St. Kilian

„Illuminierte Auszeit“ in Oftersheimer Kirche: „Zeit schenken zum Runterkommen“

Sie findet zum dritten Mal statt, ist aber eine etablierte Veranstaltung – die römisch-katholische Kirchengemeinde in Oftersheim lädt zur „Illuminierten Auszeit“ ein. Wir haben mit Mitorganisatorin Gabriele Heid gesprochen.

Von 
Nicolai Lehnort
Lesedauer: 
Von innen macht eine Kirche ja meist ein beeindruckendes Bild – das Licht und die Farben tun ihr Übriges. © Lackner

Oftersheim. Weihnachten naht. Was jedes Jahr so kurz vorm Wechsel zum nächsten Kalender eingeklemmt ganz schön weit weg scheint, kommt am Ende dann doch immer recht schnell. Für viele Menschen ist das mit Stress verbunden. Das kann unterschiedlichste Gründe haben – vom eigentlich harmlosen Abarbeiten der Liste mit zu Beschenkenden bis hin zu möglicherweise drastischeren, persönlichen Hintergründen.

Die römisch-katholische Kirchengemeinde Schwetzingen lädt in Oftersheim in der Adventszeit gerne zur „Illuminierten Auszeit“ nach St. Kilian ein. An diesem Sonntag, 17. Dezember, ist die Kirche von 16 bis 20 Uhr geschmückt, bunt beleuchtet und geschmackvoll dekoriert. Was genau hinter der Veranstaltung steckt, beantwortet im Vorfeld Mitorganisatorin Gabriele Heid vom Gemeindeteam St. Kilian im Gespräch mit dieser Zeitung. 

Wie entstand die Idee zur „Illuminierten Auszeit“?

Gabriele Heid: Die Idee entstand in einem kleinen Kreis im Jahr 2019. Nach langem Engagement im Familiengottesdienst-Team waren unsere eigenen Kinder inzwischen erwachsen geworden. So entstand bei uns der Wunsch, sich neuen Aufgaben zu widmen. Wir wollten alternative Andachts- oder Gottesdienstformate für Erwachsene anbieten und bildeten quasi einen kleinen Ausschuss, den wir „Ü30“ betitelten. Wir sammelten Ideen und hielten Augen und Ohren offen. Schließlich wurden wir von einem Angebot der Gemeinde in Eppelheim inspiriert, die eine „Kirche im Kerzenschein“ anbot. So nahm unsere Idee erstmals mit dem ursprünglichen Titel „Lichterzauber“ Gestalt an.

Zum wievielten Mal findet die Veranstaltung eigentlich statt?

Heid: Tja, eigentlich wollten wir unsere Idee erstmals 2020 umsetzen, jedoch machte uns da Corona leider einen Strich durch die Rechnung und wir mussten den Start um ein Jahr verschieben. 2021 war es dann so erfolgreich und die Besucher waren regelrecht ausgehungert nach der langen Durststrecke mit Maske, Abstandsregeln und Social Distancing. Mit Einbahnstraßenregelung, Ordnern, Desinfektionsmittel und geregeltem Einlass schufen wir im zweiten Corona-Winter eine Oase der Besinnlichkeit, Entspannung und Ermutigung. Wir erhielten viel Lob und Dankbarkeit von den Besuchern sowie die dringende Aufforderung:„Machen Sie das bitte, bitte nächstes Jahr wieder, es war soooo schön!“. Und so waren wir natürlich motiviert auch in 2022 – da dann zum Glück ohne Corona-Auflagen – in die zweite Runde zu gehen, welche ebenfalls wieder sehr gut angenommen wurde. Seither ist die Veranstaltung eine feste Größe in unserem Jahreskalender und findet somit am Sonntag zum dritten Mal statt.

Mehr zum Thema

Katholische Kirche

„Illuminierte Auszeit“ in Oftersheim stillt die große Sehnsucht nach Licht

Veröffentlicht
Von
Gabi Heid
Mehr erfahren
Geschichte

Kirchenjahrbeginn: Sanierung und Neugestaltung von Glocken in Oftersheimer Kirchen

Veröffentlicht
Von
Hans-Peter Sturm
Mehr erfahren
Weihnachtszauber

Heimelige Adventsstimmung rund ums Heimatmuseum in Oftersheim

Veröffentlicht
Von
Sabine Zeuner
Mehr erfahren

Wer steckt genau hinter der Organisation?

Heid: Christiane Baumann und ich haben die „Illuminierte Auszeit“ ins Leben gerufen. Wir haben uns jeweils sechs verschiedene Stationen überlegt, die die Besucher im eigenen Tempo erkunden können. In diesem Jahr stieß Stefanie Liccione unterstützend zum Planungsteam dazu und wir hatten im Oktober unser erstes Vorbereitungstreffen. Zuerst haben wir Ideen gesammelt und das Material für die Umsetzung notiert und beschafft. Stationskarten sowie Plakate und Handzettel mussten erstellt werden und einige E-Mails gingen natürlich hin und her. Das Pfarramt unterstützte uns mit Ausdrucken, Laminierungen und der Werbung und übernimmt die finanziellen Aufwendungen. Außerdem haben wir am Tag selbst viele Helfer aus unserem FAGO- und Gemeindeteam beim Auf- und Abbau sowie am Getränkestand. Auch unsere Ministranten sind mit duftender Waffelbäckerei mit an Bord und die Pfadfinder helfen an der Bastelstation und sorgen für das Adventsfeuer vor der Kirche.

Wem möchten Sie eine Auszeit bieten – und wovon?

Heid: Gerade in diesen unruhigen Zeiten, die geprägt sind von Unsicherheit, Krieg, Gewalt und Terror möchten wir einen Ausgleich schaffen und unsere Aufmerksamkeit auf die Nächstenliebe, den Frieden, aber auch auf uns selbst lenken. Wir möchten Groß und Klein Zeit schenken zum Runterkommen vom Arbeits- und Alltagsstress, vom Weihnachtsstress und den täglichen Anforderungen.

Was verbindet die „Illuminierte Auszeit“ untrennbar ausgerechnet mit dem Advent?

Heid: Wir wüssten nicht, welche Zeit sich besser zum heimeligen Beleuchten anbieten würde als der Advent. Licht hat einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und erhellt unsere Gemüter. Licht gibt uns Hoffnung und zeigt uns den Weg hin zur Krippe, zur Ankunft Jesus Christus, dem Licht der Welt.

Zur "Illuminierten Auszeit" gehören auch Requisiten. Archivbild: Lackner © Lackner

Wie groß ist der religiöse, christliche Hintergrund abseits dessen, dass St. Kilian der Veranstaltungsort ist?

Heid: Wir heißen alle Menschen willkommen und jeder kann selbst entscheiden, ob er die Stationen durchlaufen möchte, die zum Nachdenken und Mitmachen einladen und jeweils auch einen religiösen Bezug haben oder ob er einfach in den Bänken verweilt und die illuminierte Atmosphäre genießt und auf sich wirken lässt.

Wie aufwendig ist das Ganze technisch - was steckt dahinter?

Heid: Für die Technik ist Thomas Heid zuständig, der die Kirche mit energiesparenden LED-Strahlern in eine einmalige, heimelige und besinnliche Location verwandelt. Schon beim Betreten bleiben viele Besucher einfach stehen und fühlen sich gleich umhüllt von der ganz besonderen Atmosphäre. Unterlegt wird das Ganze durch sanfte weihnachtliche Musik und an die hundert Kerzen sorgen für Gemütlichkeit. Schon im Kirchgarten weisen Lichtertüten den Besuchern den Weg.

Was möchten Sie Besuchern als Botschaft mit auf den Weg geben – jetzt im Vorfeld, aber auch mit der „Illuminierten Auszeit“ selbst?

Heid: Am besten unser Motto „Anhalten – Auftanken – Weitergehen“: Die Besucher sollen anhalten und verweilen, sie sollen Kraft und Energie auftanken, um weiterzugehen – dem bevorstehenden Weihnachtsfest entgegen.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke