Oftersheim. Die Taktfrequenz wird ab sofort erhöht. An diesem Montagabend, 22. August, endet offiziell die Einreichungsfrist für die Bewerbungsunterlagen. Also wird Wahlleiter Jens Volpp um Punkt 18 Uhr gemeinsam mit einer Kollegin oder einem Kollegen einen letzten Kontrollgang zum Rathausbriefkasten machen, um sorgfältig zu schauen, ob noch eine Last-Minute-Bewerbung für die Bürgermeisterwahl am 18. September eingegangen ist.
Es ist kaum davon auszugehen, dass ein derartiges Szenario geschehen wird. Zumindest rechnen Amtsinhaber Jens Geiß und Herausforderer Pascal Seidel nicht damit. Und vom baden-württembergischen Dauerkandidaten Samuel Speitelsbach hat man bislang in der Kurpfalz nichts gehört – außer dass er knapp 100 Bürgermeisterbewerbungen im Ländle abgegeben und seine Unterlagen auch im Rathaus Oftersheim eingereicht hat. Speitelsbach ist bis zum jetzigen Zeitpunkt ein „Phantom“. In der Gemeinde und auch in der letzten Gemeinderatssitzung am 26. Juli wurde bereits darüber spekuliert, ob er bei der Bewerbervorstellung am 12. September (19 bis 22 Uhr in der Roland-Seidel-Halle, ehemals Kurpfalzhalle) überhaupt vor Ort sein würde.
Wie dem auch sei: Diese anstehende Bürgermeisterwahl mitten in der Metropolregion weist schon einige Kuriositäten auf, ehe der Gemeindewahlausschuss am Dienstag, 23. August, ebenfalls um 18 Uhr im Ratsaal des Rathauses darüber entscheidet, wer von den Bewerbern faktisch zugelassen wird. Im Falle von Geiß und Seidel sind keine „Fußfallen“ mehr für die Kandidaten zu befürchten. Geiß kennt das Prozedere, Seidel als Ordnungsamtsleiter von Schwetzingen ebenfalls – und dies dürfte zu hundertprozentiger Sicherheit genauso für Speitelsbach gelten.
Bei einer Kommunalwahl dieser Art bleibt nichts dem Zufall überlassen. Alles ist bis ins kleinste Detail vorgegeben und durchstrukturiert. Doch es gibt eben eine ganz große Unwägbarkeit – nämlich die, hinter welchem Namen letztendlich der Wähler als Souverän sein Kreuzchen setzt.
Politprofis geben da ein ganz klare Empfehlung ab. „Jeder Wähler sollte sich sein eigenes selbstständiges Urteil bilden und danach sollte er entscheiden. Jetzt haben Meinungsforscher, Talkshow-Plauderer, Effekthascher und Showmaster zu schweigen. Der Souverän hat das Wort. Er hat zu entscheiden, von wem er regiert werden möchte“, schreiben etwa die Experten der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Dazu besteht ab Mittwoch, 24. August, 0.01 Uhr auch in Oftersheim reichlich Gelegenheit. Denn von diesem Zeitpunkt an steigen die Kandidaten in die Endphase des Wahlkampfes ein. Sie dürfen dann plakatieren – mit bis zu 50 Doppelplakaten in der Gemeinde, die wiederum mit einer Genehmigungsplakette seitens des zuständigen Ordnungsamtes versehen sind. Sowohl Jens Geiß als auch Pascal Seidel habe unserer Zeitung gegenüber signalisiert, die Maximalzahl an 50 Plakaten ausschöpfen zu wollen. Beide Oftersheimer kennen die Modalitäten aus dem Effeff.
7000 Wahlflyer von Geiß
Geiß hat bereits am Freitag vor einer Woche damit angefangen, seinen Wahlflyer in den Haushalten zu verteilen. 7000 Stück sind es bei ihm. „Ich habe zu Fuß rund 30 Kilometer im Ort zurückgelegt“, berichtet Geiß. Die achtseitige Broschüre trägt den Titel: „Ihr Bürgermeister Jens Geiß. Für Oftersheim.“ Der Amtsinhaber will naturgemäß seine Duftmarken hinterlassen, hat freilich seinen Veranstaltungskanon noch nicht genau festgelegt. „Ich möchte den Bürgern zum Beispiel Nordic-Walking-Aktionen anbieten“, sagt er. Laufen und reden hält Geiß für ein probates Mittel, um die Oftersheimer wie 2014 von seinen Kompetenzen zu überzeugen und letztlich in eine zweite Amtsperiode gehen zu können.
Der Flyer von Pascal Seidel umfasst sogar zwölf Seiten. Die Auflage liegt bei 5500 Stück. „Für unser Oftersheim Pascal Seidel“ steht da drauf. Und die Schlagworte lauten: „Gemeinsam – nachhaltig – gestalten“. Der Ex-Handballer verspricht „neuen Wind im Rathaus“.
Am vergangenen Freitag startete er seine „Tour de Ofdasche“, die übers Wochenende andauerte. Von einem „klassischen Klingelwettkampf“ distanziert sich Seidel entschieden. Er favorisiert die direkte Kommunikation.
Bei seinem Rundgang, etwa durch das komplette „Musebrotviertel“, entwickelt sich das eine und andere Gespräch am Gartenzaun. „Nett war ein kleiner Junge, der von seiner Mutter rausgeschickt wurde, um mich zu fragen, warum seine Mutter mich wählen solle“, erzählt Seidel anekdotisch.
Er hat sich eigens von seinem kulanten Schwetzinger Arbeitgeber vier Wochen Handlungsspielraum geben lassen. Seine Taktung ist enorm hoch. Am Mittwoch, 24. August, bietet Seidel ab 18 Uhr eine Begehung zum Thema Barrierefreiheit für Interessierte an. Treffpunkt ist die Bahnunterführung in der Mannheimer Straße, auf Seite des Bahnhofkiosks.
Bereit für den Schlussspurt
„Es werden intensive vier Wochen“, meint Seidel. Aber da er sein Programm mit Infoständen, Veranstaltungen und Besuchen seit Februar durchziehe, sei er für den Schlussspurt bereit. „Am Ende geht es um Oftersheim, dafür trete ich an“, fasst er seine Motivation zusammen.
Geiß argumentiert ähnlich. Ab frühestens Donnerstag oder Freitag wolle er mit „Hausbesuchen starten“. Sein erster Satz im Flyer ist sinnbildlich. „Die Menschen in Oftersheim stehen im Mittelpunkt meiner Politik“, schreibt Geiß.
Wie auch immer die Entscheidung am 18. September ausfallen wird – oder auch erst am 2. Oktober, falls eine etwaige Neuwahl notwendig werden sollte –, die Gemeinde steht vor aufregenden Zeiten.
Es geht um den künftigen „Dirigenten“ von Oftersheim, darum, wie dieser den Taktstock schwingt und das große Orchester zum Spielen bringt. Nach den elementaren Dissonanzen in jüngster Zeit zwischen Bürgermeister und Gemeinderat ist das nicht leicht, sondern ein wahrer „Parforceritt“.
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