Gemeinderat

Elternbeiträge für die Kinderbetreuung in Oftersheim steigen

Die Erhöhung der Beiträge ab September ist bei Enthaltung der SPD-Fraktion beschlossene Sache. Als Grund führt das Land Pandemie, Krisen und einen Tarifvertrag an.

Von 
Lukas Heylmann
Lesedauer: 
Ab September steigen die Elternbeiträge in den Oftersheimer Kinderbetreuungseinrichtungen – hier der Außenbereich der Kita Fohlenweide. Die jüngste Erhöhung hatte es 2022 gegeben – nach Aussage des Landes war diese jedoch bewusst „nicht in erforderlichem Maße“ erfolgt. © Heylmann

Oftersheim. Auf Eltern in Oftersheim, deren Kinder noch nicht die Grundschule besuchen, kommen ab September höhere monatliche Kosten zu. Denn der Gemeinderat stimmte in seiner Sitzung am Dienstag den Vorschlägen der Verwaltung zu den neuen Elternbeiträgen für das kommende Betreuungsjahr zu – bei 11 Jastimmen und drei Enthaltungen, Letztere aus der SPD-Fraktion.

2015 hatte das Gremium beschlossen, sich beim Elternanteil an den Kosten der Kinderbetreuung an den Richtsätzen des Landes zu orientieren. Im Mai habe die Gemeinde das Schreiben erhalten, dem diese für das Betreuungsjahr 2023/2024 zu entnehmen waren. Die Vertreter des Städtetages, des Gemeindetages sowie der Kirchenleitungen empfahlen dort eine Anhebung der Beiträge um pauschal 8,5 Prozent.

Mehr zum Thema

Gemeinderat

Kinderbetreuung in Oftersheim: St. Kilian öffnet künftig länger

Veröffentlicht
Von
Lukas Heylmann
Mehr erfahren
Im Interview

Oftersheim: Was für Christiane Link das Wichtigste bei der Nachbarschaftshilfe ist

Veröffentlicht
Von
Lukas Heylmann
Mehr erfahren
Familie und Erziehung

Kinderschutzbund in Oftersheim und der Region: Ein Netzwerk der Unterstützung

Veröffentlicht
Von
Lukas Heylmann
Mehr erfahren

Hintergrund ist, dass es laut Land stetige Kostensteigerungen gebe – zunächst durch die Pandemie, mittlerweile auch durch den Krieg in der Ukraine und „durch die Aufwertung der pädagogischen Fachkräfte im Tarifvertrag für den Sozial- und Erziehungsdienst“, wie die Sitzungsvorlage zitiert. Während der Pandemie seien die tatsächlich höheren Kosten ganz bewusst nicht an die Eltern weitergegeben worden – deshalb müsse aus Sicht der entsprechenden Verbände nach und nach eine deutlich höhere Steigerung der Beiträge folgen.

Seidel: Anteil der Eltern an den Betriebskosten in Oftersheim recht niedrig

Grundsätzlich sollen die Kosten auf kommunale sowie Landes- und Bundesmittel auf die Träger und Eltern verteilt sein. Der Anteil der Familie solle dabei bei rund 20 Prozent liegen. Laut Informationen der Gemeinde würde Oftersheim diesen Wert auch weiter deutlich unterschreiten, also auch mit den nun beschlossenen Elternbeiträgen für das kommende Betreuungsjahr. Des Weiteren verweist das Land darauf, wie Bürgermeister Pascal Seidel erwähnte, dass es Aufgabe der Träger sei, die Eltern, insbesondere in wirtschaftlich schwächeren Familien, über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Beispiele dafür waren Wohngeld, Wirtschaftliche Jugendhilfe, Kinderzuschlag oder Leistungen des Bundes- und Teilhabepakets. Die Vorschläge der Verwaltung für die künftigen Beiträge, die der Gemeinderat annahm (siehe Infobox), richtet sich laut Sitzungsvorlage eins zu eins nach den Landesrichtsätzen.

Künftige Elternbeiträge für die Oftersheimer Einrichtungen

Die ab 1. September für zwölf Beitragsmonate gültigen monatlichen Elternbeiträge für die Oftersheimer Kinderbetreuungseinrichtungen orientieren sich an den Landesrichtsätzen. Wo es keine Vorschläge von Baden-Württemberg gibt, hat die Gemeindeverwaltung versucht, dazu passende Beitragserhöhungen zu ermitteln.

Die Zahlen gelten jeweils für ein Kind aus einer Familie mit nur einem Kind unter 18 Jahren. In Klammern stehen die bisherigen Beiträge. Dahinter finden sich die ermäßigten Beträge für Familien mit zwei, drei, beziehungsweise vier oder mehr Kindern unter 18 Jahren.

Regelgruppe: 138 Euro. (127 Euro), ermäßigt: 104 Euro, 69 Euro, 28 Euro.

VÖ-Gruppe bis 30,5 Stunden pro Woche: 159 Euro (146 Euro), ermäßigt: 119 Euro, 80 Euro, 32 Euro.

VÖ-Gruppe bis 33 Stunden pro Woche: 172 Euro (158 Euro), ermäßigt: 129 Euro, 86 Euro, 34 Euro.

VÖ-Gruppe bis 35,5 Stunden pro Woche: 185 Euro (170 Euro), ermäßigt: 139 Euro, 93 Euro, 37 Euro.

Tagesgruppe zuzüglich Mittagstisch bis 50 Stunden pro Woche: 393 Euro (362 Euro), ermäßigt: 295 Euro, 197 Euro, 79 Euro.

Der Zuschlag für Ferienbetreuung beträgt 45 Euro für VÖ-Gruppen und 70 Euro für Ganztagesgruppen.

Krippenbeitrag bis 30,5 Stunden pro Woche: 408 Euro (376 Euro), ermäßigt: 306 Euro, 204 Euro, 82 Euro.

Krippenbeitrag bis 33 Stunden pro Woche: 441 Euro (407 Euro), ermäßigt: 331 Euro, 221 Euro, 88 Euro.

Krippenbeitrag bis 35,5 Stunden pro Woche: 475 Euro (438 Euro), ermäßigt: 356 Euro, 238 Euro, 95 Euro.

Krippenbeitrag bis 50 Stunden pro Woche zuzüglich Mittagstisch: 669 Euro (616 Euro), ermäßigt: 502 Euro, 335 Euro, 134 Euro. lh

Für manche Betreuungsmodelle – beispielsweise Tagesgruppen für über Dreijährige oder Krippengruppen mit Betreuungszeiten von mehr als 30,5 Stunden pro Woche gibt es allerdings keine Vorschläge des Landes. Für Erstere strebte die Verwaltung eine „angemessene Beitragserhöhung“ an, um auch bei den Tagesgruppen das Niveau aktuell zu halten. Für Krippengruppen mit längeren Betreuungszeiten orientieren sich die Erhöhungen anteilig an der Anzahl der zusätzlichen Wochenstunden.

Simone Rehberger (Grüne) erklärte im Namen ihrer Fraktion, dass diese nach wie vor hinter dem Beschluss von 2015 stehe. Betreuung für Kinder im Vorschulalter sei die erste Stufe des hiesigen Bildungssystems, auf der sprachliche und soziale Kompetenzen gefördert würden, die den „Kitt der Gesellschaft“ ausmachten, weswegen es wichtig sei, ein finanziell gesichertes Angebot aufrecht zu erhalten. Fraktionsvorsitzender Jens Rüttinger erklärte die Enthaltung der SPD damit, dass diese der Überzeugung sei, dass Bildung für die Familien kostenlos sein sollte. Deshalb hatte die Fraktion die Erhöhungen anhand der Landesrichtlinien bisher abgelehnt, so Rüttinger.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung