Erziehung

Gewaltfreie Kommunikation - wie geht das mit Kindern?

Vier Stufen bei der Entwicklung: Bei einem Impulsvortrag zur gewaltfreien Kommunikation erläutert Katrin Akdeniz die verschiedenen Lebensphasen und den Umgang damit.

Von 
Natalie Gabler
Lesedauer: 
Katrin Akdeniz hat einiges an Equipment zum Impulsvortrag mitgebracht, um ihre Worte anschaulich zu machen. © Natalie Gabler

Oftersheim. Eltern sein ist oft nicht leicht. Wer Kinder hat, wird im Laufe der Jahre vor etliche knifflige Situationen gestellt. Strategien zur gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Bertram Rosenberg bot am Montagabend Erzieherin Katrin Akdeniz bei einem Impulsvortrag im Bürgersaal Oftersheim. Rosenberg war ein US-amerikanischer Psychologe und international tätiger Mediator. Er entwickelte das Konzept der gewaltfreien Kommunikation und gründete das gemeinnützige Center for Nonviolent Communication. Sein Konzept sieht vier Schritte vor – Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte – und diese sind miteinander verbunden. Sie müssen vollständig durchlaufen werden, um gewaltfrei zu kommunizieren. Das Überspringen oder Auslassen eines Schrittes kann dazu führen, dass die Kommunikation nicht als „gewaltfrei“ wahrgenommen wird. Die einzelnen Phasen sind: Beobachten ohne zu bewerten, Gefühle wahrnehmen und ausdrücken, Bedürfnisse erkennen und Verantwortung dafür übernehmen sowie Bitten oder Wünsche formulieren, die auch wirklich welche sind.

„Warum verhält sich mein Kind so?“ - Vortrag über gewaltfreie Kommunikation

Die angehende zertifizierte Beraterin eines speziellen Erziehungs- und Beratungskonzeptes ging dabei auf Fragen ein wie „Warum verhält sich mein Kind so?“ „Was sind die Auslöser, was genau sind seine Bedürfnisse?“

Nach einem 4-Stufen-Konzept von Kathy Weber, das als Hauptbedürfnis die Bindung in die elterliche Verantwortung stellt, beleuchtete sie anschaulich die unterschiedlichen Phasen, die Kinder durchlaufen: Von 0 bis 2 Jahren geht es ums „Überleben“ - hier spielt die elterliche Fürsorge die tragende Rolle. Um „Sicherheit“ geht es im Alter von zwei bis fünf unter elterlicher Führung. Das Gefühl der „Zugehörigkeit“ brauchen Kinder mit elterlicher Liebe unbedingt zwischen sechs und acht und elterliche „Achtung“ beeinflusst maßgeblich das Verhalten des Kindes in der letzten Autonomiephase ab neun Jahren.

Mehr zum Thema

Schulveranstaltung

Bärenstarke Kinder: Rotary Club fördert Samuel Kolbs Programm in Oftersheim

Veröffentlicht
Von
Connie Lorenz-Aichele
Mehr erfahren
Vom Flüchtlingslager zum Zuhause (Teil 4)

Ein Oftersheimer Ortsteil im steten Wandel

Veröffentlicht
Von
Benjamin Jungbluth
Mehr erfahren
Umfrage

Wohin fahren die Oftersheimer im Sommer?

Veröffentlicht
Von
Connie Lorenz-Aichele
Mehr erfahren

„Unser Ziel ist es, wegzukommen von Bedrohung und Belohnung, da diese manipulativ ist. Viel besser ist es immer, in die Kommunikation zu gehen“, riet sie. In Rollenspielen mit Handpuppen griff sie diverse Alltagssituationen auf, die Eltern mit Kindern häufig erleben. Das Prinzip von Kathy Weber ist darauf ausgerichtet, Kindern in unterschiedlichen Lebensphasen zwischen null und neun Jahren unter elterlicher Führung unterstützend eigene freie Räume zu ermöglichen, sich auszuprobieren und gleichzeitig das Oberbedürfnis „Sicherheit“ zu erfüllen, indem elterliche Verantwortung übernommen wird.

Akdeniz sprach klare Worte: „Jeder Mensch versucht, sich mit seinem Verhalten, um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Ein wütendes Kind verhält sich nicht so, um seine Eltern zu ärgern, sondern um ein Bedürfnis auszudrücken und sich zu erfüllen. Das entgegen geschmetterte ‚Kackscheiß-Mama‘ bedeutet also nicht mehr als: Ich bin gerade überfordert und weiß nicht, wie ich es schaffen kann, mein Bedürfnis zu stillen. Mama, hilf mir.“

Erziehungsberaterin: Nicht nur eine Lösung, sondern mehrere Strategien

Die Erziehungsberaterin schilderte, dass es nicht nur eine Lösung, sondern immer mehrere Strategien gebe, Bedürfnisse zu erfüllen. Herauszufinden sei, was das Kind gerade braucht und was man selbst zum Helfen benötigt. „Die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen, um zu helfen, kann überfordernd, aber auch sehr schön sein. Wenn Sie Lösungen finden, wird das sehr befreiend sein“, motivierte sie und gab weitere Impulse zur gewaltfreien Kommunikation: „Formulieren Sie positiv, streichen Sie das Wort Nein aus Ihrem Wortschatz. Sagen Sie anstelle von „Geh nicht auf die Straße“ besser „Bleib auf dem Gehweg!“ Statt „aber, müssen und sollen“, könne man dem Kind spielerische Alternativen anbieten.

Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"

Im Anschluss des einstündigen Vortrags beantwortete Akdeniz Fragen der interessierten Teilnehmer zum Umgang mit den Sprösslingen. Der generelle Wunsch nach mehr Raum für Eltern, um den steigenden Druck im Alltag besser aushalten zu können, wurde geäußert. Es kristallisierte sich das Spannungsfeld der Eltern heraus, ihr Kind einerseits nicht einzuschränken und gleichzeitig dessen Wohl nicht zu vernachlässigen. Dieses Konzept könne hier eine Orientierung geben und Eltern helfen, in stressigen Situationen eine klare Linie zu finden. Man dürfe sich ruhig trauen, auch mal nein zu sagen. Wichtig sei am Ende, eine Balance der eigenen Bedürfnisse und denen des Kindes zu finden, so die Erzieherin.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke