Familie und Erziehung

Kinderschutzbund in Oftersheim und der Region: Ein Netzwerk der Unterstützung

Zwei Vertreterinnen des Kinderschutzbundes für Hockenheim und Umgebung sprechen über die Herausforderungen ihrer Arbeit und darüber, wie der Verein Angebote für Familien aufrecht erhält.

Von 
Lukas Heylmann
Lesedauer: 
Die stellvertrende Vorsitzende des Kinderschutzbundes Hockenheim und Umgebung Barbara Itschner (v. l.) und die Diplom-Sozialpädagogin Heide Graze stehen vor dem Hort des Vereins in Hockenheim. Dieser wird allerdings Ende des Jahres Geschichte sein. © Heylmann

Oftersheim/Region. Eins wird im Redaktionsgespräch mit Heide Graze und Barbara Itschner vom Kinderschutzbund schon nach wenigen Minuten klar: Es ist ein unheimlicher Kraftakt, die Hilfsangebote für Familien vielfältig aufrechtzuerhalten, während gleichzeitig der Bedarf immer weiter wächst.

Das zeige sich im Lokalen, beispielsweise in Oftersheim, wo Graze an mehreren Projekten mitarbeitet wie auch in der weiter gefassten Region. Aus dem, was ursprünglich der Hockenheimer Ortsverband des gemeinnützigen Vereins war, wird zukünftig der Kinderschutzbund Hockenheim und Umgebung – auch weil der Bedarf in vielen Gemeinden da ist. „Und nach Corona ist das noch deutlich verstärkt“, wie Barbara Itschner, ihres Zeichens stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, klarstellt.

In Oftersheim ist die Diplom-Sozialpädagogin Heide Graze im Normalfall einmal wöchentlich, immer mittwochs von 14 bis 17 Uhr, Ansprechpartnerin bei Fragen zu den Themen Eltern und Familie. Bei dem Angebot im Untergeschoss des Siegwald-Kehder-Hauses, das zudem während dieser drei Stunden auch eine Krabbelgruppe bietet, kamen laut Heide Graze, die außerdem systemische Therapeutin ist, verschiedenste Themen auf. „Es geht oft um Trennungssituationen“, berichtet sie im Gespräch.

Kinderschutzbund in Oftersheim und Region: Trennungen sind problematisch

„Während der Corona-Zeit habe ich eine Frau wochenlang begleitet, die Kontakt zu ihrem Kind gesucht hat. In dem Fall hatte der Mann das Sorgerecht“, erinnert sich Graze. „Bei einer weiteren Familie war es andersherum und der Vater ist nicht an sein Kind gekommen, weil die Mutter blockiert hat. Es ist unheimlich problematisch, wenn solche Trennungen über die Kinder ausgetragen werden.“ Die Pädagogin spricht dabei merklich aus jahrelanger und reichhaltiger Erfahrung.

Doch es ist auch offensichtlich, dass sie als Einzelperson und selbst über die Verbindung mit dem Kinderschutzbund nicht jede notwendige Hilfe leisten kann. „Aber ich kann eine erste Anlaufstelle sein“, erklärt Graze. Und da kommt ein entscheidender Vorteil des Kinderschutzbundes ins Spiel: Die Verbindung zu anderen Trägern, Verbänden und zu pädagogischen und sozialen Arbeitskreisen. „Wir sind Netzwerker“, stellt die Sozialpädagogin klar. „Und wenn Menschen mit Problemen zu uns kommen, können wir sie oft an die richtigen Stellen weitervermitteln.“

Wissenswertes zum Kinderschutzbund

Der Kinderschutzbund ist als gemeinnütziger Verein seit 1953 bundesweit aktiv. Es gibt den Bundesverband, 16 Landes- und mehr als 400 Ortsverbände.

Der Verein setzt sich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein sowie für eine Gesellschaft, in der die Entwicklung junger Menschen gefördert wird.

Der zuständige Verband für die Region um Schwetzingen und Hockenheim ist „Der Kinderschutzbund Kreisverband Hockenheim und Umgebung“.

Ein wichtiges Angebot des Kreisverbandes ist die psychologische Beratung, die sich an Eltern sowie an Kinder und Jugendliche richtet, die auch direkt Kontakt aufnehmen können.

Informationen über die richtigen Ansprechpartner für die Beratung gibt es bei der Geschäftsstelle in Hockenheim von Montag bis Donnerstag unter der Telefonnummer 06205/1 54 32. Termine vergibt das Sekretariat in Eppelheim unter der Telefonnummer 06221/76 58 08.

Weitere Informationen sowie Kontaktdaten gibt es unter www.kinderschutzbund-hockenheim.de. lh

Ganz zentral ist dabei laut den beiden Kinderschützerinnen die Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche mit Standorten in Eppelheim, Hockenheim und Walldorf. Diese steht bei Problemen als erste Anlaufstelle zur Verfügung, Beratungen sind kostenlos, es bedarf lediglich einer Voranmeldung im Eppelheimer Sekretariat. Gespräche sind beispielsweise auch für Kinder ohne ihre Eltern möglich – anonym. Im Hockenheim, wo der Kinderschutzbund als Träger fungiert, sind Psychologen und Psychologische Psychotherapeuten tätig, wie die beiden Frauen im Gespräch erläutern.

Kinderschutzbund in Oftersheim und der Region: Wartezeiten und Abhilfe

Doch so hilfreich und essenziell ein solches Angebot ist, so groß sind auch Bedarf und Nachfrage. Denn die Wartezeit bis die passende und notwendige Hilfe in den Familien direkt ankommt, kann nach Erstgesprächen Wochen oder gar Monate betragen, wie Barbara Itschner bedauernd erklärt.

Auch hier kann jedoch das Netzwerk greifen. „Diese Wartezeiten überbrücken wir teilweise durch Familienpatenschaften“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende. Bei den Paten handelt es sich um Ehrenamtliche, die eine Ausbildung und eine Aufwandsentschädigung erhalten und die Familien vor Ort betreuen. Dabei geht es laut Heide Graze vor allem auch um die richtige Kommunikation und darum, als Ansprechpartner vor Ort zu sein. Hier reiht sich tatsächlich eine gute Nachricht ein: Denn so schwierig die Lage des Ehrenamts in vielen Bereichen ist – insbesondere nach der Pandemie – Itschner bestätigt, dass immer wieder neue Familienpaten nachkommen.

Mehr zum Thema

Highlights

Vielseitiges Programm im Jugendzentrum in Oftersheim - mit Ausflügen und viel Musik

Veröffentlicht
Von
Joachim Klaehn
Mehr erfahren
Grundschulen

Betreuung an Oftersheims Grundschulen: Stand zu Ganztagsschule und Hort

Veröffentlicht
Von
Dahnah Rudeloff
Mehr erfahren
Soziales Hilfsprojekt

Oftersheimer Lehrerin Katrin Bugert hilft Kindern in São Paulo

Veröffentlicht
Von
Dahnah Rudeloff
Mehr erfahren

Leider sieht es nicht bei allen Angeboten des Kinderschutzbundes so positiv aus. So wird der Hort, den der Verein in Hockenheim betreibt, nur noch bis Jahresende erhalten bleiben. Grund ist, dass die Herausforderungen zu groß wurden, auch bedingt durch die nicht optimalen räumlichen Bedingungen vor Ort in der Arndtstraße.

Doch so groß die Herausforderungen durch steigenden Bedarf, schwierige finanzielle Voraussetzungen und oft mangelndes Personal in Einrichtungen sind, Barbara Itschner und Heide Graze scheinen nicht aufzugeben. Denn sie tun es, das ist im Gespräch durchgängig klar, zum Wohl der Kinder. „Und wir wollen, dass die Menschen um unsere Angebote und unsere Möglichkeiten wissen“, betonen sie beide.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung