Oftersheim. Für mehr als 25 Jahre war Maria Meyer Teil der evangelischen Nachbarschaftshilfe Oftersheim – mehr als 15 davon als Einsatzleiterin. Im Dezember 2022 hat sie verkündet, in diesem März das Amt niederzulegen.
Ihre Nachfolgerin ist Christiane Link. Im Interview spricht die gelernte Bankkauffrau darüber, was sie dazu bewogen hat, sich für die Position zu bewerben – obwohl sie ja aus einem ganz anderen beruflichen Bereich kommt – und erklärt, wen sie sich als zukünftige Mitarbeiter vorstellen könnte.
Christiane Link führt evangelische Nachbarschaftshilfe Oftersheim
Wieso hat die Einsatzleitung der Nachbarschaftshilfe Sie als Aufgabe gereizt?
Christiane Link: Ich musste 57 Jahre alt werden, um nach und nach zu merken, dass ich im Beruf etwas Sinnstiftendes machen möchte und das für mich wichtig ist. Im Sommer 2021 habe ich nebenberuflich eine Tätigkeit bei einer Demenz-WG in Plankstadt aufgenommen, da ich im Berufsleben der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte. Im Oktober 2022 habe ich ins Café Vergiss-mein-nicht nach Brühl gewechselt, wo ich immer noch mithelfe. Schließlich kam dann der Entschluss, aus der freien Wirtschaft in den sozialen Bereich zu wechseln, um etwas Gutes zu tun.
Wie sind Sie denn generell zu sozialen Tätigkeiten gekommen und was haben Sie zuvor gemacht?
Link: Ich wollte schon als Kind immer Kindergärtnerin werden, aber damals hatten Eltern noch ein ganz entscheidendes Mitspracherecht bei der Wahl der Arbeit. Meine Eltern haben meinen Berufswunsch nicht unterstützt, weshalb ich mit 17Jahren in der Bank eine Ausbildung begonnen habe. Als meine Kinder noch klein waren, hatte ich oft andere Kinder zur Betreuung da und auch meinen Schwiegervater habe ich lange Zeit betreut. Ich habe also immer nebenbei etwas im sozialen Bereich gemacht, nur jetzt in vollster Vollendung sozusagen (lacht).
Ist es nicht eher ungewöhnlich, dass Sie beruflich in dieser Sparte unterkommen konnten, wo Sie doch vorher etwas ganz anderes gemacht haben?
Link: Die Nachbarschaftshilfe hat ja nicht nur diese soziale Komponente, in der Leitung gibt es auch viel Organisation und Administration. Da kommt mir mein vorheriges Berufsleben natürlich sehr zugute. Was das Soziale angeht, hatte ich wohl Glück, dass mir das angeboren ist, und ich so beide Felder, die bei der Nachbarschaftshilfe gebraucht werden, gut abdecken kann.
Nachbarschaftshilfe Oftersheim: Christiane Link beschreibt ihre Arbeit
Wie würden Sie persönlich die Arbeit der Nachbarschaftshilfe beschreiben?
Link: Hauptsächlich geht es um das Betreuen älterer Personen, also Unterstützung im Alltag im weitesten Sinne. Das geht damit los, dass man sich mit ihnen unterhält, ihnen vorliest, mit ihnen spazieren geht, aber auch beim Einkauf hilft oder sie zum Arzt begleitet. Wenn zum Beispiel Eltern von kleinen Kindern krank sind, können wir, wenn es Kapazitäten gibt, auch dort helfen. Bei den älteren Menschen ist das Ziel, sie so weit zu unterstützen, dass sie möglichst lange selbstständig leben können. Ich lege viel Wert darauf, klarzustellen, dass die Mitarbeiter das Allerwichtigste sind. Ohne sie würde nichts funktionieren. Da habe ich wirklich Glück gehabt, die Ehrenamtlichen sind schlicht und ergreifend das Herzstück der Nachbarschaftshilfe.
Möchten Sie denn auch neue Schwerpunkte setzen als Einsatzleitung?
Link: Dazu kann ich noch gar nicht viel sagen. Ich denke, wenn es irgendwo eine Neubesetzung gibt, bringt das immer eine Umorientierung mit sich, aber wie die aussehen wird, wird sich mit der Zeit ergeben.
Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihre Arbeit in der näheren Zukunft?
Link: Da gibt es zunächst ein eher grundsätzliches Problem. Mögliche Klienten fragen immer häufiger Putzarbeiten an, das bieten wir allerdings nicht als Kerngeschäft an, das können die Mitarbeiter auch nicht leisten. Uns geht es um die Betreuung. Ein anderes wichtiges Thema ist, dass wir händeringend neue Helfer suchen. Wir bekommen so viele Anfragen, dass das in keinem Verhältnis zur Mitarbeiterzahl steht.
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Wen sehen Sie denn als potenzielle neue Mitarbeiter?
Link: Erfahrungsgemäß ist es sehr interessant für Eltern, deren Kinder in den Kindergarten oder die Grundschule gehen, während sie selbst noch nicht wieder im Berufsleben stehen. Auch viele Rentner – beider Geschlechter – haben Spaß daran, sich bei der Nachbarschaftshilfe zu engagieren. Denn einige merken ja zu Rentenbeginn, dass ihnen ein bisschen die Beschäftigung fehlt, da kann das sehr sinnstiftend sein als Ehrenamt. Generell ist das Team aber vielfältig aufgestellt. Schließlich kann jeder selber entscheiden, wie viel er mitarbeiten möchte – ob eine oder zehn Stunden in der Woche, oder im Monat – und ist herzlich willkommen.
Warum sind es Ihrer Meinung nach dennoch besonders oft Frauen, die sich auf diese oder vergleichbare Weise sozial engagieren?
Link: Das ist eine gute Frage. Vielleicht liegt das immer noch im Ursprung des Menschen. Schließlich hat sich die Frau Jahrtausende lang um die Familie gekümmert und womöglich hat sich daraus entwickelt, dass das soziale Engagement deshalb mehr bei ihr liegt. Ich will Männern damit aber keineswegs zu nahe treten, denn ich kenne sehr viele, die sich gerne sozial engagieren. Aber man sieht es ja auch in sozialen Berufen immer noch, dass diese meist Frauen ausüben.
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