Oftersheim. In dem Raum ist alles dunkel. Nur in der Mitte des kleinen Kabuffs leuchtet eine Kerze. Die Eltern sitzen Schulter an Schulter. Sie sind eng an die Wand gepresst. Alle blicken auf die Tür. Es herrscht vollkommene Ruhe. Die Tür geht auf. Kinder laufen nacheinander in die Dunkelheit und setzen sich auf die andere Seite des Raums. Ein weiß gekleideter Engel mit langem Haar nimmt die Kinder einzeln an die Hand, führt sie durch eine Spirale aus Tannenzweigen zur Kerze in der Mitte. Jedes Kind zündet eine weitere Kerze an. Mit jedem Kind erhellt sich der Raum ein wenig mehr. Die Veranstaltung der Kita Fohlenweide in Oftersheim ist kein herkömmlicher Weihnachtsmarkt. Denn zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie kann Leiterin Sabine Hillengaß Kinder und Eltern zum „Märchenhaften Weihnachtszauber“ empfangen.
Und für diesen besonderen Anlass hat sich das Kitateam einiges einfallen lassen, erzählt Hillengaß: „Die Kinder wurden heute um 14 Uhr abgeholt. Da sah die Kita aus wie immer. Ab dem Moment lief es hier auf Hochtouren. Wir haben alles umgebaut und das hat sich gelohnt. Als die Kinder am Abend das Gebäude betraten, leuchteten ihre Augen.“ Verständlich, denn das Motto „Märchenhafter Weihnachtszauber“ findet sich in der ganzen Kita wieder.
Neben der besinnlichen Weihnachtsspirale, in der Engel Amelie (14) die Kinder zur Kerze führt, hat die Kita unter anderem ein Wunschzettelzimmer eingerichtet: „Hier haben wir verschiedene Vorlagen. Die Kinder können sie ausfüllen und draußen in den Briefkasten werfen. Wir leiten das dann weiter an den Weihnachtsmann, der den Kindern dann eine Antwort nach Hause schickt“, sagt die Leiterin und schmunzelt. Doch das ist noch lange nicht alles. Zwar braucht es besonderen Mut, doch wenn sich ein Kind zum Hexenhäuschen von Hänsel und Gretel traut, belohnt es Hexe Lena mit einem Lebkuchen. Natürlich habe die Kita auch etwas für nicht so mutige Kinder, verrät Hillengaß: „Draußen haben wir noch ein Süßigkeiten-Häuschen ohne Hexe.“
Für diejenigen, die das Beisammensein ohne Eltern genießen, gibt es ein Zwergencafé. Dort hätten die Erwachsenen keinen Zutritt, sagt die Leiterin. Ist dann der kleine Bauch prall gefüllt, könnten sich die Kinder im Schattentheater unterhalten lassen oder im Kinderlädchen etwas Gebasteltes von den Erziehern kaufen. „Da haben wir extra Taler. Die Kinder können sich einen holen und damit einkaufen.“ Möglich sei dies durch das enorme Engagement des Teams, so Hillengaß: „Aber auch durch zahlreiche Spenden von Eltern, den Pfadfindern, Privatpersonen und Unternehmen.“ Einen Teil der Einnahmen wolle die Kita an das Schiffer-Kinderheim Mannheim spenden. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich habe zwei ältere Kinder, da gab es auch schöne Veranstaltungen. Aber das hier ist einzigartig“, findet Ivonne Lenski, Mutter eines Kitakindes. Für die Eltern, die nicht gerade bewundern, wie die Kinder den Raum langsam erhellen, gibt es draußen Glühwein, Waffeln und Gegrilltes.
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