Nachruf

Der Oftersheimer Günter Frömmig ist mit 99 Jahren gestorben

Trauer um Günter Frömmig: Er war Lehrer an der Schwetzinger Carl-Theodor-Schule. Sein hohes Alter hatte er laut eigener Aussage guten Genen und einer positiven Lebenseinstellung zu verdanken. Nun starb er mit 99 Jahren.

Von 
Volker Widdrat
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Der Oftersheimer Günter Frömmig wurde 99 Jahre alt. © Widdrat

Oftersheim. Vor wenigen Wochen trafen sich einige Schülerinnen und Schüler genau 60 Jahre nach dem Schulabschluss noch einmal in ihrer alten Lehranstalt, der heutigen Carl-Theodor-Schule (wir berichteten). Ihr „Ehrenmitschüler“ Günter Frömmig konnte nicht dabei sein. Nicht aus Krankheitsgründen, sondern weil der ehemalige Deutschlehrer gerade im Wanderurlaub in Südtirol war. Am 7. August ist der 99-jährige Oftersheimer nun in Speyer gestorben. Ein Vierteljahr vor seinem Hundertsten, auf den sich die verbliebenen Schüler so sehr gefreut hatten.

Vor zehn Jahren hatte ein kleines Organisationsteam die 30 Mitschüler der Abschlussklasse 1963 der Höheren Handelsschule wieder zusammenbringen wollen. Die Hälfte der Klasse folgte damals der Einladung ins „Welde-Stammhaus“ (wir berichteten ebenfalls). Ehrengast des Abends war Günter Frömmig. Winfried Wolf aus Plankstadt gestaltete bei dem Treffen einen Rückblick mit den wichtigsten Ereignissen des Jahres 1963. Mit einem soliden Bildungsabschluss sei aus allen etwas geworden, freute sich Frömmig, der bei der Abschlussfeier 1963 Klavier gespielt hatte.

„Wir freuen uns schon auf das Jahr 2023 zu deinem Hundertsten, wo wir wieder zusammenkommen wollen“, hatte Wolf dann in der Laudatio zum 95. Geburtstag des ehemaligen Studienprofessors gesagt. Günter Frömmig war ungemein beliebt. Im März hatte er seinen ehemaligen Schülern noch telefonisch einen „Fragebogen an einen Hundertjährigen“ beantwortet. Eine gute Gesundheit durch richtige Ernährung, viel Bewegung und Verzicht auf alle „Drogen“ wie Alkohol und Tabak sei ihm wichtig gewesen. Sein liebster Aufenthaltsort sei in den Bergen. Seine Eltern hätten ihm „gute Gene und eine positive Lebenseinstellung“ mitgegeben. Sein Lebensmotto sei Gelassenheit und seine Lieblingsfigur in der Literatur sei Karl May in den verschiedenen Rollen. Er möge Klassik und die Lieder der Romantik. „Toleranz, Gerechtigkeit, Vernunft, alles, was den Menschen das Zusammenleben erleichtert“, seien für ihn die Werte, die an die nächste Generation weitergegeben werden sollten. Der Tod „gehört zum Leben und macht es so bedeutend“. Warum es immer wieder Kriege gebe und die Menschen nicht aus Geschichte und Erfahrung lernten – dieses Rätsel der Welt hätte er gerne gelöst.

Geboren in der Oberlausitz

Er wurde am 24. November 1923 in Neugersdorf/Oberlausitz geboren, einem Städtchen, in dem der größte Teil der Einwohner seinen Lebensunterhalt in den vielen Weberei-Fabrikbetrieben verdiente. Nach der Volksschule besuchte er in Bautzen 1937 die dortige Wirtschaftsoberschule bis zu seiner Einberufung zum Wehrdienst 1942. „Der letzte zivile Lebensabschnitt meines jugendlichen Alters“, sagte er selbst.

Im Juni 1946 wurde er aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft entlassen. An der Wirtschaftshochschule in Mannheim legte er im April 1951 die erste Staatsprüfung als Diplom-Handelslehrer ab. Darauf folgte der Vorbereitungsdienst als Referendar in Heidelberg, dann die zweite Staatsprüfung im Juni 1953. Im September 1953 nahm er seine Lehrtätigkeit an der Handelslehranstalt Schwetzingen auf. Der Lehrkörper bestand damals aus zwölf Lehrern, darunter drei Lehrerinnen und einem Direktor. Die Schüler wurden in der Kaufmännischen Berufsschule in drei Fachrichtungen Einzelhandel, Großhandel, Industrie und in der Höheren Handelsschule unterrichtet. „In den vielen Jahren des Unterrichtens fiel uns Lehrern auf, dass die Mehrzahl der besten Schüler nicht aus Schwetzingen, sondern aus der Umgebung, aus den Dörfern kam“, schrieb Frömmig zu seinem 90. Geburtstag. Eines könne er rückblickend sagen: „Der Beruf als Lehrer an der Handelslehranstalt mit späterer Wirtschaftsoberschule hat mir sehr viel Freude gemacht, mir aber auch wieder Kraft gegeben, wovon ich in den Kriegsjahren wohl kaum geträumt habe.“

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„Nach 35 Jahren Tätigkeit als Lehrer für Deutsch und Wirtschaftswissenschaften an der Carl-Theodor-Schule Schwetzingen trat Studienprofessor Günter Frömmig mit Ende dieses Schuljahres in den wohlverdienten Ruhestand. Hunderte von Schülern werden sich gerne an den ernsten, besonnenen und pflichtbewussten Lehrer erinnern“, schrieb die Schwetzinger Zeitung am 12. Juli 1986 über seine Verabschiedung. Er heiratete im August 1949, nach 62 Ehejahren starb seine Frau im Februar 2011.

Die Beerdigung von Günter Frömmig im Urnengrab bei seiner Frau findet am Mittwoch, 30. August, um 11 Uhr auf dem Friedhof Schwetzingen statt. „Alle, die unserem Ehrenmitschüler die letzte Ehre erweisen wollen, treffen sich zu diesem Anlass“, teilt Winfried Wolf mit.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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