Oftersheim. Wer am Freitag zur Vernissage oder zu späteren Zeitpunkt die Ausstellung „Hommage – Schätze aus der Garage“ von Markus „Patch“ Müller und seiner Frau Petra in Oftersheim besuchen möchte, sollte definitiv mentale Aufnahmefähigkeit mitbringen. Denn wenn der Zweirad-Fanatiker anfängt, über seine Ausstellungsstücke und deren Hintergründe zu erzählen, hört er vor lauter sprudelnder Leidenschaft so schnell nicht wieder auf.
Das zeigt sich einige Tage vor der Vernissage beim Besuch im Gewölberaum des Gebäudes Eichendorffstraße 2. Die Ausstellung befindet sich noch im Aufbau, die fertig hergerichteten Stücke sind zu weiten Teilen noch mit Tüchern verhangen. Für die Zeitung macht „Patch“ Müller allerdings ein paar Ausnahmen und präsentiert die eine oder andere Installation. Zeit zum Fragenstellen ist kaum und notwendig ist es eigentlich auch nicht, denn schon die Menge an Informationen, die er von sich aus bereitstellt, würden für mehrere Artikel reichen.
Ein Rundumerlebnis
„Die Idee, für hier etwas zu machen, kam mir, als ich den Gewölberaum mal von außen durch das Fenster gesehen habe, da war er leer“, erinnert sich Müller. „Und man muss wissen: Mein Grundproblem ist sozusagen, wie viele Mofas und Mopeds ich sowieso schon besitze.“ So kam eins zum anderen. Manche von Müllers Schätzen befinden sich ohnehin grade in Museen, doch die Ausstellung in Oftersheim soll etwas anders funktionieren.
„Ich will mit den Stücken besondere Geschichten erzählen“, erläutert er. Es gehe darum, das Alleinstellungsmerkmal der einzelnen Fahrzeuge zu finden und zu präsentieren, in Verbindung mit einem Rund-umerlebnis mit zusätzlichen Bildern, Accessoires und sogar Gerüchen oder Videoinstallationen. Da wäre zum Beispiel ein Vélosolex, ein französisches Modell mit Baujahr 1981 – Müllers Geburtsjahr – in einer ungewöhnlichen hellblauen Farbe. „Ich habe das Mofa gesehen und hatte sofort die Vision, damit nach Paris zu fahren, wo ich vorher noch nie war“, berichtet Müller und fängt dabei sofort an allerlei Details über das Fahrzeug sowie die zusätzlichen Elementen der Installation aufzuzählen – auf die sich die Besucher freuen können, denn der Motorradfan wird selbst durch seine Ausstellung führen. Zu dem französischen Mofa gehören ein altes Bild des Eiffelturms, ein Wegweiser mit Entfernungsangabe nach Paris und alter Weltatlas. „Da stehen die ganzen Feldwege noch drin, auf denen ich mit der Vélosolex überhaupt fahren konnte“, erläutert Müller das Konzept. Auch der Korb auf dem Gepäckträger beziehungsweise dessen Inhalt sind integraler Bestandteil von dem Erlebnis und der Erfahrung, die Müller den Besuchern seiner Ausstellung bereiten möchte. Zu dem, was Müller plant, gehört auch ein gutes Stück Spontaneität, denn ein mögliches Ausstellungsstück kommt vielleicht erst während der Zeit der Ausstellung überhaupt an – oder vielleicht auch nicht. Es handelt sich dabei um einen speziellen Umbau eines Fahrzeugs, von dem mehrere Mechaniker Müller mitgeteilt hatten, dass er eigentlich technisch unmöglich sei.
Dann fand er schließlich eine Schweizer Firma, deren Chef von der ungewöhnlichen Idee, die für Laien gar nicht so leicht zu verstehen ist, begeistert war und die nun gemeinsam mit Müller an dem Fahrzeug arbeitet. Gut gefüllt und besuchenswert wäre die Ausstellung allemal auch so, denn die Leidenschaft des Ausstellers ist spürbar und beeindruckend. Doch die Ausstellung hat noch einen weiteren Aspekt, nämlich einen sozialen. „Wir haben hier eine Milchkanne aufgestellt, in die Besucher ihre Spenden werfen können“, erklärt Müller. Das Geld geht an das Oftersheimer „Café Vergissmeinnicht“, das sich an Demenzkranke richtet, die von dem Geld beispielsweise einen Ausflug machen können. „Ich zeige hier vergessene Sachen und finde es deshalb passend, dass die Spenden an Menschen gehen, die in der Gesellschaft vergessen werden“, erläutert der Aussteller den Hintergrund.
Er hofft auch, dass sich für die Besucher des Cafés eine Möglichkeit bieten wird, die Ausstellung zu sehen. „Viele der Stücke sind sehr alt. Diese Menschen haben sicherlich einen völlig anderen Blickwinkel auf sie und ich könnte mir vorstellen, dass einiges davon besondere Gefühle in ihnen auslöst.“ Grundsätzlich bietet Müller auch an, dass Gruppen von Menschen mit Behinderung die Ausstellung besuchen können. „Ich mache dann gerne einen Sondertermin und erkläre alles zugeschnitten auf die jeweiligen Personen“, versichert er. Sehbehinderte dürften die Stücke zum Beispiel auch gerne anfassen, „was im Museum ja normalerweise nicht geht.“ Auch Kindergartengruppen könnten sich per Mail an Müller wenden. Dass alleine durch seine völlig verschiedenen Ansätze unterschiedlichste Menschen die Ausstellung schätzen werden, ist erwartbar.
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