Kurpfalzhalle

Für Oftersheim mehr als ein „emotionales Thema“

Bei seiner Ansprache packt Bürgermeister Seidel alles an, was Oftersheim bewegt und was im Jahr 2025 alles angegangen werden soll.

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Connie Lorenz-Aichele
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Familie Seidel freute sich über den gelungenen Neujahrsempfang, auch die Kinder Felix und Mia schütteln wie Mama Alexandra Seidel vor der Veranstaltung fleißig alle Hände. Altbürgermeister Helmut Baust und seine Gattin Marianne rahmen sie ein. © Wolfgang Gans Altlussheim

Oftersheim. In der grün-weiß geschmückten Kurpfalzhalle begrüßte Familie Seidel zum Neujahrsempfang an die 400 Besucher, und ließ es sich nicht nehmen, jeden einzelnen per Handschlag und einem Glas Sekt zu zu empfangen.

In seiner Neujahrsansprache griff Bürgermeister Pascal Seidel dann auf ein nachdenkliches Zitat von Giovanni Di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, zurück, das er bereits in den Vorjahren verwendet hatte: „Spurlos konnte dieses Jahr nur an einem Menschen vorübergehen, der kein Herz und keinen Verstand hat.“ Diese Worte hätten leider nichts von ihrer Relevanz verloren, da das Jahr 2024 erneut von erheblichen Herausforderungen geprägt gewesen sei.

Neujahrsempfang

Neujahrsempfang in Oftersheim

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Global gesehen wären die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen, der Klimawandel sowie umfassende wirtschaftliche Unsicherheiten allgegenwärtig. Diese Themen verdeutlichten die Komplexität und Zerbrechlichkeit der heutigen Welt. Auch Deutschland sah sich laut Seidel großen Aufgaben gegenüber, darunter die Aufnahme und Integration geflüchteter Menschen sowie die Transformation der Wirtschaft und der gesellschaftliche Zusammenhalt in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft.

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Ein einschneidendes Ereignis sei das kürzliche Ende der Bundesregierung gewesen, das nun vorgezogene Neuwahlen im Februar zur Folge hat. Während 2023 noch „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres gewählt wurde, fiel die Wahl 2024 auf „Ampel-Aus“, was aus seiner Sicht die politischen und gesellschaftlichen Turbulenzen in Deutschland exakt widerspiegele. Die Bundespolitik der letzten Monate hätte keinen guten Eindruck von gemeinschaftlicher Politik hinterlassen, sondern zu immer mehr offenen Fragen geführt. Und schreckliche Ereignisse wie die Magdeburger Amokfahrt hätten die Menschen im Land zutiefst erschüttert und bis ins Mark getroffen.

Die finanzielle Lage der Landkreise, Städte und Gemeinden, darunter auch Oftersheim, sei ein Spiegelbild der aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Übertragung von Aufgaben ohne ausreichende finanzielle Mittel enge den Gestaltungsspielraum vor Ort ein. Ein Umdenken sei daher dringend erforderlich und das „unabhängig von parteipolitischen Interessen“, fordert der parteilose Seidel eindringlich.

Zwischen all diesen Herausforderungen sei die Bedeutung von Zuversicht und Tatkraft wesentlich, betonte er. Und verwies auf ein Zitat des Philosophen Albert Camus: „Inmitten von Winter erfuhr ich endlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer ist.“ Diese Worte sollten daran erinnern, dass es auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Kraft gibt, um Positives zu schaffen. „Wir müssen Zuversicht und Tatkraft an den Tag legen und uns nicht von Sorgen und Angst leiten lassen“, dies sei seine Überzeugung.

Die für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichneten Christopher Paul (v. l.) und Armin Wolf freuen sich über die Anerkennungen mit Pascal Seidel. © Gans

Neujahrsempfang: „Es war ein gutes Jahr für uns“

Und trotz der vielen Herausforderungen war das Jahr 2024 für Oftersheim erfolgreich, davon ist er überzeugt. Die Gemeinde sei schließlich bekannt dafür, das Beste aus jeder Situation zu machen. Zahlreiche Veranstaltungen wie „Musik im Park“, das Ortsmittefest und das Jubiläum zum 100. Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr zogen zahlreichen Besucher aus Oftersheim und darüber hinaus an. Der Gemeinderat hätte richtungsweisende Entscheidungen getroffen, darunter die Schaffung von generationenübergreifendem Wohnraum durch den Bebauungsplan Dietzengässl. Dort, wo sich aktuell das Interimsgebäude für den Kindergarten St. Kilian befände entstünde ein modernes Kindergartengebäude, welches Raum für drei Kindergarten- und eine Krippengruppe bieten werde. Auch auf die Baustelle in der gesamten Sofienstraße, die noch das ganze Jahr 2025 andauern wird, wies er hin. An dieser Stelle bedankte er sich schonmal bei den Anwohnern für das Verständnis bei weiteren Verkehrsbeeinträchtigungen – in Oftersheim ein durchaus häufig diskutiertes Aufregerthema.

Im Bereich Klimaschutz wurden ein integriertes Konzept und Maßnahmenpakete beschlossen, neue Ladesäulen errichtet und das Carsharing-Angebot erweitert. Auch energetische Sanierungen und Investitionen in die Kanalinfrastruktur wurden begonnen. „Das Geld im Boden zu verbuddeln, ist in diesem Fall die richtige Entscheidung“, witzelte Seidel.

Die Finanzlage erfordere jedoch zunehmend eine Priorisierung der Mittel. So würde zwar ein kommunale Wohngebäude in der Eichendorffstraße zur Zeit energetisch auf Vordermann gebracht, die Sanierung weiterer Gebäude könnten aber erst dann in Angriff genommen werden, sobald die finanziellen Rahmenbedingungen dies zuließen. Seidel dankte seinen Kollegen vom Gemeinderat für die respektvolle Zusammenarbeit. „Ich bin Ihnen allen sehr dankbar für diesen Umgang mit- und untereinander.“ Bei der Wahl im Juni seien fünf neue Mitglieder hinzugekommen – bei gleichbleibender Verteilung der Sitze auf die Parteien.

Das erfolgreiche Format „Jugendhearing“, bei dem im Herbst 60 Kinder und Jugendliche teilgenommen hätten, solle fortgeführt und weiterentwickelt werden, um engagiertejunge Menschen bei der Mitgestaltung der Gemeinde zu unterstützen. Ein erstes Projekt, die Rollschuhbahn, sei bereits in Planung und werde 2025 realisiert.

Volles Haus beim Neujahrsempfang in der Kurpfalzhalle. Die Plätze reichten nicht für alle Besucher, einige hatten sich auch gerne dafür entschieden, zu stehen. © Wolfgang Gans Altlussheim

Sportlich war 2024 ebenfalls erfolgreich. Die erste Mannschaft der SGO und die Handballer der HG Oftersheim/Schwetzingen konnten Wiederaufstiege feiern. Ganz besonders habe er sich gefreut, dass seine Vorhersage vom letzten Neujahrsempfang eingetreten sei und dernoch 18-jährige Oftersheimer Max Moerstedt sein Bundesligadebut bei der TSG Hoffenheim geben konnte. Auch die Weitspringerin Malaika Mihambo erwähnte er mit Stolz. „Sie erzielte beeindruckende Erfolge, darunter eine Goldmedaille bei der Europameisterschaft und eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen.“

Neujahrsempfang in der Kurpfalzhalle: Was kommt auf Oftersheim zu?

Sein Blick auf 2025 sei durchaus freudig und optimistisch. Die vorgezogene Bundestagswahl im Februar stelle eine logistische Herausforderung dar, aber sie sei essenziell für die Demokratie – trotz der verkürzten Vorbereitungszeit. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den demokratischer Parteien werde laut ihm immer wichtiger, um den Herausforderungen der Zeit zu begegnen. „Wahlen sind Grundpfeiler unserer Demokratie“, darauf wies der Bürgermeister explizit und eindringlich hin. Die groß angelegte Parkraum-untersuchung für das gesamte Gemeindegebiet werde die Bürger Oftersheims direkt einbeziehen. „Ein emotionales Thema“, weiß Seidel, „aber es ist unsere Aufgabe, die geltenden gesetzlichen Regelungen umzusetzen.“ Da weiterhin Wohnraum benötigt werde, solle in Kürze der Erschließungsvertrag zum Baugebiet Stimplin/Obere Hardtlache unterzeichnet und das Bauvorhaben aktiv vorangetrieben werden. Eine weitere Bushaltestelle in Oftersheim werde barrierefrei, der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur und die Umstellung von Straßenlaternen auf LED seien ebenfalls geplant.

Pascal Seidel betonte, sich wieder auf zahlreiche Veranstaltungen im kommenden Jahr zu freuen und nannte die Konzerte „Musik im Park“ sowie das nächste „Weintasting“ und den 37. „Tag des Waldes“.

Das Trio „Mobile Gentlemen“ aus Karlsruhe mit sorgten von Beginn an auf und neben der Bühne für stilvolle Untermalung des Abends. © Wolfgang Gans Altlussheim

Seine Ansprache schloss er mit einem weiteren Zitat, nun von Mahatma Gandhi: „Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.“ Dies solle als Inspiration dienen, gemeinsam die Herausforderungen des neuen Jahres anzugehen.

Im Anschluss verlieh Pascal Seidel zum ersten Mal den Rosa-Hilde Hetzel-Preis. Frau Hetzel hat der Gemeinde 25 000 Euro vermacht mit der Auflage, diesen Betrag zur Förderung von Schülern für besonderes soziales Engagement einzusetzen. Die drei Jugendlichen Marie Knoth, Nina Czerwenka und Leonas Behrendt haben sich in verschiedener Weise über das normale Maß hinaus engagiert und wurden dafür mit einer Urkunde und jeweils einem Gutschein belohnt.

Auch drei langjährig ehrenamtlich Tätige wurden geehrt. Christopher Paul, Trainer der U17-Junioren sowei der U13-Juniorinnen der SGO Oftersheim, wurde 2024 von einer Fachjury zu Deutschlands Amateurcoach des Jahres gewählt. Eine Bürgerurkunde in Gold erhielt Armin Wolf für seine 25-jährige aktive Vorstandstätigkeit im Gesangverein Germania. Kuno Mädel, der ebenfalls für insgesamt 60 Jahre ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet werden sollte – 35-jährige Tätigkeit im Vorstand der Siedlergemeinschaft sowie 25 Jahre in der Tischtennisgemeinschaft Eichenkreuz – war leider verhindert und wird seine Urkunde noch ausgehändigt bekommen. Beim anschließenden Umtrunk nahmen die Gäste das Angebot, weiter im Gespräch zu bleiben, gerne an. Christian Zimmermann von den Freien Wählern hat der Abend gefallen. „Und Scholz hat bei Asül schön sein Fett abbekommen“, sagte er.

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