Oftersheim. Es war ein Nachmittag voller Reime, Lachen und Nachdenken. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Bezirk Schwetzingen lud die Gemeinde Oftersheim in den Seniorentreff ein. Rund eine Stunde lang nahm die ehemalige Gymnasiallehrerin Dorothee Oettli ihr Publikum mit auf eine lebendige Reise durch die Welt der Lyrik.
Seit über 40 Jahren widmet sich Dorothee Oettli ihrer Leidenschaft für Kunst und Literatur. Auch an diesem Nachmittag zeigte sie, wie leicht sich Menschen für Gedichte begeistern lassen können, selbst wenn sie bisher keinen besonderen Bezug zur Lyrik hatten. Sie las nicht einfach vor, sondern erzählte viel mehr, mal ernst, mal mit einem Augenzwinkern. Dabei erklärte sie, was zwischen den Zeilen mitschwingt, und brachte jedes Gedicht mit klarer Artikulation, feinem Sprachgefühl und lebendiger Gestik zum Klingen.
Im Mittelpunkt standen Klassiker von Wilhelm Busch, Heinrich Heine, Heinz Erhardt und Joachim Ringelnatz. Ihre Themen drehen sich um Liebe und Missverständnisse, um kleine Schwächen und Gesellschaftskritik, die sich oft hinter einem Lächeln versteckt. „Humor hat immer zwei Ebenen“, erklärte Oettli. „Zuerst ist etwas lustig, doch die zweite Ebene ist oft eine Kritik, etwa an Obrigkeiten. Es steckt immer eine Botschaft darin.“ Immer wieder war im Raum ein Schmunzeln zu sehen, wenn Oettli pointiert vorlas.
Lesung in Oftersheim: Wenn Worte ein Eigenleben entwickeln
Wie stark Worte wirken und was sie anrichten können, zeigte sie besonders eindrücklich am Gedicht „Das Schaf“ von Eugen Roth. Darin beschimpft ein Mensch einen anderen mit dem Wort „Schaf“. Keiner der beiden will die Beleidigung zurücknehmen, und so bleibt sie, bildlich gesprochen, wie ein herrenloses Wesen in der Welt stehen. Es erinnerte fast an eine lebendige Gedichtinterpretation in der Oberstufe.
Für die Lacher des Nachmittags sorgte schließlich Heinz Erhardt mit seinem Gedicht „Die Made“. Die ersten Zeilen lauten: „Hinter eines Baumes Rinde, wohnt die Made mit dem Kinde. Sie ist Witwe, denn der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte.“ Ein Herr aus dem Publikum brachte eigene Gedanken ein, erzählte Witze und sorgte für zusätzliche Heiterkeit. Die Leute schmunzelten beim Vorlesen, manche sprachen die Verse leise mit und lachten über Erhardts feinen Wortwitz.
Oettlis persönlicher Favorit ist „Bei den Ameisen“ von Joachim Ringelnatz. „Das zitiere ich gerne bei Wanderungen, wenn mal keine Lust mehr da ist, weiterzulaufen“, erzählte sie mit einem Augenzwinkern: „In Hamburg lebten zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen. Bei Altona, auf der Chaussee, taten ihnen die Beine weh. Und da verzichteten sie weise, dann auf den letzten Teil der Reise.“ Ein Gedicht, das ebenso humorvoll wie menschlich ist.
Zum Abschluss erhielt die Referentin ein kleines Präsent: eine Flasche Rosé und ein Brillenputztuch mit einem Bild von Oftersheim. „Das ist aber lieb, das hab ich bisher noch nicht so bekommen“, freute sie sich sichtlich gerührt. Die nächste Veranstaltung dieser Reihe findet am 3. November um 15.30 Uhr statt. Dann spricht Angela Stotz zum Thema „Alt werden und jung bleiben“ – erneut im Seniorentreff Oftersheim.
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