Oftersheim. Beim bayerischen Frühschoppen der Handballgemeinschaft am Sonntag stand das Thema „100 Jahre Handball in Oftersheim“ im Fokus. Der Musikverein begrüßte die Gäste zu Bier und Weißwurst mit der Waldfest-Polka. HG-Vorstandsmitglied Michael Zipf moderierte die halbstündige Talkrunde mit den Handballgrößen vergangener Jahre Roland Seidel, Karlheinz Urschel und Klaus Braun.
Urgestein Seidel, erfolgreicher Spieler und Trainer, sowohl beim TSV Oftersheim als auch beim TV Schwetzingen, erzählte von der Bedeutung des Feldhandballs. Anfang der 1950er Jahre wurde auch über den Winter gespielt. Die Jugendlichen sind mit den Fahrrädern bei Schneetreiben zu Auswärtsspielen gefahren.
Umziehen mussten sie sich im Freien oder in Nebenzimmern von Wirtschaften. 1958 in der ersten Bezirksliga waren die großen Mannschaften etwa Ketsch, Leutershausen und Birkenau. Oftersheim sei Jahr für Jahr aufgestiegen bis zur Bundesliga, „auch durch Leute, die wir gezielt zu uns geholt haben“.
Mit Nationaltorhüter Edwin Muth habe das Team damals einen hervorragenden Torwart gehabt. Die Körpergröße habe noch keine so große Rolle gespielt, erinnerte er sich: „Nur Alfons Ruhnau überragte uns alle.“ Höchstens zweimal die Woche habe man trainiert, meistens nur mit einem Ball: „Da ist man nicht oft zum Werfen gekommen.“
Mehr auf die Taktik geschaut
Karlheinz Urschel, erfolgreicher Spieler auf dem Feld und in der Halle, war viele Jahre Trainer beim TSV Oftersheim und führte den Verein in die zweite Liga. Er berichtete vom Training im Feldhandball. „Heute wird mehr Wert gelegt auf Technik, damals mehr auf Taktik. Man hat vorher die Gegner angeschaut“, erinnerte er an Bernd Kuchenbecker, 1952 Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft, der als Trainer nach Oftersheim gekommen war. Er habe mit dem Training in der Halle angefangen: „Wir hatten große Mühe, uns umzustellen.“ Feldtraining bedeutete Lauftraining, meinte Urschel: „Viele Spurts und zum Abschluss noch einmal ein 400-Meter-Lauf.“ Klaus Braun, der als junger Spieler aus Reilingen zum TSV wechselte, eine der bekanntesten Handballpersönlichkeiten der Region und Trainer in Plankstadt, Reilingen und bei der HG, erzählte vom Qualifikationsspiel um den Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft 1975, das der TSV vor 1300 Zuschauern knapp mit 13:14 gegen den letzten Feldhandball-Meister TSG Haßloch verlor. Haßloch gewann dann im Finale beim Favoriten TuS Nettelstedt, ebenfalls mit einem Tor Unterschied: „Das ärgert mich noch heute. Eigentlich könnten wir dort stehen.“
In der badischen Oberliga war für Oftersheim der Spielort im Hallenhandball in Brühl oder in der Rheinhalle in Ketsch. Die Karl-Frei-Sporthalle gab es erst ab 1970. „Wir wurden besser. Auch in der Halle haben wir dann einen guten Weg gemacht“, so Seidel. Er erinnerte an die gute Jugendarbeit von Anfang an.
Urschel ging auf den Aufstieg in die zweite Bundesliga 1983 ein, mit vielen Eigengewächsen. „Wir hatten einige sehr gute Spieler, es war aber auch die gesamte Mannschaft, mit der wir vor allem die Heimspiele erfolgreich absolviert haben“, erklärte er. Durch die mannschaftliche Geschlossenheit habe man sich lange in der zweiten Liga halten können. Braun erinnerte ebenso an „starke Zweitligazeiten“.
TSV-Funktionär löscht das Licht
Niederlagen wie das 16:32-Debakel in Göppingen vor 3500 Zuschauern wurmen ihn aber immer noch: „Diese Mannschaften hatten Weltklassespieler, aber zu Hause haben wir oft doch gegen starke Gegner gewonnen.“ Als die Mannschaft einmal im Spiel gegen Malsch zu Hause mit zwei Toren zurückgelegen habe, sei das Licht ausgegangen, kam Urschel mit einer Anekdote. Das Spiel sei daraufhin abgebrochen worden. Dumm nur, dass der Schiedsrichter vom Badenwerk gewesen war und sich das Trafohäuschen genauer angeschaut hatte: Dort hatte ein TSV-Funktionär den Schalter umgelegt. Die Punkte gingen natürlich nach Malsch. Trotzdem habe man in der Runde noch gut abgeschnitten, meinte Urschel. Roland Seidel, damals Trainer auf Malscher Seite, bestätigte das lachend: „Die Punkte haben uns nichts genutzt, aber wir hatten in Zukunft ein Auge drauf, dass so etwas nicht mehr vorkommt.“
Früher habe man sich nach Siegen oder Niederlagen immer noch zusammengesetzt, so Roland Seidel. Die Fusion zur HG Oftersheim/Schwetzingen sei „überraschend gut und ohne Probleme“ verlaufen, meinte Urschel: „Die Spieler heute mögen genauso ihren Weg machen wie wir damals.“
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