Vielfalt und Authentizität

Der Oftersheimer V. Jean Rahn bringt Kuba in die Kurpfalz

Die Ausstellung „Exhibition“ mit rund 150 Werken von Fotograf V. Jean Rahn im Gewölberaum wird mit einer Vernissage eröffnet. Sie bietet Einblicke zu Menschen und Landschaften aus verschiedenen Ländern.

Von 
Marco Montalbano
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Jean Rahn ist in vielen Ländern der Welt unterwegs, um die Lebenswirklichkeit von Menschen mit der Kamera einzufangen. © Dorothea Lenhardt

Oftersheim. Er ist einer der bekanntesten Oftersheimer und jemand, den man nie ohne Fotoapparat antrifft: der Fotograf V. Jean Rahn. Egal, ob im fernen Kuba, seinem Lieblingsziel, in anderen Übersee-Regionen oder in Europa, immer scheint er den Auslöser genau im richtigen Moment zu betätigen.

Nun wurde seine neuste Ausstellung im Gewölberaum in der Eichendorffstraße in Oftersheim am Freitagabend mit einer Vernissage eröffnet. Noch bis Freitag, 25. Oktober, können Besucher dort nicht nur faszinierenden Einblick in Rahns künstlerisches Schaffen und in die Lebenswirklichkeit von Menschen in fernen Ländern, sondern auch in das Leben von einst in Oftersheim erhalten.

Kubanische Bilder in der Kurpfalz und Oftersheim in Übersee

Er ist ein Großer, der sich stets bescheiden gibt. Seine 76 Jahre merkt man V. Jean Rahn. kaum an. Zu vital, zu strahlende Augen und meist tiefenentspannt. So auch, als zahlreiche Gäste am Freitagabend den Weg in den stimmungsvollen Gewölberaum gegenüber dem Oftersheimer Rathaus gefunden haben.

Bürgermeister Pascal Seidel (Mitte) im Gespräch mit dem Hauptakteur des Abends. © Lenhardt

Bürgermeister Pascal Seidel begrüßte herzlich die Anwesenden, brachte Freude über den prominenten Bürger der Hardtgemeinde zum Ausdruck und meinte launig: „Er bringt Kuba nach Oftersheim oder Oftersheim nach Kuba. Im Grunde beides.“ Und mit beidem hatte das Gemeindeoberhaupt recht. Denn durch den Künstler finden nicht nur sensationelle Fotos den Weg in die Kurpfalz – Rahn stellt auch auf der fernen Insel aus. Dank ihm waren auch schon Werke von dortigen Künstlern hier zu sehen.

Fotograf fasst sich bei Ausstellung in Gewölberaum in Oftersheim kurz

Sichtlich berührt ob all des Lobes, fasste sich Rahn kurz und verdeutlichte, nach Worten des Dankes an seinen guten Freund Helmuth Elsner, mit dem er drei Tage lang die Arbeiten aufgehangen habe, dass es für ihn seine Fotografien seien, beziehungsweise die dargestellten Motive, die im Vordergrund stünden: „Am besten machen Sie sich selbst ein Bild“, so der Künstler.

Das Alter spielt in der Kunst eine Rolle – jung und alt hängen nebeneinander. © Dorothea Lenhardt

Auch zahlreiche Honoratioren hatten es sich nicht nehmen lassen, der Vernissage beizuwohnen, so wie Altbürgermeister Helmut Baust, der, Rahn gut kenne und seit Langem schätze, wie er zu Protokoll gab. So mancher mag sich wundern:, wer den Gewölberaum – wie immer toll und atmosphärisch ausgeleuchtet – betritt, sieht die Wände gänzlich voller Bilder.

Kuba, Italien - und Oftersheim: Fotograf Rahn mit vielfältiger Vernissage

Dicht gedrängt hängen sie an Schienen oder stehen auf dem Boden, zumeist schwarz-weiß, hier und da auch bunt. Was dabei schnell erstaunt, ist, dass dies so stimmig wirkt. Denn man sagt, Kunstwerke bräuchten stets Raum, um zu wirken. Aber hier: Fehlanzeige, als hätte sich die Entspanntheit des Meisters auf seine Bilder übertragen. So wandelt der Besucher durch den Raum und, wenn er nicht genug davon bekommt (was leicht passieren kann), findet er sich unversehens in einer der ausgelegten Mappen blätternd wieder. Darin: noch mehr Werke.

Alte Männer und Frauen mit ausdrucksstarken Gesichtern, in denen sich ihre langen Leben widerspiegeln, hängen neben lachenden Gesichtern der Jungen. „Sehen Sie, die Herren hier sind aus Kuba. Die Dame darunter aus Oftersheim, die aus Italien“, weiß Inge Rahn zu berichten, die seit 55 Jahren mit ihm verheiratete Wegbegleiterin des Künstlers.

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Sie sei großer Fan, aber auch gnadenlose Kritikerin – natürlich nur, wenn dies nötig sei, betont sie lächelnd. Und immer wieder: Oftersheim. Ein Bild seiner Frau im Hochzeitskleid aus dem Jahr 1969. Lachend steht sie so in Badelatschen auf der Straße. Eine Natürlichkeit die besticht, die fasziniert, so wie bei allen Arbeiten. Darüber: „Nenn-Oma Schwarz“ in der Luisenstraße. So hätten sie die Dame genannt, die schon länger nicht mehr da sei. Leider. Sie kehrt den Bürgersteig und lacht dabei. „Sie spielte mit unseren Sohn Fußball und war wie seine Oma. Darum nannten wir sie so“, erläutert Inge.

„Nichts ist gestellt, nichts ist verändert“ bei Vernissage in Oftersheim

Ein Gedanke sei gewesen, die Bilder für die Ausstellung nach Themen sortiert aufzuhängen, was er aber verworfen hätte, meint Rahn. Und er sollte Recht behalten. Oftersheim trifft hier auf Kuba und andere Teile der Welt, vermischt sich, wird eins.

Dass V. Jean Rahn uns noch mit vielem überraschen wird, daran besteht kein Zweifel: „Bald reise ich wieder nach Kuba. Und direkt im Anschluss nach Mexiko. Da war ich noch nicht“, verrät er. Auf die an seine Frau gerichtete Frage, was ihrem Mann das Fotografieren bedeute, antwortet sie ohne nachdenken zu müssen: „Alles.“. Er hört dies, lächelt und ergänzt: „Na ja, nicht ganz. Sagen wir fast.“

Zur Eröffnung der Ausstellung sind viele interessierte Besucher und Wegbegleiter des Künstlers in den Gewölberaum nach Oftersheim gekommen. Hier hängen nun bis 25. Oktober die Bilder des Oftersheimers. © Dorothea Lenhardt

Besucherin Josephine Schulze aus Ludwigshafen, die auch schon für Rahn Modell gestanden hat und das nur für ihn, meinte: „Seine Arbeiten sind immer authentisch. Und damit meine ich Porträtaufnahmen genau wie Bilder von Gebäuden oder Landschaften. Nichts ist gestellt, nichts verändert.“ Angelika Euler aus Oftersheim sagte: „Ich finde einfach toll, was er macht.“ Und Ausstellungs-Organisatorin Ute Walter von der Gemeinde meinte kurz: „Er ist ein Geschenk.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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