Oftersheim. Dem Wald geht es nicht gut. Ein Satz des Forstbezirksleiter Philipp Schweigler, der vor allem auch für den Hardtwald gelte. Sozusagen auf Sand gebaut, ist er der Trockenheit besonders ausgeliefert. „Uns trifft es hier hart.“ Zugleich, und daran ließ er am 35. Tag des Waldes keinen Zweifel, gebe es doch auch Zeichen der Hoffnung. Der Wald werde sich verändern, er werde ein anderer werden, aber „er wird bleiben“.
Es ist eine Einschätzung, die voll auf der Linie der baden-württembergischen Waldkönigin Johanna Eich liegt. Die junge Frau aus Sulzfeld bei Eppingen studiert Forstwirtschaft und betonte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass der Wald ein Teil von ihr sei. Schon ihr Großvater habe ihr die Liebe zum Wald vorgelebt. Der Wald und seine Tiere gehören für sie irgendwie zur Familie.
Und so überrascht es nicht weiter, dass sie den Wald bei seinem Wandel unbedingt helfen will. Allein, so Schweigler, werde er es auch nicht schaffen. Warm- oder gar Hitzeperiode gab es in den vergangenen Jahrtausenden immer wieder. „Aber noch nie stieg die Erwärmungskurve so schnell wie die, die wir jetzt aufzeichnen.“
Abgespeckte Festversion
Dass es Grund zur Sorge gebe, schien auch bei Landrat Stefan Dallinger, Bürgermeister Jens Geiß und der Vorsitzenden des Vereinskartells, Silvia Höfs, unstrittig. Das Trio brachte unisono seine Freude zum Ausdruck, überhaupt an der Grillhütte stehen zu dürfen. In Zeiten von Corona, so Geiß, sei das nicht selbstverständlich. Das Programm habe aber gelitten: kein Essen und Trinken von den Vereinen und auch kein Kinderprogramm. „Schon sehr abgespeckt“, konstatierte Geiß. Vielleicht war das ein Grund dafür, dass der Tag des Waldes mit ein paar Dutzend Menschen eher klein ausfiel.
Trotzdem ist der Tag wichtig. Für Dallinger ist allein der Umstand, dass es diesen Tag gibt, ein Hoffnungszeichen für den Wald, sorge er doch dafür, dass das Thema Wald in all seiner Komplexität immer wieder ins Bewusstsein komme. Frei nach dem Motto „Nur was man kennt, schützt man“ stelle der Tag einen wichtigen Baustein im Komplex Waldschutz dar und geschützt werden müsse er. 80 Prozent aller Wälder in Deutschland, so Höfs in ihren einführenden Worten, wiesen Schäden auf. Hitze, Dürre und Schädlinge hätten sich als fatales Triptychon erwiesen. Vor allem die extrem heißen und trockenen Jahre 2018 bis 2020, ergänzte Schweigler, hätten dem Wald zugesetzt und eine Entwicklung gefördert, die auch durch das regenreichere 2021 nicht mehr aufgefangen werden könne.
Die Wärmeentwicklung durch den menschgemachten Klimawandel verlaufe 100 Mal schneller, als alles, was die Wissenschaft in der Erdgeschichte bis dato registriert habe. Eine natürliche Anpassungsreaktion dürfte bei diesem Tempo ausgeschlossen sein.
Neue Arten vertreiben alte
Hinzu kämen dann noch fremde Arten, die den einheimischen Pflanzen weiter zusetzen und sie im schlimmsten Fall sogar verdrängen. So habe ein Pilz dafür gesorgt, dass Ulmen und Eschen hier beinah nicht mehr vorkommen. Am Ende wisse niemand, welche Veränderungen wo und wie auftreten werden. Doch sie treten auf. Hilfreich für ein Bild von der Zukunft des Waldes sei ein Blick in die Mittelmeerregion. „Wie im Süden werden die Wälder lichter, es werden weniger Bäume pro Hektar stehen und die Bäume werden kleiner.“
Die wichtigste Leitplanke für die Forstarbeit besteht in der Vielfalt. Einen stabilen Wald, der auch wieder aus sich heraus bestehen könne, erreiche man nur, wenn möglichst viele verschiedene Arten vorkommen, so die Experten vor Ort. Die Fichte als eine Art Mehrheitsbaum in deutschen Wäldern dürfte daher bald Geschichte sein. Dafür gebe es dann vielleicht mehr Libanon- oder Atlas-Zedern. Ein Erfolgsbeispiel sind im Hardtwald gerade die Stieleichen. Diese machten laut Schweigler gerade wirklich Hoffnung.
Worüber sich am Ende niemand mehr freut als die vierjährigen Zwillinge Jonas und Lukas. Sie sammeln gerne Pilze und der Wald ist für sie ein „genialer Abenteuerspielplatz“. Eine Einschätzung, die auch die beiden Bürgermeisterkinder Lilli und Lotta teilten. „Im Wald macht alles Spaß.“
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