Oftersheim. Rund 30 Teilnehmer kamen zu einer Exkursion durch die einzigartige Dünenlandschaft bei Oftersheim und erhielten einen faszinierenden Einblick in die Lebenswelt von Tier- und Pflanzenarten, die an die extremen Bedingungen der Sandflächen angepasst sind. Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Staatssekretär im Umweltministerium Dr. Andre Baumann erläuterte während der Wanderung die deutlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Kurpfalz. Besonders der nördliche Oberrheingraben ist von Natur aus ohnehin sehr trocken.
Der promovierte Biologe und ehemalige Nabu-Landesvorsitzende, der die vielfältigen Landschafts- und Naturschutzgebiete der Umgebung aus der Westentasche kennt, berichtete von der Entstehung der höchsten Binnendünen Baden-Württembergs, die sich aus eiszeitlichen Sand- und Schotterablagerungen des Rheins gebildet haben. Imposante und bis zu 21 Meter hohe Dünen wurden so zusammengeweht. Das 48 Hektar große Naturschutzgebiet besteht aus den vier separaten Teilflächen der „Friedenshöhe“ mit ihren offenen Flächen mit Kalksandrasen, dem mit Kiefern und Laubbäumen bewachsenen „Dreieichenbuckel“, dem „Feldherrnhügel“ als höchsten Punkt des Dünenzuges mit großen Beständen der Waldkiefer und dem Areal „Golfplatz“ mit Resten eines Sandrasens.
Stellenweise ist der Wald licht oder fehlt ganz. Schon im Mittelalter wurde auf den Dünen gerodet. Über Jahrhunderte haben Bauern Schafe und Ziegen, Schweine und Rinder in den Wäldern gehütet. Wenn der „Jäger aus Kurpfalz“ damals durch den Wald ritt, dann nicht durch einen grünen sondern durch einen lichten, parkähnlichen Wald, wie ihn der Kurfürst im Schwetzinger Schlossgarten einst anlegen ließ.
Die Dünenlandschaft hat sich der Trockenheit angepasst. Der sandige Boden ist nährstoffarm und kann im Sommer bis zu 60 Grad heiß werden. Nur wenige Pflanzen- und Tierarten können diesen Lebensraum besiedeln. Baumann zeigte den Teilnehmern ein Moos, wie es vor einigen Jahren an der Wand bei der Messstelle am Stuttgarter Neckartor verbaut worden war, um den starken Feinstaub zu binden. Auf den Dünen ist die Steppenwolfsmilch zu finden, auch die Sandstrohblume und die Sandsilberscharte sowie die Portulakpflanze, die früher als Pfefferersatz verwendet wurde.
Seltene Tierarten gesichtet
Die Graukresse blüht weißlich. Königskerzen sind auszumachen. Der nach Zitrone schmeckende Sandthymian und das gefährdete Silbergras gedeihen ebenfalls. Sand speichert Wasser nur schlecht. Auch die „härtesten Hunde unter den Pflanzen haben schon ihre Probleme“, meint Baumann: „Jeder Tropfen Wasser wird gebraucht.“ Auch seltene Tierarten wie Ameisenlöwe, Kreiselwespe oder Sandlaufkäfer sind hier zu finden, so der Biologe. In dem Areal herrscht totales Betretungsverbot.
Der Staatssekretär erinnerte an die Ausgleichsmaßnahmen für den Golfplatz der amerikanischen Streitkräfte vor etwa acht Jahren. Er war damals Nabu-Landesvorsitzender und an dem wertvollen Kompromiss zwischen Ökologie und Ökonomie beteiligt. Golfplatz und Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiet konnten unter einen Hut gebracht werden. Das habe die Naturschutzgebiete aufgewertet. Die Beweidung mit Ziegen und Eseln sei ein Teil des Pflege- und Entwicklungsplans für die Dünen: „Deshalb gibt es hier großflächig Zäune.“
Die Gruppe wanderte über den Dreieichenbuckel. Für Baumann ist der Waldrand der schönste in allen Dünengebieten Baden-Württembergs. In der Abendsonne zeigt sich ein wunderschönes Farbenspiel. Die Kartäusernelke blüht gerade. Die Zypressen-Wolfsmilch hat ebenso Platz. Neben einer gesunden Eiche steht eine abgestorbene Kiefer. Der aus dem Reichswald bei Nürnberg aufgeforstete Kiefernbestand auf der Düne stirbt am Hitzestress. Die Buchen vertrocknen langsam. Die Eichen will Baumann noch nicht abschreiben: „Sie werden überleben.“
Der dämmerungsaktive Ziegenmelker macht Jagd auf große Insekten. Wie im beweideten Hirschackerwald fühlt sich der graubraune Vogel auch hier wohl. „Erst die Ziege, dann der Melker“, sagt Baumann. Als Abgeordneter wolle er weiter hinterher sein, dass die „Ofdascha Alpe“ als einzigartige Kulturlandschaft erhalten bleibt. Als Kurpfälzer empfinde er eine besondere Verantwortung für die Binnendünen. Die Naturschutzmaßnahmen der letzten Jahre wirkten. Die Klimaschutzmaßnahmen müssten weiter vorangetrieben werden, appellierte der Wahlkreisabgeordnete zum Schluss nochmals: „Wir werden mit Nachdruck weiterarbeiten und weiterhin aktiven Waldumbau betreiben.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim_artikel,-oftersheim-oftersheimer-duenen-auch-die-haertesten-hunde-haben-hier-ihre-probleme-_arid,1983325.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html