Oftersheim. Es kommt zu einem Unfall mit einem Elektrofahrzeug, jemand ist danach eingeklemmt oder es steigt sogar Rauch auf – ein Szenario, das für viele immer noch einem absoluten Alptraum gleich kommt. Ein Unfall ist schlimm genug. Aber mit einem E-Auto? Das weckt oft mehr Ängste als bei Fahrzeugen mit Verbrennermotor. Zu Unrecht, wie Statistiken zeigen und die Feuerwehr bestätigt. Diese Art von Unfällen sind nicht per se gefährlicher und auch die Explosionsgefahr ist nicht höher, die sowieso die absolute Ausnahme darstellt. Bei Unfällen und Bränden gilt es jedoch für die Floriansjünger, auf einige Besonderheiten zu achten. Am Samstag probte die Freiwillige Feuerwehr Oftersheim gemeinsam mit der Feuerwehr Schwetzingen und der Werksfeuerwehr der TIB Chemicals AG aus Mannheim mehrere Unfallszenarien.
Spezialunternehmen bringt Stromer nach Oftersheim
Einen ganzen Tag lang stand das E-Auto im Fokus, für den das auf derartige Schulungen spezialisierte Unternehmen Q4Flo aus Maulbronn mit einem Schulungsfahrzeug angereist war. Neben dem Feuerwehrhaus wurden unterschiedliche Einsatzszenarien geprobt. Schulungsleiter Lars Eppinger hatte hypothetische Situationen wie etwa Auffahrunfälle, seitlichen Aufprall auf einen Baum mit Personenbergung oder überhitzten Akkus vorbereitet, die nacheinander durchgespielt wurden. Immer wieder gab er Hinweise und Tipps und führte Nachbesprechungen durch. Rauchbomben wurden gezündet, um die Situationen möglichst wirklichkeitsnah darzustellen, eingeklemmte Fahrer wurden gerettet und Akkus gekühlt.
„Liegt die Temperatur der Batterien bei 60 Grad ist das schon hoch. Steigt sie allerdings auf 80, ist die Situation extrem kritisch“, erläuterte er. Daher müsse die Temperatur fortlaufend mit der Wärmebildkamera kontrolliert werden und, falls nötig, mit viel Wasser gesenkt werden. Neben Kommandant Andrea Danieli waren auch Kommandant Lars Oehring aus Schwetzingen und seine Vertreterin in spe, Birgit Kritter, anwesend. Auch die Drohne kam zum Einsatz und flog oft über den inszenierten Einsatzort.
All dies erregte schnell die Aufmerksamkeit von Passanten, sodass immer wieder Schaulustige angezogen wurden, deren Fragen gewohnt bevölkerungsnah und sofern die Situation dies gerade zuließ, beantwortet wurden. Schulungsleiter Lars Eppinger betonte: „Die Einsätze bei einem E-Auto entscheiden sich in vielem nicht besonders von denen bei anderen Fahrzeugen. Und die Akkus sind immer gut geschützt.“
Tipps vom Fachmann für Besitzer von E-Autos
Er riet allen Besitzern von E-Autos, darauf zu achten, dass nach einem Unfall der Motor aus sei und bliebe. Denn dies sei bei dieser Fahrzeugart und besonders in Stresssituationen nicht immer einfach sicherzustellen: „Zum einen gibt es Start-Stopp-Systeme, zum anderen gibt es Modelle, die sich automatisch einschalten, sobald die Sensoren feststellen, dass sich jemand auf dem Fahrersitz befindet.“ Wichtig sei auch, den Parkmodus einzustellen und bei der Unfallmeldung anzugeben, dass es sich um ein Elektrofahrzeug handele.
Birgit Kritter verriet: „Zudem können wir, sobald wir das Kennzeichen kennen, feststellen, um welche Art von Fahrzeug es sich handelt und welche Antriebsart es hat.“ Denn nicht immer sei optisch erkennbar, dass es sich um E-Fahrzeuge handelt, zum Beispiel, weil manche mit Fake-Auspuffrohren ausgestattet seien. Im Einsatzleitwagen könnten die Einsatzkräfte dann die sogenannte Rettungskarte ausdrucken und mit zum Einsatz nehmen, da die Einsatzfahrzeuge aus Sicherheitsgründen mit etwas Abstand zum verunfallten Fahrzeug parkten.
Explosionen bei Akkus von E-Bikes kommen selten vor
Andrea Danieli bestätigte: „Explosionen sind bei allen Kfz ziemlich unwahrscheinlich. Actionfilme vermitteln ein falsches Bild. Jedoch muss man bedenken, dass Supercharger-Ladestationen mit Hochspannung arbeiten, im Gegensatz zu Wallboxen in der Garage. Letztere sind besonders sicher, sollten aber, wie alle technischen Geräten, korrekt und fachmännisch installiert sein.“ Explosionen bei Akkus von E-Bikes kämen ebenfalls selten vor. Passiert es doch, sei dies in der Regel auf den Einsatz von Billigbatterien zurückzuführen, „Es hat einen Grund, dass gute Markenakkus für E-Bikes mehrere 100 Euro kosten“, so der Kommandant. Besser sei, nicht zu Lasten der Sicherheit zu sparen und die Fahrrad-Akkus, im Gegensatz zu Kfz, nicht unbeaufsichtigt über Nacht zu laden.
Der Kommandant betonte die gute Zusammenarbeit mit den Schwetzinger Kollegen, die weiter ausgebaut werden soll. Lars Oehring stimmte ihm zu und meinte: „Elektrofahrzeuge haben uns nicht mehr Einsätze verschafft.“ Er ergänzte: „Solche gemeinsame Übungen sind wichtig und eine gute Gelegenheit, Kameradschaft über die Gemeindegrenze hinweg zu pflegen. Die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert bei uns gut. Gut ist auch, die Taktik der anderen zu erleben, was für Synergieeffekte sorgt.“
Mehr Informationen zum Verhalten bei Unfällen mit Elektrofahrzeugen findet man im Internet unter www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/elektroauto/e-auto-loeschen
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