Oftersheim. Schon über drei Jahrzehnte lang gibt es den Arbeitskreis „Öko Talk lokal“ für Umwelt und Nachhaltigkeit (AK) des Ortsverbandes der Sozialdemokraten. Eine Tradition der Genossen ist die immer am letzten Februarwochenende stattfindende Pflege der „Badischen Binnendünen“, bei der nicht standorttypische Pflanzen von Mitgliedern und Interessierten entfernt werden. Auch in diesem Jahr fand sie wieder auf der Friedenshöhe statt.
Oftersheim und seine Dünen – sie gehören zusammen wie das Rathaus und der Brunnen davor oder der Ortskern und die Ebert-Grundschule. Und dass das Naturbewusstsein in der Hardtgemeinde allgemein besonders ausgeprägt zu sein scheint, ist auch an vielen Aktionen im Jugendbereich erkennbar. Denn in der bei den Kids sehr beliebten „Natur-AG“, die an beiden Grundschulen angeboten wird, lernen die Kleinsten im Ort schon früh, wie wichtig eine intakte Umwelt ist – und wie man sich dafür einsetzen kann.
„Öko Talk lokal“ in Oftersheim: Aktionen und Vorträge
Schon im Jahr 1990 gegründet, veranstaltet der Arbeitskreis „Öko Talk lokal“ seitdem regelmäßig zahlreiche Aktionen und Vorträge. Und auch die Dünenpflege steht bereits seit über zwei Jahrzehnten mit auf dem Programm.
Selbst Nieselregen und eine zeitgleich an diesem Sonntagvormittag in Brühl stattfindende Veranstaltung, bei der das 50-jährige Jubiläum der Kreis-SPD gefeiert wurde, konnte am vergangenen Wochenende die leidenschaftlich ans Werk gehende Gruppe nicht von der Aktion abhalten. „Wir entfernen gemeinsam diese nicht standorttypischen Gräser und die Motorsäge habe ich auch dabei“, so Arbeitskreisleiter Werner Kerschgens, während er auf die Düne zeigt. Die stacheligen Gräser würden weder von Eseln noch von Schafen gefressen. „Noch nicht einmal die Ziegen wagen sich da dran, aber wir schon“, ergänzt er lachend. Auf einem Anhänger liegen Greifzangen und Müllsäcke, denn auch der Bauhof der Gemeinde unterstütze die Aktion und stets spreche man sich natürlich mit Hanspeter Rausch vom Naturschutzreferat des Regierungspräsidiums Karlsruhe ab.
Oben auf dem Hügel hat sich eine Kiefer gefährlich zur Seite geneigt. „Die muss weg, damit sie keinem Mensch oder Tier auf den Kopf fällt. Denn da fehlt nicht mehr viel“, meint Kerschgens besorgt und checkt noch mal seine Schutzausrüstung. Es ist alles da.
Heute hilft auch seine kleine Enkelin Ria. Stolz schleppt sie einen gut gefüllten Sack den Hang hinunter. Die Natur sei ihr wichtig. „Klar bin ich auch Mitglied der Natur-AG“, meint das Mädchen und wirkt von der Nachfrage entrüstet, als wäre ihr Engagement das Selbstverständlichste der Welt. Mama Ina Rokossa hat sie und ihren kleinen Bruder Aron stets im Blick, während sie lächelnd einen trockenen Busch nach dem anderen klein macht, um noch mehr in einem Beutel zu verstauen.
Auch Andreas Heisel und seine Partnerin Pretty sind heute gekommen. „Wir waren schon oft dabei“, betonen sie. Warum ihm das wichtig sei, wollen wir wissen. Lange überlegen muss er nicht: „Das ist ganz einfach. Ohne intakte Umwelt gibt es kein soziales Miteinander“, so der ehemalige SPD-Ortsverbandsvorsitzende, der ergänzt: „Und wir sind einfach auch ein Oftersheimer Verein, dem der Ort entsprechend wichtig ist.“
Das Engagement der Gruppe scheint ansteckend zu wirken, so auch vor ein paar Jahren: „Als in der Hardtwaldhalle nach 2015 Flüchtlinge untergebracht waren, sind wir einfach mal hin und haben gefragt, wer mithelfen möchte. Viele hatten Lust dazu und kamen direkt spontan mit. Das fand ich großartig.“
Oftersheimer Arbeitskreis: Gründung im „Adler“
Dann machen sie alle eine kleine Pause für ein Foto. Mit Blick auf die bisher gefüllten Säcke meint Aron: „Das müssen aber noch viel mehr werden.“ Alle nicken und machen sich wieder an die Arbeit. Werner Kerschgens setzt seinen Helm auf.
Doch bevor er die Gefahr beseitigt, erinnert er sich an die Gründung der Gruppe: „1990 saßen wir im ‚Adler‘ zusammen. Deutschland wurde Weltmeister, Nelson Mandela kam nach 27 Jahren frei und Gorbatschow erhielt den Friedensnobelpreis. Und unser Arbeitskreis wurde gegründet. Es gibt viele Themen, die wir in der Zeit danach angegangen sind. Und noch mehr, die noch angegangen werden müssen. Denn unsere Umwelt geht uns alle an.“
Dann nimmt er die Motorsäge und geht zum Umsturz gefährdeten Baum. Die Wolkendecke öffnet sich und die Sonne scheint nunmehr auf die Naturfreunde als wolle sie sagen: „Gut gemacht!“
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