Schwetzingen. „Premiere bestanden“ und „das hat er wirklich gut gemacht“ – diese Kommentare waren am Freitagabend im Lutherhaus zu hören beim ersten Neujahrsempfang des neuen Schwetzinger Oberbürgermeisters Matthias Steffan. Kein Wunder, er konnte ja auch schon in den Jahren zuvor üben, denn zuletzt hatten sich Vorgänger Dr. René Pöltl und er als Bürgermeister sich die Redeaufgaben ja meistens aufgeteilt. „Dieser Neujahrsempfang ist auch für mich etwas ganz Besonderes. Es ist der erste, zu dem ich die Bürgerinnen und Bürger als Oberbürgermeister der Stadt Schwetzingen einladen darf“, sagte er eingangs seiner Rede.
Zuvor hatte Elfriede Fackel-Kretz-Keller die Ehrengäste begrüßt – als ehrenamtliche OB-Stellvertreterin, weil es ja noch keinen neuen Bürgermeister gibt. Sie hat ihre Sache sehr gut gemacht und wünschte sich zum Schluss ihrer Rede, dass in Zeiten des Krieges und der brennenden Welt Brücken gebaut werden für ein friedliches Zusammenleben.
OB Steffan setzt mit dem Empfang die Tradition seiner Vorgänger fort. Was gut sei, solle beibehalten werden. Aber es gab auch neue Akzente: „Gleichzeitig haben wir einige Veränderungen vorgenommen, sodass ich mich heute sehr freue, dass die Kolleginnen und Kollegen unserer Fachämter und unserer Musikschule an ihren Ständen zu aktuellen Themen aus Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, des Tourismus, der Bildung, des Generationenbüros, der Stadtentwicklung, des Ordnungsamtes und der Feuerwehr, für Fragen zur Verfügung stehen und sich auf Austausch freuen“, so der OB.
Neujahrsempfang: Mut und Zuversicht bewahren
Bei allen schwierigen Begleitumständen in der Welt wünscht Matthias Steffan „unserer Stadtgesellschaft, dass sie weiterhin zusammensteht und mit Mut und Zuversicht auf die Herausforderungen blickt, die das Jahr mit sich bringen wird“. Der Jahreswechsel sei nicht nur ein Moment des Rückblicks, sondern auch eine Zeit der Hoffnung und der positiven Erwartungen. Schwetzingen habe viele Herausforderungen gemeistert. Er sei stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Er dankte auch den Stadträtinnen und Stadträten für deren konstruktive Zusammenarbeit über alle Fraktionsgrenzen hinweg. Das Jahr biete die Möglichkeit, Perspektiven neu auszurichten und dabei Chancen zu entdecken. In Zeiten des Wandels sei es besonders wichtig, den Blick nach vorne zu richten.
Zuerst ging der Oberbürgermeister aber auf einzelne Momente des zurückliegenden Jahres ein: „Das große Jubiläum war der 300. Geburtstag unseres Kurfürsten Carl Theodor. Der winterliche Geburtstag unseres Kurfürsten wurde in Schwetzingen zu einem Winter, der eigentlich ein Sommer war. Es war erstaunlich zu beobachten, wie die Leidenschaft für unseren Kurfürsten die kühleren Temperaturen in sonnige Tage verwandelte. Ich würde sagen einfach typisch Sommerresidenz und typisch Schwetzingen. Veranstaltungen wie die kurfürstliche Tafel beim Schwetzinger Herbst, die Vorträge, die Illumination des Schlosses mit rund 10 000 Besuchern in vier Tagen, aber auch unsere Kabinettausstellung im Karl-Wörn-Haus haben alle Erwartungen hinsichtlich des Interesses an Carl Theodor übertroffen, sodass wir als Stadt auch in den kommenden Jahren das Leben und Wirken des Kurfürsten einer breiten Öffentlichkeit näherbringen möchten. In unserem Kulturbereich sind wir uns diesbezüglich einig“, kündigte Steffan an.
Dank ans Kurfürstenpaar
Einen großen Anteil am Gelingen habe das neue Kurfürstenpaar gehabt, das Steffan jetzt willkommen hieß: „Als Stadt sind wir unheimlich stolz darauf, seit letztem Jahr wieder einen Kurfürsten und eine Kurfürstin in unserer Stadt zu haben, die in eleganter, charmanter und gewinnender Art Stadt und kurfürstlichen Hof repräsentieren. Sie sind eine besondere Visitenkarte unserer Stadt. Franziska Schulz und René Kolb machen das hervorragend. Ich bedanke mich natürlich auch bei Emilia I., die ebenso charmant als neue Spargelkönigin unterwegs ist.“
Dann nannte der OB einige Errungenschaften aus 2024: „Nach 15 Jahren harter Arbeit freuen wir uns zusammen mit den Bürgern, dass jetzt beide neuen S-Bahnhaltepunkte im Hirschacker und in der Nordstadt in Betrieb sind. Schon jetzt zeigt sich aus Rückmeldungen, dass die Nachfrage auf einen Umstieg auf die S-Bahn und damit auf den ÖPNV groß ist.“ Kürzlich habe er gesagt, die HG sei der einzige Handball-Drittligist mit eigenem S-Bahnhaltepunkt, aber jetzt wisse er, dass auch die Reserve der „Löwen“ eine habe – aber mit weiterem Fußweg, sscherzte Matthias Steffan.
2024 sei ein Jahr der kommunalpolitischen Veränderungen und ein Superwahljahr gewesen mit Europa-, Kreis- und Gemeinderatswahlen im Juni und der Oberbürgermeisterwahl im September. Bei den Europawahlen habe sich im Ergebnis der Bundestrend auch in Schwetzingen abgebildet. „Bei den Kreistagswahlen ist uns für Schwetzingen ein Superlativ gelungen, sodass uns mit Sarina Klein, Sabine Walter und Neza Yildirim jetzt drei Kreisrätinnen und mit Ex-OB Dr. René Pöltl ein Kreisrat im Gremium vertreten“, so der OB. Im Gemeinderat seien seit der Wahl 20 bisherige Stadträtinnen und Stadträte vertreten und sechs neue. Mit einer Frauenquote von mehr als 46 Prozent liege man fast 20 Prozent überm Landesschnitt.
Das Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl wolle er lieber nicht näher erläutern. „Dennoch kann ich mit großer Freude und Demut sagen, dass ich es als eine Ehre empfinde, heute Abend in diesem Amt vor Ihnen zu stehen.“ Die Wahl seines Nachfolgers als Erster Bürgermeister – bewusst nannte er auch jeweils die weibliche Form – durch den Gemeinderat erfolge am 22. Januar.
Dann gab’s kurzerhand noch einen Ausflug in die Weltpolitik und deren mögliche Auswirkungen auf hiesige Kommunen: „Im November fand die 29. Weltklimakonferenz in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, statt, bei der die Nationen erneut über die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels diskutierten und um verbindliche Vereinbarungen rangen. Ich erzähle das, weil Anfang Juni unser Atem stockte, als wir über den Newsticker lesen mussten, dass unsere Partnerstädte Schrobenhausen und Karlshuld – Bürgermeister Lederer ist eigens angereist – von einem verheerenden Hochwasser getroffen wurde. Der Landkreis und unsere Partnerstadt erlebte eine der schlimmsten Hochwasserkatastrophen ihrer Geschichte. Die Paar, ein Nebenfluss der Donau, kaum größer oder breiter als unser Leimbach, wurde zu einem reißenden Monster und verursachte Schäden in Höhe von 35 Millionen Euro“, schilderte der Oberbürgermeister.
Sofortige Hilfe angeboten
Eine sofort eingeleitete Spendenaktion der Stadtverwaltung und des Städtepartnerschaftsvereins habe geholfen, die Feuerwehr habe Unterstützung signalisiert. Man setze das gemeinsame Engagement für kommunalen Klimaschutz fort: „Schon jetzt laufen die Planungen für den Klimatag im Juli in Schrobenhausen und ich freue mich , dass diesmal auch die Gymnasien beider Städte ein Teil davon sein werden“, kündigte Matthias Steffan an. Dem gemeinsamen Gedenken an Ex-Dekan Werner Schellenberg, an Polizeipräsident Siegfried Kollmar und an Schlossrestaurant-Wirt Andreas Bante schloss sich dann ein Ausblick an. Und ein Appell, die Bemühungen für Demokratie nicht aufzugeben, zur Wahl zu gehen und einen Kurs mitzubestimmen, der unserem Land in der globalisierten Welt weiterhelfe.
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