerade vom Einkaufen im Zentrum der Gemeinde kommt. „Es waren gefühlt mehr Plakate und es gab zwei Lager, die sich nicht ganz wohlgesonnen gegenüber standen. Da wo ich wohne ist gleich nebenan ein leidenschaftlicher ‚Pascal-Seidel-Fan‘. Der hatte ein riesiges Plakat vor seinem Haus angebracht“, meint sie weiter. Die Erwartungen an „den Neuen“ seien sicher groß, aber man müsse jetzt einfach mal abwarten, ob er seine Sache gut mache. Eigentlich „lebe man hier doch schon ganz gut“, betont sie, bevor sie nach Hause eilt.
Zufrieden ist auch die Neu-Oftersheimerin Katharina Suks, die mit ihrem kleinen Kind unterwegs ist. Sie stamme aus der Pfalz und lebe erst seit ein paar Jahren hier. „Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden“, resümiert sie ihre bisherigen Erfahrungen. Nur einmal, da sei es im Rathaus nicht so gut gelaufen, im Zusammenhang mit einer Anfrage wegen Kinderbetreuung. Aber am Ende sei es doch gut gegangen. „Es ist halt wie überall. Manches so, manches so.“ Man hätte sich auf jeden Fall bemüht.
Wahlkampf recht fair
Ob ein neuer Bürgermeister etwas ändere? Das sei eine gute Frage. Den Wahlkampf habe sie als recht fair empfunden. Beide Kandidaten seien zu Wort gekommen. „Mit Pascal Seidel gehen wir nun in die Zukunft. Man wird sehen“, sagt Katharina Suks.
Kerstin Schnabel von der gleichnamigen Bäckerei kann gleich in drei Eigenschaften auf die Fragen antworten – als Bürgerin, als Gewerbetreibende und als Gemeinderätin. Mitten im Wahlkampf hatte sich der Gemeinderat ganz offen für den Herausforderer ausgesprochen und klare Kritik am Amtsinhaber geübt (wir berichteten) – und das geschlossen. „Ideen und Visionen, die haben uns gefehlt“, betont sie und meint weiter: „Jetzt kann sich der neue Bürgermeister beweisen, zeigen was er kann.“ Vor allem sei ihr als Gemeinderätin wichtig, dass auf Anfragen reagiert würde. „Oft hörte man ‚Ich nehme das mal mit‘, wenn etwas angesprochen wurde. Und dann kam nichts. Auch als Bürgerin wünsche ich mir, dass einfach reagiert wird.“ Und sie hoffe darauf, dass nun „einiges mehr passiert“.
Seidel habe persönlich Flyer ausgetragen und im Geschäft gefragt, ob er ein paar auslegen dürfe. „Ich fand toll, dass er selbst gekommen ist. Wäre Jens Geiß auch da gewesen, hätte er seine Wahlwerbung gleich daneben legen können“, betont sie. Toll fände sie, dass der Nachfolger von Geiß, obwohl er der Sohn des vielfach verdienten Roland Seidel ist, angekündigt habe, dass die Frage der Umbenennung der Kurpfalz- in Roland-Seidel-Halle wieder auf die Agenda käme.
Der „Ur-Oftersheimer“ Karlheinz Alt meinte: „Ich empfand den Wahlkampf ebenfalls insgesamt als sehr fair, aber die einseitige Positionierung des Gemeinderates als gar nicht gut. Viele denken das hier.“ Seine Erwartung an Pascal Seidel sei unter anderem die Wiedereinführung eines Jugendgremiums. „Jugendgemeinderäte gibt es schon länger nicht mehr. Mich würde sehr freuen, wenn das geändert würde, damit die Jugendlichen auf ihre Wünsche hinweisen können“, und ergänzt: „Pascal Seidel ist ja selbst noch recht jung. Da könnte ich mir das gut vorstellen.“
„Intern klären müssen“
Er sei als aktueller Ordnungsamtsleiter in Schwetzingen Verwaltungsfachmann, sein Vorgänger von Haus aus Banker. Beides habe sicher seine Vorteile „für den Job“.
Ralf Munk sitzt vor dem italienischen Restaurant „Aquila“ und denkt über den Wahlkampf nach, während er in der Sonne an seinem Cappuccino nippt. „Jens Geiß hat gut gewirtschaftet. Er hat das kommunale Haushaltsdefizit enorm reduziert. Das muss man mal sagen“, und dann bricht es aus ihm heraus: „Es war nicht fair, dass der Gemeinderat sich öffentlich so gegen ihn gestellt hat. Das war unsportlich und menschlich nicht gut. Man hätte es intern klären müssen“, ist er überzeugt. „Der Neue“ müsste mehr für die Alten machen und so schnell wie möglich den nächsten Abschnitt der Ortskernsanierung angehen.
Die Positionierung des Gemeinderates sieht Marco Paladini, Inhaber des italienischen Restaurants, wie Munk. „Das war schlimm“, sagt er und ergänzt: „Ich bin Oftersheimer mit ganzem Herzen“, daher sei ihm wichtig, was in der Gemeinde passiere. Seine Erwartungen an den „Neuen“ seien eher verhalten. „Irgendetwas wird sich jetzt sicher ändern. Aktuell steigen die Kosten für mich als Wirt enorm.“
Aber 20 Euro für eine Pizza, die könne er ja nicht verlangen, das sei niemand bereit zu zahlen. Marco Paladini: „Aber das ist die allgemeine Lage, da kann selbst der neue Bürgermeister nicht viel machen. Wunder darf man von ihm auch nicht erwarten.“
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